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Brann 01 - Seelentrinkerin

Brann 01 - Seelentrinkerin

Titel: Brann 01 - Seelentrinkerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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Kaiserlichen Siegel nach Silili heimkehren, damit ich den Narren, die meinen, das Siegel habe irgendeine Bedeutung, die Tänze, wie sie mich gutdünken, zeigen kann.«
    »Du bist unverschämt, Hina.«
    »Ja, Saö-jura Meslar.« Taguiloa nölte die Anrede, bis sie auf eine Beleidigung hinauslief.
    »Aus allem anderen machst du dir offenbar wirklich nichts, nicht wahr?«
    »Stimmt.«
    »Du könntest dank des göttlichen Schutzes, den du genießt, gewaltige Macht ausüben, Hina.«
    »Von allem, was du willst, will ich nichts, Temueng.«
    Maratullik verkniff die Augen. »Seltsamerweise habe ich den Eindruck, dir Glauben schenken zu dürfen. Ich verstehe dich nicht, aber ich will dir glauben.« Er winkte einen Wächter zu sich. »Hol ein paar Sklaven, sie sollen die Sachen der Schausteller packen, dann laß sie von einer Empushad zu meinem Haus geleiten, sorge dafür, daß sie sich dort einrichten können.« Er unterbrach die Antwort des Gardisten, wandte sich wieder an Taguiloa. »Nun verschwinde aus dem Palast. Und bis zum morgigen Sonnenuntergang hast du aus Durat verschwunden zu sein.«
    »Mit Freuden. Was ist mit dem Siegel?«
    »Ich werde dir die Urkunde zustellen lassen, bevor du abreist. Noch etwas? Wie kann ich dir anderweitig zu Diensten sein?« Die knappe Ausdrucksweise der Linken Hand deutete eine Warnung an, Maratullik stand an der Grenze dessen, was er gutwillig mitmachen mochte.
    »Wie wär's mit einem Flußschiff und einer Empushad Kaiserlicher Gardisten, um uns sicher in den Süden zu bringen?« Maratullik biß die Zähne zusammen, sein Gesieht lief rot an, der Atem schnaufte ihm durch die Nase. Sprechen konnte er nicht, zwar öffnete er den Mund, aber heraus drang nur ein Knurrlaut. Taguiloa lachte. «Schon gut! War bloß 'ne Frage. Wir kommen allein zurecht.« Er drehte sich um, hüpfte zum Ausgang, die anderen schlossen sich still und zufrieden an, der Wächter folgte ihnen. Harra hatte ihre Fingerglöckchen angelegt, und nach einigen Schritten begann sie einen flotten Takt zu schlagen, pfiff dazu eine geeignete Melodie, verwandelte den Abgang der Truppe in einen Triumphmarsch.

6. Weiter
    N OCH EIN LETZTES M AL polierte Brann die Teekanne, stellte sie dann in ihr samtenes Polster; sie schloß den Deckel der Schachtel, schob den flachen kleinen Haken in die Öse. Ich werde Chandro bitten, sie in Perando für mich zu hinterlegen. Brann lächelte. Ein Seemann wie mein Sammang ist er, und wie einige andere Seeleute, die ich kannte. Sie blickte auf, als sie den Ruf eines Albatros hörte, der niedrig über dem Schiff seine Kreise zog. Yaril äußerte sich auf diese Weise zu irgend etwas, wahrscheinlich einem anderen Schiff. Hoffentlich gibt es keine Schwierigkeiten aus Silili. Doch das konnte nicht sein, noch nicht, es ist unmöglich, daß man im Tekora-Palast das Geschehene bereits aufgeklärt hat. Sie ließ sich auf dem Stuhl abwärtsrutschen, bis ihr Nacken auf der Rücklehne ruhte, schwang die Beine auf den Tisch und schlug die Fußknöchel übereinander, lag ausgestreckt da, betrachtete versonnen die Deckenbalken der Kabine, verdrängte die jüngsten Vorfälle in Silili aus dem Bewußtsein, dachte über ihre Irrfahrt und das Ende nach. Sie lebten in sonderbaren Zeiten. Götter und Sterbliche gelangten sich gegenseitig in die Quere, rangelten und stritten, jeder wollte etwas anderes, alle verbreiteten Lügen, als wären es Samen zur Saatzeit, nichts war wirklich das, was es zu sein schien.
    Plötzlich legte das Schiff sich schräg, der Stuhl wankte und kippte um, so daß Brann auf den Boden plumpste. Sie sprang auf und zum Tisch, konnte die Schachtel gerade noch erhaschen, ehe sie vom Tisch rutschte. »Das war knapp. Vermutlich 'ne Sandbank, sie entstehen hier und lösen sich wieder auf. Wahrscheinlich war's das, was Yarils Ruf zu bedeuten hatte.« Branns Hand strich über den glatten Lack der Schachtel. »In die Truhe mit dir!«
    Sie steckte die Schachtel in die schwere Seemannstruhe am Fußende des Betts, kleidete sich an und machte sich auf den Weg zum Schiffskoch, damit sie etwas zwischen die Rippen bekam.
    Der Jade-König zog das Schwert aus der Scheide und lächelte, als er die neueren Blutspuren auf der Klinge sah. »Ist der Fluch noch in Kraft?«
    »Durchaus.«
    »Gut.« Der Jade-König gab seinem Wesir einen Wink. »Bezahl sie!«
    Und das war alles. Brann verließ ihn, ohne erfahren zu haben, wem er das Schwert zu schenken beabsichtigte, weshalb er bei der Beschaffung derartige Umwege hatte

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