Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Brann 01 - Seelentrinkerin

Brann 01 - Seelentrinkerin

Titel: Brann 01 - Seelentrinkerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
Vom Netzwerk:
die Gewandelte, einst aus Arth Slya, nun gehörte sie nirgends mehr hin. Und wer wußte, was Yaril und Jaril wirklich waren? »Noch ein Fremdling dürfte nicht weiter auffallen.« Er lachte. »Wie lange wird's dauern, ihn herzuholen?« Er kehrte sich Tari zu, breitete die Hände aus. »Verzeih mir, ich sollte nicht so großzügig sein, was die Besucher deines Hauses betrifft!«
    Mit schmaler Hand winkte Tari Schwarzdorn ab. »Ich will nicht unbedingt sagen, daß ich in deiner Schuld stehe, doch du darfst von mir aus alle Welt herbringen, ohne daß ich mich beklagen werde.«
    »Er wartet draußen.« Jaril rannte zur Tür.
    Taguiloa schlenderte zum Diwan, kniete vor Tari nieder, nahm ihre Hand. »Ursprünglich glaubte ich, ich würde diese Truppe leiten.« Er hob Taris Hand, drückte die Lippen aufs Handgelenk, preßte sich die Hand an die Wange. »Du hast mir dein Leid verschwiegen.«
    »Ich hab's nicht einmal mir selbst eingestanden.« Tari entzog ihm ihre Hand. »Taga, mein kleines Schätzchen«, — sie flüsterte so leise, daß nur er sie hören konnte —, »siehst du nicht, wie sonderbar dieses ganze Geschehen ist? Dieses Zusammenkommen der Magie mächtiger Fremdlinge? Was führt sie zueinander? Und wer bewirkt es?« Sie krümmte einen Finger, berührte mit dessen Knöchel Taguiloas Kinn. »Sie macht mir Sorgen, deine Gönnerin, ich durchschaue sie nicht. Ich sollte derlei, nachdem sie mir soviel Gutes getan hat, nicht sagen, aber ich gebe dir den Rat, hüte dich vor ihr, Sommerfliege! Warum tut sie das alles?«
    »Sie hat ihre Gründe.«
    »Und du kennst sie. Weshalb ist das für mich ein Anlaß, um mich gar noch stärker um dich zu sorgen? Nein, erreg dich nicht, mein kleiner Schatz! Ich werde keine weiteren Fragen stellen.« Mit dem Finger strich sie über die Umrisse von Taguiloas Ohr und hinab in seinen Nacken. »Dein Trommler kommt, Taga.« In ihrer Stimme klang ein Lachen an.
    Taguiloa wandte sich um. Auf der Schwelle stand unsicher ein m'darjinischer Knabe, umklammerte Trommeln, die halb so groß waren wie er, zehn mochte er sein, vielleicht zwölf, er hatte blauschwarze Haut und große braune Augen, das Haar glich einer mit schwarzen Sprungfedern eng besetzten Kappe. Hände und Füße schien er von jemandem mit viel größerem Körper geborgt zu haben, hingegen ähnelten die Arme dünnen Zweigen mit runden Knoten, wo die Gelenke saßen.
    »Sein Name lautet Negomas«, sagte Jaril. »Sein Vater war ein M'raj-Schamane, er hat irgend etwas getan — was, das weiß Negomas nicht —, das ziemlich übel gewesen sein muß, es kostete ihn das Leben, und nun wollen die M'darjin nichts mehr mit Negomas zu schaffen haben, es ist, als hätte er sich bei seinem Vater mit etwas angesteckt und könnte seinerseits sie anstecken, aber es verhält sich keineswegs so, ich habe mich davon überzeugt, und du weißt, daß ich mich darin auskenne.« Er zog den Jungen herein.
    Negomas grinste ängstlich. Seine Gestalt war verkrampft, er bibberte vor Eifer und Hoffnung.
    »Sind das deine Trommeln?« erkundigte sich Taguiloa.
    »Ja, meine Trommeln.« Negomas grinste breiter, Keßheit funkelte in den weiten braunen Augen auf. »Ich wachse noch, eines Tages werde ich zu ihnen passen.« Er fuchtelte mit einer großen knochigen Hand. »Einige Zeit wird's noch dauern.« Er zuckte zusammen, als Jaril ihn ans Bein trat. »Saöm«, fügte Negomas höflich hinzu.
    »Dann trommle mir was vor. Etwas, wozu ich tanzen kann.« Taguiloa streifte die Sandalen von den Füßen, betrat die Mitte der ausgelegten Matten und wartete, schüttelte die Gliedmaßen, rüttelte sich von den Fußknöcheln bis zum Kopf und von den Handgelenken bis zu den Schultern durch. Er lächelte dem Knaben zu, blickte dann vor sich hin, ohne irgend etwas Bestimmtes anzusehen, richtete seine gesamte Aufmerksamkeit darauf, nicht nur mit den Ohren, sondern mit dem ganzen Körper zu lauschen.
    Er hörte ein verschwommenes Wirbeln von Lauten, dann einige zaghafte rasche Schläge mit ungewöhnlichen Obertönen, sie hatten eine ähnliche Klangfülle wie die tieferen Töne von Harras Daroud. Danach begannen die Trommeln mit erhöhter Kraft zu dröhnen. Taguiloa blieb vorerst bei seinen Lockerungsübungen, lauschte lediglich, bis die Klänge ihm unter die Haut fuhren, in seinem Blut zu pochen anfingen; daraufhin spannte er die Arme an, bog den Leib von Seite zu Seite, ließ sich von der Musik zu einem Purzelbaum rückwärts ohne Benutzung der Hände anregen, ging in eine Reihe

Weitere Kostenlose Bücher