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Brann 02 - Blaue Magie

Brann 02 - Blaue Magie

Titel: Brann 02 - Blaue Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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sie.
    Der goldfarbene Lichtbogen zerfiel in zwei Lichtkugeln, die ungleichmäßig flackerten, dann durch das Schutzfeld abwärtssanken und sich auf Deck in zwei erschöpfte Kinder verwandelten.
    Tungjii wankte zu dem aneinandergeklammerten Dreigespann, tatschte an Daniels Arm, zeigte auf den Weinschlauch und verschwand gleichfalls.
    Brann regte sich; sie ließ Ahzurdan nicht los, noch war sie dazu nicht imstande. Sie glomm und schimmerte wie eine Lampe aus Alabaster, in ihrem Fleisch konnte man die Knochen erkennen. Mit Ahzurdan verhielt es sich ebenso, auch er gleißte, sein Knochengerüst war genauso wie ihres sichtbar, in seinen Händen und dem Gesicht sah man dunkle Linien wie von einer Handschrift.
    Er rührte sich, ein heiseres Aufstöhnen vollkommener Erschöpfung brach sich aus seiner vom langen Absingen magischer Worte rauhen Kehle Bahn; sofort verstummte er, die Hände fielen ihm auf die Oberschenkel. Der Wehrzauber löste sich auf, die Skia Hetaira pflügte ohne Behinderung durch die Wogen der See.
    Wieder schwamm die Godalau voraus, ihre durchsichtigen, glasartigen Umrisse ähnelten der Erinnerung an einen Traum. Keine heftigen Winde wehten mehr, der Dampf war fort, rings um das Schiff war das Wasser wieder von gewohnter Kühle, die einzigen verbliebenen Anzeichen der überstandenen Auseinandersetzung waren die geschwärzten Löcher in den Segeln und die verkohlten Flecken im Holz.
    Daniel stemmte sich aus Ahzurdans und Branns Nähe hoch, saugte am Zahnfleisch und schüttelte den Kopf, als er sah, daß die beiden noch auf den Knien verharrten und sein Zurückweichen gar nicht bemerkten. Er betrachtete seine Hände, und es erleichterte ihn, daß sie genau wie sonst aussahen, nicht wie übersinnliches Alabaster, sondern daß er nur die braungebrannte Haut und die helleren Handteller sah, ganz wie gewohnt. Seine Gliedmaßen schmerzten, sein ganzer Körper fühlte sich an wie damals, nachdem er auf Harsain zum erstenmal mit den Shafarin eine Kanufahrt unternommen hatte, als er hatte wissen wollen, wie es im Leben eines nomadischen Jägers zuging. Dies Abenteuer hatte sich während eines kürzeren Intervalle zwischen Tätigkeiten an Bord von Raumschiffen zugetragen — wann war das gewesen? Ja, nachdem er im Anschluß an ein lautes Wortgefecht mit zuviel della Farangan die Brocken hingeschmissen gehabt hatte. Anschließend hatte er auf einem richtig prächtigen Schiff angeheuert, um die Sandkörner aus den Zähnen und den Schmutz gründlich aus den Poren zu kriegen, den Geschmack des angebrannten Fleischs der Beute aus dem Mund, auf der Prismentänzerin Stella Fulvinas, einer in ihrer stahlharten Art recht beeindruckenden Frau, völlig unkompliziert. Bei ihr wußte man immer, woran man war, was man zu erwarten hatte. Was die Arbeit betraf, verlangte sie viel, aber über sie brauchte man sich nicht den Kopf zu zerbrechen. Er schlang den Weinschlauch von der Schulter und schnippte den Stöpsel heraus. Der Wein vertrieb seine Müdigkeit. Aus Behagen seufzte er, dann spritzte er nach kurzem Überlegen ein wenig Wein auf eine kleine Verbrennung; er grinste, als sich die geschwärzte Haut ablöste und mit ihr auch der Schmerz wich. »Tungjii, alter Freund, du hast 'n tollen Geschmack, was Wein angeht, das muß man schon sagen.« Er griente Brann und Ahzurdan an und kroch dann zu den Wandelkindern, die nicht weit von ihm als bleiche, schlaffe Kindsgestalten auf dem Deck lagen. »Hier«, sagte er. »Trinkt 'nen Schluck. Wird euch zumindest wieder genug Kraft zum Atmen geben.« Er musterte sie und lachte. »Oder was ihr statt dessen macht.«
    Während die Kinder tranken und dabei buchstäblich wieder Farbe bekamen, trennten sich Brann und Ahzurdan endlich. Brann hob eine Hand und richtete sie gen Himmel. Aus ihren gestreckten Fingerspitzen schoß ein langer, weißer Lichtstrahl empor, teilte die Dunkelheit, verschwand schließlich zwischen den Wolken. Sie schloß die Hand, und der Lichtstrahl erlosch. Ahzurdan wartete, bis sie fertig war, dann entledigte er sich der überschüssigen Kraft auf ganz ähnliche Weise, nur benutzte er beide Hände.
    Daniel grinste Jaril zu und langte nach dem Weinschlauch. »Wenn du noch mehr trinkst, kannst du doch nicht aufstehen, Jay.«
    Der Junge kicherte. »Ich komme allemal zurecht.«
    »Na schön, aber gib schon her.« Daniel bot den Weinschlauch Brann an, die noch fahl glomm, als wäre ihre Haut straff über Mondlicht gespannt, aber todmüde und sehr besorgt wirkte. »Tungjiis

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