Brann 02 - Blaue Magie
wütend. Ganz bestimmt! So leicht kriegst du mich nicht!
Du bist nicht dumm, was, kleines Frettchen? Ja, ich war es, der dir diesen Streich gespielt hat. Ich bezweifle, daß du mir jemals dafür danken wirst, aber eigentlich solltest du es. Ich habe damals den alten Grigoros gehaßt, als er mich ans Freudenhaus verkaufte, doch er hat mir eine Gefälligkeit erwiesen. Er lächelte, als Kori den Blick auf ihre zu Fäusten verkrampften Hände senkte, während der Amortis-Diener »Blau!« bekanntgab; sie lächelte noch, während er ihr die blaue Kugel in die Hand drückte, sie sie nur mit widerspenstiger Unwilligkeit entgegennahm, sich anschließend hinsetzte und auf den Fußboden starrte, weder Mak-sim ansah, noch sonst irgend jemanden, bis man das rote und das Goldene Los gezogen hatte. Er sah ihre Schultern beben; sie drehte den Kopf, blickte ihn nochmals an, doch diesmal mit einem Ausdruck des Triumphs in der Miene und in den Augen, der ihm unbegreiflich blieb. Was habe ich außer acht gelassen? fragte sich Maksim. Mit dir hat es mehr auf sich, mein streitbares Mädchen, als ich dachte.
Was ist es? Ich werde es erfahren, Kind, am Ende werde ich es wissen. Schwerfällig erhob er sich, wartete ab, bis die Amortis-Diener die auserwählten Kinder (zwei Knaben und das Mädchen) zu ihm heraufgeführt hatten, an seine Seite. Er spürte die Hitzigkeit von Koris Zorn, die Mühe, die es sie kostete, ruhig zu bleiben.
Er streckte die Hände in die Höhe. »Es ist vollbracht.«
Seine Stimme dröhnte, hallte durch den ganzen Saal. »Ehre den Erkorenen und ihrem Leben im Dienst, Ehre euch allen für eure Bereitwilligkeit. Drei Tage lang dürft ihr euch die Stadt ansehen, vergnügt und erbaut euch.«
Maksim schaute den Kindern nach, wie sie — wieder in zwei Einerreihen — den Saal verließen. Der jüngste Knabe blickte sich ständig nach den Auserwählten um, Betroffenheit im Gesicht; er stolperte gegen seinen Vordermann, fand aber ohne Hilfe das Gleichgewicht wieder, ging steif zum Portal hinaus. Maksim sah Kori an und erkannte in ihrem Mienenspiel etwas wie ein Spiegelbild der Bestürzung des Knaben. Dein Bruder, wie? Ist das der Grund deines Triumphierens, daß ihn das Los in diesem Jahr verschont hat? Ich werde es herausfinden. Aber nicht jetzt. Würdevoll verbeugte er sich vor den Erwählten, sagte jedoch nichts, gab lediglich ein Zeichen, um sie wegbringen zu lassen. Er stand an der Brüstung, schaute hinab in den Saal, bis die letzten Geräusche verstummten, und rieb sich zerstreut die Brust. Zwar mußte er auf der Totenfeuer-Insel sein, bevor der eine Knabe dort eintraf, doch bis dahin blieben noch sechs Stunden Frist, und er wußte noch nicht, was er in dieser Zeit zu tun beabsichtigte. Er brauchte Schlaf. Er mußte sich Todichi Yahzis Berichte über die Tätigkeit des Rates anhören, den er zusammengerufen hatte, darüber befinden, wen er daraus entlassen oder wen er hinzuziehen wollte, und entscheiden, welche sonstigen Änderungen empfehlenswert sein mochten. Zudem mußte er sich noch einmal die magisch verhüllte Umgebung Ahzurdans anschauen und überprüfen, ob sich der gute Dan mit seiner Begleitung aus Silagamatys entfernt hatte; falls es so war, konnte er ihnen Amortis auf den Hals schicken. Seine langen Finger trommelten auf den Marmor der Brüstung, es verdroß ihn, wieviel allzu schnell getan werden mußte; dann begab er sich in sein Arbeitszimmer, um mit der leichtesten und dringendsten aller Aufgaben den Anfang zu machen.
10. Auf dem Wege zum Angeketteten Gott: Brann,Yaril, Ahzurdan und Daniel Akamarino, unterstützt durch Tungjii und Godalau.
SZENE: Daniel Akamarino findet ein geeignetes Schiff für die Weiterfahrt. Ahzurdan ist voller Mißmut, er sitzt gewissermaßen in der Kammer fest, weil er die Schutzzauber nicht unbeaufsichtigt lassen kann, ohne sich und die anderen zu gefährden. Auf dem Schiff Skia Hetaira geht die Reise von Silagamatys nach Haven.
»Hab' Glück gehabt.« Daniel Akamarino kauerte sich neben den Bettler und reichte ihm den Weinschlauch. »Hab' ne Gönnerin gefunden.«
»Aaah.« Der Alte spritzte sich einen langen Strahl strohgelben Weins ins zahnlose Maul und unterbrach dann das Trinken, ohne ein Tröpfchen zu verschütten. Er wischte sich den Mund ab und gab Daniel den Weinschlauch zurück. »So'n Dröppken hab' ich nich mehr trunken seit dat Nacht, als der olle Parast Tampopopea sich besoff wie 'n Sumpfschwein und im Ti'ma Dor sechs Fäßken anstechen
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