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Brann 02 - Blaue Magie

Brann 02 - Blaue Magie

Titel: Brann 02 - Blaue Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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ließ.«
    »Wie schön«, sagte Daniel und schmunzelte. Er gönnte sich auch einen Schluck und schob dann den Stöpsel wieder fest ins Mundstück. »Ruhiger Tag heut'.«
    »Ja, noch. Tag der Auslosung. Komm am Nachmittag, da ist mehr los. Also, willst 'nen Bettelschein?«
    »Nh-nh, meine Gönnerin will heute abend auslaufen. Sie mag kein Aufsehen, sie möchte so unauffällig absegeln wie der Wind ein Flüstern verweht.«
    »Ach so.« Die warzigen Lider des Alten zuckten, eine weißliche Zungenspitze fuhr über seine Oberlippe, verschwand im Mund. »Ich find's gut, wie du dat Flöte spielst.« »Aha.« Daniel schlang sich den Tragriemen des Weinschlauchs um die Schulter, hockte sich zurecht und holte seinen Recorder hervor. Er betrachtete ihn, während er eine Minute lang nachdachte, dann ließ er eine geruhsame, musikalisch weitschweifige, schwermütige Melodie laufen, die an den Zuhörer keine Ansprüche stellte, aber das Gehör ansprach; nach einer Weile erregte sie Aufmerksamkeit, lockte Leute an. Der Alte lugte nur noch angestrengt durch Augenschlitze, wirkte sehr schläfrig. Daniel wölbte die Brauen, schaltete die Aufnahme ab. Er feixte, spielte einen munteren Tanzrhythmus; danach packte er den Recorder wieder ein. Die kleine Gruppe Zuhörer schnippte begeistert mit den Fingern, aber Daniel hatte keine Lust zu noch mehr Darbietungen, auf keinen Fall, bevor sie etwas für den genossenen Ohrenschmaus gezahlt hatten. Er saß so gelassen wie der alte Bettler da, scheinbar genauso einfältig. Die Leute lachten, warfen Münzen in den Betteltopf und zerstreuten sich, Händler kehrten zurück an ihre Marktstände, der Rest widmete sich erneut dem Einkaufen.
    Der Alte klaubte die Münzen aus dem Topf und steckte sie ein. Versonnen blinzelte er den Weinschlauch an, seine Zunge beleckte die Lippen. »Wirklich ruhig, was?« Er kratzte sich in den grauen und weißen Stoppeln seiner Backen. »Ich will dich nich aufhalten, wenn du zu'n Hain fahrn wills.«
    »Die Haie sind schwer zu finden, wenn man die Gewässer nicht kennt.«
    »Aaah. Eleias Laux sucht Fracht, vielleicht fährt er aber auch ohne, wenn ein Fahrgast viel zahlen tut. Sein Schiff heißt Skia Hetaira.« Der Bettler griff sich den Weinschlauch und trank, bis man hätte meinen können, er müßte platzen, aber da setzte er ihn mit der gleichen Sorgfalt wie vorhin ab. »Liegt drunten im Westend vom Hafen.
    Schwarzes Schiff, 'ne Ketsch, die Flagge hat 'nen Stern mit vier Zacken, Schwarz auf Weiß. Er steigt immer im >Grünen Krug< ab. Mittags is er meist da.« Er zwinkerte gen Himmel. »Um dat Stund is er öfter da als nich.« Er hielt Daniel den Weinschlauch hin. »Gib ihm 'n Faß oder zwei von dat, und er segelt dein Gönnerin ohne Entgelt bis zu 'n Goldenen Inseln.«
    Daniel Akamarino stand auf, gähnte und rekelte sich. Freundlich lächelte er dem Alten zu. »Schönen Tag noch, mein Freund«, sagte er und taumelte davon.
    »Woher wußtest du, daß er sich auskennt?«
    Verdutzt senkte Daniel den Blick. Neben ihm ging Jaril und schaute ihn aus seinen rätselhaften Kristallaugen an. »Ich bin schon auf vielen Welten gewesen«, antwortete Daniel. »Es gibt immer irgendwen, der sich auskennt, man muß ihn bloß finden. Oder sie oder es, egal, was. Der Alte hat den besten Bettelplatz auf dem Markt, das bedeutet, er hat den anderen Bettlern irgend etwas voraus, ich brauche gar nicht zu wissen, was es ist, nur daß es existiert. Muskeln hat er nicht, folglich muß er's seiner Gerissenheit verdanken, würde ich sagen. Gehirn und Informationen. Deshalb weiß er über alles Bescheid.«
    »Und jetzt hast du vor, Eleias Laux zu suchen?«
    »Hmm, ist ja 'ne Möglichkeit.«
    »Das ist ein bemerkenswerter Weinschlauch.«
    »Inwiefern?«
    »Eigentlich ist er ja nicht so groß.«
    »Hmm.«
    »Es ist schon soviel daraus getrunken worden, daß er längst so gut wie leer sein müßte. Ist er aber nicht, oder?«
    »Auf dieser Welt passieren mancherlei komische Sachen. Ist dir vielleicht auch schon aufgefallen.«
    »Wir haben's gemerkt, ja. Und einige solcher Sachen passieren uns.« Der Junge grinste Daniel an. »Wie fühlst du dich in letzter Zeit?«
    »Bedrängt.«
    »Du bist nicht allein.«
    »Genau das meine ich. Um sich bedrängt zu fühlen, braucht's mehr als eine Person. Gesellschaft ist keine Annehmlichkeit, wenn sie nur das und sonst nichts ist.«
    »Du hast recht. Darf ich einen Schluck trinken?«
    Daniel hob die Brauen. »Du?«
    »Gestern abend durfte ich auch davon

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