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Brann 03 - Das Sammeln der Steine

Brann 03 - Das Sammeln der Steine

Titel: Brann 03 - Das Sammeln der Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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verstehen gab, das Frühstücken beendet zu haben.
    Maksim stellte die Tee schale ab, stand auf und machte eine artige Verbeugung. Ein Mindestmaß an Höflichkeit konnte nicht schaden; ernst brauchte er sie ja nicht zu meinen.
    Die Chuttar ging auf die Verbeugung mit einem anmutigen Wink, weiter allerdings nicht ein. »Ich habe für dich einen Dulic und zwei Maultiere zum Ziehen gekauft.« Sie glättete ihre Haare, schob sich Strähnen hinter ein zierliches Ohr. »Ich bezweifle, daß es im ganzen Norden ein Pferd gibt, das einen Mann von deinem Wuchs tragen könnte.«
    »Aufrichtigen Dank, Chuttar Kumindri. Die Vorstellung, vielleicht so weit reiten zu müssen, hatte mir schon Grausen eingeflößt.« Er tauchte ein Mundtuch in ein Waschschüsselchen, fing sich die Hände zu reinigen an. Als er fertig war, warf er das Tuch beiseite, blickte auf. »Eine Frage ...« Die Frau wölbte die Brauen, winkte erneut mit der Hand. »Ich denke mir, es wäre für uns alle vorteilhafter, du versetztest mich einfach hin. Warum verfährst du nicht so? Du verfügst über reichlich Macht und kannst für eine solche Verrichtung ein wenig Magie erübrigen.«
    »Schlag's dir aus dem Kopf, Settsimaksimin, du wirst die Landstraße nehmen, geradeso wie die Sterblichen, und dich unauffällig betragen. Der Magus ist...« Die Chuttar zuckte mit den Schultern; infolge der Bewegung klapperten ihre Perlen. »Irgendwie ist er darauf aufmerksam geworden, daß ein Magier es auf seinen Talisman abgesehen hat. Durch Untersuchung der Omen, vermute ich. Seinem Ruf zufolge hat er die Finger in der Gegenwart immerzu zwischen den Wurzeln der Zukunft, die alte Spinne. Nachdem er nun gewarnt ist, freut er sich allem Anschein nach über die Herausforderung. Er ist ein überaus scharfsinniger Mann.« Den letzten Satz sprach sie völlig gleichmütig aus, die Wörter drangen tonlos und kühl aus ihrem Mund, als wären sie für sie ohne Bedeutung.
    Maksim verspürte Zorn, verhehlte ihn jedoch. »Ich brauche Geld«, sagte er. »Oder wollt ihr mir die Kosten auch aufbürden?«
    »Mein Hausverwalter hat einen Stadtplan Tok Kinsas, der dir nützlich sein dürfte, und einen Plan der Zivtorony, in der Shaddalakh verwahrt wird. Du wirst beides erhalten, sobald du bereit bist zum Aufbruch. Außerdem hat er für dich eine Börse mit fünfzig Gold-Jaraufs, fünfhundert Takks sowie zwei Handvoll Dugnas. Sieh zu, daß du damit auskommst, Settsimaksimin, mehr wird's von uns nicht geben.« Die Frau betrachtete ihn mit einem geringschätzigen Blick ihrer meergrünen Augen von oben bis unten, dann wandte sie sich ab und schritt hinaus.
    Maksim lachte gedämpft, war mit sich recht zufrieden; er zog nochmals an der Klingelschnur und sagte der Dienerin, die sich daraufhin einfand, sie sollte ihn zum Hausverwalter bringen.
     
    6 Der Stundengong im Trommelturm dröhnte zweimal, als Maksim den Dulic an eine Landungsstelle des Fährbetriebs lenkte. Der rege Verkehr des Vormittags war längst vorüber, weit und breit war Maksim der einzige, der übergesetzt zu werden wünschte. Den Fährmann verdroß es, aus seinem Nachmittagsnickerchen geschreckt zu werden, er ließ sich Zeit beim Aufwinden des Führungsseils vom Grund des Grabens, wo es liegen mußte, wenn die Fähre nicht verkehrte, damit es den Flußbooten nicht die Kiele abriß. Er forderte für seine Mühe einen Takk, fand sich aber nach einer Weile des Jammerns und Stöhnens und Auf-die-Brust-Schlagens mit zehn Dugnas ab. Das war immer noch zuviel, doch Maksim hatte keine Lust zu längerem Feilschen, er mochte damit keine Kraft vergeuden. Er fuhr den Dulic auf das flache Fährboot und befestigte die Räder, während der Fährmann mit Pfiffen seine Söhne rief. Ein kleiner Knabe, der nicht älter als fünf Lenze sein konnte, schlug einen Gong, um Schiffe und Schleppkähne zu warnen; der Fährmann und die zwei älteren Knaben legten sich an der Winde ins Zeug. Das ungefüge Gefährt knarrte und knirschte, ringsum brodelte das Wasser, Ausläufer der Jeppu-Gewächse, die es stellenweise dicht wie Matten bedeckten, schlugen gegen den Rumpf, während der Mann und seine beiden Söhne die Fähre über den Südlauf des Stroms zogen, Schweiß glänzte ihnen auf Armen und Schultern, bis sie wie blankes Kupfer aussahen.
    Als sie am anderen Ufer anlangten, warteten dort bereits mehrere Reiter mit einer Schafherde, die zur Stadt übergesetzt werden wollten, also mußte der Fährmann auf der Rückfahrt seinen Schweiß nicht umsonst vergießen.

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