Brann 03 - Das Sammeln der Steine
Leuten auf der Straße, nicht einmal mit meinen Bediensteten. Ich halte mir einen Kreis auserwählter Liebhaber, Settsimaksimin, ich habe mir die mächtigsten Männer auserlesen, und sie tun, um was ich sie ersuche. Sie würden nichts glauben, was du über mich erzähltest, sie schlügen dir den Kopf ab, ehe du zwei Schmähungn gegen mich geäußert hättest. Das merke dir, ja?«
»Ja.« Dösig fragte sich Maksim, weshalb sie ihm all das erklärte; sie war eindeutig mächtig genug, um für das, was ihr Spiel war, selber die Regeln zu bestimmen. Doch er fühlte sich zu müde, um Fragen zu stellen.
»Mein Doulahar steht am Rande des Kuna Coru. Ja, ich habe ein eigenes Doulahar, und es ist größer und prunkvoller als jedes andere Doulahar in Jorpashil. Ich habe Gärten und genügend Sklaven zu ihrer Pflege. Ich bin reich, Settsimaksimin. Und ich werde noch reicher sein. Ich bin mächtig, Settsimaksimin, und ich will noch mächtiger sein. Wir werden mein Doulahar aufsuchen, Settsimaksimin, mein Sklave.« Sie befingerte die Perlen in ihren Zöpfen und beobachtete ihn wie eine Raubkatze mit meergrünen Augen. »Präge dir ein, wo mein Doulahar steht, Sklave. Dort hast du den Talisman abzuliefern.«
»Ich hab's verstanden.« Maskim versuchte, trotz seiner Müdigkeit ein paar klare Gedanken zu fassen. Nicht in die Höhle? Wollen sie etwa Massulit in das Haus bringen, um mir meine Seelen wiederzugeben? Oder vielleicht haben sie nicht einmal so zu tun vor, als wollten sie ihren Eid einhalten. Ich kann nicht richtig überlegen. Mein Gehirn ist wie abgestandenes Mus.
Danach gönnte sie ihm Ruhe, und er schlief, bis ihre Diener ihn aus dem Reisewagen schleiften, sich dabei die Mühe selbst der mindesten Rücksichtsnahme sparten. Er taumelte in die Kammer, die man ihm zuwies, sackte aufs Bett. Innerhalb weniger Augenblicke war er wieder eingeschlafen.
5 Noch vor Morgengrauen kam die Frau persönlich, um Maksim zu wecken. Er unternahm einen Versuch, in seinem
Schlummer zu bleiben, sie nicht zu sehen, nicht zu hören.
Aber sie duldete nicht, daß er sich ihr auf diese Weise entzog; sie zerrte ihn aus dem Bett, hielt ihn aufrecht, ohrfeigte und zwickte ihn, bis er wach war und blieb; sie sah zart wie eine Rosenblüte aus, verfügte jedoch über die Kräfte eines Ringers sowie über eine Hartnäckigkeit, die sogar Maksims Starrsinn übertraf. Nachdem sie ihn aus dem Zimmer und durch eine Reihe von Fluren geschubst hatte, stieß sie ihn in ein Wasserbecken von den Maßen eines kleinen Teichs voller eiskaltem Wasser. Sie lachte über Maksims Gebrüll der Entrüstung und überließ ihn seinen Waschungen. An der Tür drehte sie sich um. »Das Frühstück gibt es im Terrassenzimmer. Läute, wenn du fertig bist, dann wird ein Diener dich hinführen.« Sie ging hinaus.
Maksim bibberte vor sich hin, knirschte mit den Zähnen. Er erprobte die Wasserhähne, und es gelang ihm, genug Warmwasser ins Becken zu leiten, um den bereits vorhandenen Inhalt ein wenig aufzuwärmen. Während er unvermindert zitterte, laut tausend Flüche ausstieß — hauptsächlich jedoch nur aus dem Grund, um wieder die eigene Stimme, wieder Worte aus seiner Kehle kommen zu hören —, wusch er sich den gesamten in letzter Zeit angesammelten Schmutz vom Körper. Als er aus dem Becken stieg und daneben für ihn bereitgelegte Gewänder vorfand — für seine Größe und sogar nach seinem diesbezüglichen Geschmack angefertigte Kleidung —, mußte er aus vollem Hals lachen. Trotz des Verlusts seiner Seelen und der mißlichen Lage, in der er sich befand, fühlte er sich recht lebendig, es drängte ihn, ans Werk zu gehen. Er zog an der Klingelschnur und ließ sich von einem Diener zum Morgenmahl führen.
Vor ihm standen leere Teller und verklebte Becher, und er schlürfte soeben das letzte Schälchen Tee, als die Chuttar Palami Kumindri hereinschlenderte. Sie trug keinen Schleier, und das Haar hing ihr lose vom Scheitel; es war lang, reichte bis zur Hüfte, und feiner als Spinnweben, Luftzug aus der Richtung der Türen und Fenster brachte es leicht ins Wehen, es kräuselte sich, wallte wie ein Gewucher von Wasserpflanzen in der Strömung. In zahlreichen Windungen hatte sie Perlen um den Hals, Perlen aus Elfenbein, Türkis, Jaspis, Karneol, aus mit Duftstoffen getränktem Holz geschnitzte Perlen, Perlen aus zu Kristall gewordenem Räucherwerk. Sie verharrte gleich hinter der Schwelle, lächelte Maksim zu und streichelte die Perlen, wartete darauf, daß er zu
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