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Brann 03 - Das Sammeln der Steine

Brann 03 - Das Sammeln der Steine

Titel: Brann 03 - Das Sammeln der Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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Rasch gestaltete sich das Gefeilsche immer lauter; Maksim machte die Räder los und trieb das Gespann auf den Landungsplatz. Er schnalzte mit der Zunge, bewog die Maultiere zu einer schnelleren Gangart und nahm die Richtung zu den Dhia Asatas, die sich wie Streifen hellblauer Tinte am noch helleren Blau des Himmels abzeichneten.

 
III. Korimenei
     
    Aufgrund des Drängens ihres Bruders (der ihr als Eidolon zu erscheinen pflegt) ist Korimenei längs der Küste südwärts nach Jade-Halimm gesegelt, der Stadt des Jade-Königs. Sie befindet sich unterwegs, um den großen Talisman Frunzacoache aus dem Essenzenbeutel eines Rushgaramuv-Schamanen zu entwenden und ihn in die Höhle des Angeketteten Gottes zu bringen, wo ihr Bruder darauf wartet, durch ihre Berührung ins Leben zurückgeholt zu werden.
     
    1 »Nein, nein, nein!« schrie Korimeneis Bruder sie an. Das Eidolon des schlafenden Knaben schwebte neben ihr in der Luft; sie stand aufs Fensterbrett gelehnt am Fenster ihrer Schlafkammer und blickte über den geschäftigen Hafen Jade-Halimms aus.
    »Weshalb nicht?« Sie sah einen Küstensegler aus dem Norden einlaufen und die Segel reffen. »Was ist denn daran falsch, 'n Handelsschiff nach Bandrabahr zu nehmen und auf 'n Flußboot nach Dil Jorpashil umzusteigen? Auf dem Weg in ihre Winterlager in den Dhia Asatas ziehen die Rushgaramuv an dem dortigen See vorbei, es müßte leicht sein, dort auf sie zu warten und ihnen zu folgen, bis ich genug weiß, um mir den Talisman greifen zu können. Ich muß zwar 'ne weite Entfernung zurücklegen, aber 'n gut geführtes Handelsschiff kann jederzeit schneller als 'ne Karawane sein, solang's in keine Flaute gerät. Seekrank werde ich nicht, also ist 'ne Seereise allemal für mich angenehmer als der Landweg. Aber am wichtigsten ist, sie ist sicherer, Tre. Ich bin 'ne allein auf Reise befindliche Frau. Ich bin jung und nicht häßlich. Laß mich dir erklären, was das heißt. Es heißt nämlich, daß ich als leichte Beute gelte, Tre. Alles was zwei Beine hat, wird die Gelegenheit nutzen und die Pfoten nach mir ausstrecken.«
    »Kori, du solltest dich reden hören. Du schwafelst daher wie die Kindertante, wenn sie unartige Mädchen über Keuschheit und Jungfräulichkeit belehrt hat. Das bist doch nicht du.«
    »Du meinst, ich denke bloß als Frau? Du hast die vergangenen Tage nicht miterlebt. Aaach! Silili hat mich verdorben, dort hatte ich die Schule im Rücken, aber jetzt bin ich nicht mehr an der Schule, sondern völlig auf mich allein gestellt. Das ist ein Unterschied, Tre. Ein großer Unterschied. Heute morgen bin ich auf dem Markt gewesen. Es glich einem Spießrutenlaufen. Einen Kerl hat Ailiki gebissen. Einem anderen Burschen, der nicht von mir weichen wollte, habe ich das Fell versengt. Ich bin gekniffen und betatscht worden, man hat mich gedrückt und sich an mir gerieben. Nach der Rückkehr habe ich eine Stunde im Bad verbracht, trotzdem fühle ich mich noch immer beschmutzt. Ich will auf einem Schiff fahren, Tre, ich brauche 'ne anständige Umgebung. Ich will Leute um mich haben, die wissen, es ist gefährlich, sich mit mir anzulegen, und mich deshalb in Frieden lassen.«
    »Du gehst nicht richtig vor, sonst nichts. Du mußt ja nicht allein herumlaufen. Miete dir 'n Führer, für so was sind sie doch da.«
    »Du träumst, Tre, ich habe nur das Geld, das mir Maksim überlassen hat. Es muß reichen, bis ich zur Höhle gelange und dich wecke. Besondere Ausgaben wie Kosten für Führer kann ich mir nicht leisten.« Sie versuchte ihn deutlicher zu erkennen, gab den Versuch aber schon im nächsten Augenblick auf. Wie albern. Er war nur als geistig übermitteltes Abbild zugegen, nicht als er selbst. Kori war zum Weinen zumute. Früher hatten sie einander so nahegestanden. Jetzt redete er nicht einmal noch wie damals. Aber ich habe mich gleichfalls verändert, sah sie ein. Flüchtig lehnte sie sich innerlich gegen seine Forderungen auf: Sollte er doch in der Hölle liegen, ihm konnte dort zumindest nichts zustoßen. Sie hätte genug damit zu tun, sich in ihrem eigenen Leben zurechtzufinden. Sie seufzte und widerstand der Versuchung. Immerhin war er ihr Bruder, ein geliebter Bruder. Oder wenigstens war er es gewesen, und um der Erinnerung willen war sie ihm Beistand schuldig. »Und 's gibt noch einen Grund, um 'n Schiff zu nehmen. Wenn man alles in allem zusammenrechnet, was man für die Reise auf dem Landweg braucht, ist eine Seereise billiger.«
    »Nicht wenn du Amortis

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