Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Brann 03 - Das Sammeln der Steine

Brann 03 - Das Sammeln der Steine

Titel: Brann 03 - Das Sammeln der Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
Vom Netzwerk:
gibt's keinen Einspruch. Habt ihr Fragen? Nicht? Gut. Ihr dürft durch.«
     
    2 Zwei Tage und zwei Nächte lang sahen sie sich in Hennkensikee um; die Mauern und Wände schränkten ihre Bewegungsfreiheit ein, die einzigen Räumlichkeiten, in die sie Zutritt erhielten, waren die großen Kaufhallen, in denen mürrische alte Frauen auf gepolsterten Tischen Seide ausbreiteten und den Käufern, die sich darum drängten, auch die letzte kleine Kupfermünze aus den Taschen preßten. Trithil Esmoon entfaltete ihre ganweltliche Diesseitigkeit, und die alten Weibsen fielen voll auf sie herein, sie beugten sich ihr entgegen, als wollten sie an ihrer Verführerischkeit riechen, als beschnupperten sie sie, um Vergleiche mit Erinnerungen zu ziehen, die ihr Duft bei ihnen wachrief, sie überschlugen sich fast, um ihre Fragen zu beantworten. Während der Blaue Danny und Trithil Esmoon in der von Wohlgerüchen durchwehten Trübheit der Kaufhallen zur Tarnung das Einkaufsspielchen spielten, erkundete Felsrawg die Stadt, suchte Möglichkeiten zum Überwinden der Wälle, erklomm und betrat im Geiste die Spitztürme und die hohen, eckigen Häuser mit den Spitzdächern und mit Glockenleisten versehenen Fenstern. Verglast waren die Fenster nicht, jedoch ausreichend gegen fremde Blicke geschützt, sie hatten Läden, und in den Fensterrahmen saßen in kunstvoll verschlungenen Arabesken geschnitzte, aus Holz und Elfenbein gefertigte Gitter, das Holz war vom Alter dunkel, aber härter als Eisen. Felsrawg fühlte sich stark in Versuchung geführt, ihr juckten regelrecht die Finger, wenn sie diese oder jene sich bietenden Möglichkeiten abschätzte; sie lechzte geradezu danach, die Mauern zu ersteigen, durch die Fenstergitter in die Häuser einzudringen, Schlafpulver in die Kammern zu pusten, im Dunkeln nach den Schätzen zu suchen, von denen sie ahnte, daß man sie im Innern der Gebäude hortete. Sie beobachtete, wie die farbigen Flüssigkeiten in ihrem Skry-Ring unter dem Kristall wallten und die Farbtöne wechselten, indem sie die vorhandenen Fallen und Schutzzauber anzeigten und auf deren Zustand verwiesen; ein Blick, und Felsrawg wußte alles, was sie über etwaige Schwächen oder Nachlässigkeiten des Urhebers wissen mußte. Durch jede Schwachstelle konnte sie schlüpfen wie eine Schlange durch ein
    Mauseloch. Sie schaute sich überall nach Belieben um, achtete nicht auf die Lewinkober, die sich nach ihr umdrehten, ihr nachblickten. Zweimal hielt eine der bewaffneten und gewappneten S'supal sie an, ein Mitglied der aus Woko-linka-Amazonen aufgestellten Stadtwache. Sie mimte mit Nachdruck die Zweite Tochter, kostete es jedesmal aus, die S'sup zu täuschen; womöglich hätte ihre Vorwitzigkeit übel enden können, doch sie kannte sich in den Eigenheiten der Matimulli aus und kam damit durch. Am Abend des zweiten Tages hatte sie an Erkenntnissen alles gesammelt, was sich zusammentragen ließ, Wiederholungen begannen sie zu langweilen. Zum Treffen an diesem Abend fand sie sich voller Ungeduld, gereizt und Tatendrang ein, war äußerst gereizt. Je schneller sie den Auftrag erledigten, lautete ihr Standpunkt, um so eher durfte sie sich das Gegenmittel abholen.
    Simms schlenderte durch die Stadt, das Haar schwarz und feucht an den Schädel geklebt, sein untersetzter Wuchs sowie die graue und schwarze Kleidung machten ihn den männlichen Lewinkobern ringsherum ähnlich, nur fehlte ihm der bei ihnen so beliebte, buschige Bart. Er suchte kleine Stadtgärten auf, der Allgemeinheit zugängliche Grünanlagen, schloß Bekanntschaft mit den Geistern, die sich in Straßen, Höfen und auf öffentlichen Plätzen umhertrieben, sehnsüchtig-versonnen den Einheimischen nachsahen, die sie mehr oder weniger mißachteten. Er ließ sich von ihnen ihre Geschichten erzählen, lauschte ihren Klagen, sagte ab und zu selber ein Wort, um die Redeschwälle in eine erwünschte Richtung zu leiten. Wenn er nicht mit Geistern sprach oder Fluchtwege auskundschaftete, lehnte er an Mauern und starrte zerstreut empor an den Himmel, hörte sich die ausgedehnten, langwierigen Erzählungen der uralten Ziegel an. Am Abend des zweiten Tages begann er diese und jene Dinge zum zweitenmal zu vernehmen.
     
    3 Der Blaue Danny schlurfte durchs Zimmer, überprüfte die Wehrzauber, die er an den Fenstern und auf der Schwelle der Tür installiert hatte; sie waren quasi schon verstaubt, so unberührt waren sie geblieben. Das beruhte eindeutig auf Achtlosigkeit seitens der Stadtwache, doch

Weitere Kostenlose Bücher