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Brann 03 - Das Sammeln der Steine

Brann 03 - Das Sammeln der Steine

Titel: Brann 03 - Das Sammeln der Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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Nacken sickerte.
    Am Eingang der Laube ließ er das Irrlicht blitzartig steigen und in die Dunkelheit vorausschießen, hob die linke Hand schräg, mit der Handfläche nach vorn, vors Gesicht. »Vresh!« brüllte er, und der Befehl lenkte die Handvoll Sand ab, die ihm in die Augen fliegen sollte. Danny beendete die Abwehrgeste mit einem Vorwärtsstrecken des Arms. »Sov«, sang er, preßte die Fingerkuppen — einen Finger ausgenommen — in den Handteller, der eine gerade Finger deutete auf Felsrawg, die ihn ansprang, ihre Messer in den Fäusten. Bewußtlos brach sie zusammen. Dannys Blick fiel auf Simms, der an den Latten lehnte, die Arme auf der Brust verschränkt, als hätte er an allem, was geschah, keinerlei Interesse.
    Simms löste die Arme, hielt die Hände mit nach vorn gekehrten Handflächen in Schulterhöhe. »Hat nichts mit mir zu tun.«
    »So sollt's auch bleiben. Lade sie aufs Fluggerät.«
    »Klar.« Simms hob Felsrawg auf, bettete sie auf den Flugschlitten, machte Anstalten, sich aufzurichten.
    Danny bog nochmals die Finger, nur den Zeigefinger nicht, mit dem er mitten auf Simms Rücken wies. »Sov«, sagte er leise. Er lächelte, als Simms auf Felsrawg sackte. »Das wär's«, meinte er laut. »Ich sollte euch beide hier zurücklassen. Die Wokolinka wüßte mit euch nette Sachen anzustellen. Ach was, ich brächt's nicht mal über mich, 'ne räudige Ratte der Folter auszuliefern. Halt's Maul, Zauberer!« Der letzte Satz galt dem Ahzurdan-Phasma, das nachdrücklich zu widersprechen begonnen hatte, als Danny das besinnungslose Paar auf dem Flugschlitten zurechtzurücken anfing, um für sich Platz hinterm Steuerpult zu schaffen. »Ich geb keinen Taubenschiß um deine Ansichten.« Das Daniel-Phasma nahm mit wohlwollender Befriedigung und mehr als nur ein bißchen Selbstbeglückwünschung zur Kenntnis, daß sein Halbsohn seine Ethik den Vorstellungen seines Rivalen und Mitvaters vorzog. Wütend auf beide, speiste Danny das Hubfeld des Flugapparats mit Energie. »Hauen wir ab.«
     
    8 Der Blaue Danny parkte den Flugschlitten auf dem Balkon, vor der Tür zu seinem Zimmer. Ehe er anklopfen konnte, schwang die Balkontür auf, Trithil Esmoon trat heraus. Sie wölbte die Brauen, deutete eine Frage an.
    »Wir haben ihn«, sagte Danny. »Gab's hier irgendwelchen Ärger?«
    »Nicht einmal eine schlaflose Schabe hat sich blicken lassen.« Trithil schaute an ihm vorbei Felsrawg und Simms an. »Sind sie tot?«
    »Die zwei?« Danny schüttelte den Kopf. »Sie schlafen.« Er sah auf sein Chrono. »In einer Stunde oder so wird's hell, also trödeln wir besser nicht. Ich glaube, ich kann das Ding noch beisammenhalten, bis wir bei den Pferden sind. Wenn die Wokolinka erst mal gemerkt hat, was passiert ist, wird sie die Stadt dichtmachen und von vorn bis hinten umkrempeln.«
    Sie arbeiteten rasch, luden sämtliches Gepäck auf den Flugschlitten, stapelten alles auf die beiden ausgestreckten, reglosen Gestalten der Diebe. Trithil Esmoon brachte eine Rolle Seidenkordel zum Vorschein und half Danny beim Festbinden der Taschen und Beutel. Sie begann Felsrawgs Füße zu fesseln, aber Danny hielt sie zurück. »Nicht nötig«, sagte er. »Sie werden bis morgen vormittag im Land der Träume bleiben.«
    Trithil erhob sich, widmete ihm ein andeutungsweises, verpreßtes Lächeln. »Und ich?«
    »Behalt die Hände bei dir.«
    Sie bewegte spielerisch die Finger und lachte ihn an, ihre Augen flirteten mit ihm, wirkten sogar am trüben Rand des Lampenscheins noch sehr blau. »Ich versprech's. Bei meinem Ehrenwort. Bis du das Gegenteil wünschst, Laz.«
    »Zieh die Ringe aus.«
    »Was?«
    »Zieh sie aus, oder du mußt dich zu Felsrawg und Simms legen.«
    »Ich habe dir mein Ehrenwort gegeben.«
    »Schön. Und jetzt zieh sie aus.«
    Einen Moment lang musterte sie ihn, schaute dann fort. »Wenn's sein muß.« Sie schlug den Ärmel zurück, zog die Ringe von Fingern und Daumen, tat sie in eine Seitentasche und streifte den Ärmel wieder herab, so daß ihr die Zipfel des Saums anmutig bis auf die Fingerknöchel fielen. »Bist du nun zufrieden?«
    Danny stieß ein Brummen aus. »Du wirst links neben mir sitzen, den Arm auf der mir abgewandten Seite.«
    Die Balkontür stand noch offen, fahles gelbes Licht drang heraus, zerstreute sich im Geniesel. Trithil Esmoon verharrte in diesem Leuchtschein, er umgab ihren Körper mit einer hellen Silhouette, das feine Haar schimmerte darin wie silberne Seide. Das gelbliche Lampenlicht erzeugte auf ihren

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