Brann 03 - Das Sammeln der Steine
vornehm geschwungenen Wangen Glanzlichter, warf ein wie flüssiges Glitzern in ihre Wimpern, schien ihre Oberlippe und das Kinn zu vergolden. Sie bot einen irrealen Anblick; solche Schönheit mußte schlichtweg unwirklich, konnte gar nicht echt sein. Danny starrte sie an; er fühlte sich müde, dermaßen müde, daß er sie wie durch einen Schleier sah. Er verspürte nach ihr kein Verlangen, kein Bedürfnis danach, sie anzufassen. Er schaute sie bloß an, sah sie fortgesetzt nur an, weil er den Blick ganz einfach nicht abzuwenden vermochte. Sie hatte die Hände leicht angehoben, bewegte sie nicht, und doch zeichnete sich ihre Reglosigkeit durch unbeschreibliche Grazie aus. Sie ließ sie an die Seiten sinken, und der Bann brach.
»Steig auf!« sagte er. »Ich komme gleich.« Danny drehte ihr den Rücken zu und trat zum Heck des Flugschlittens. Während Trithil sich vorn vors Gepäck setzte, kauerte sich Danny vor die Energiespeicher. Obwohl er sich auf dem Flug nach Henanolee-Mitte und zurück gegen stürmischen Wind hatte behaupten müssen, war von dem Flugapparat nicht allzu viel Energie verbraucht worden; die Speicher waren noch zu zwei Dritteln voll. Er selbst dagegen war leer, erschöpft im doppelten Wortsinn. Er legte die flachen Hände auf die Speicher, saugte Kraft in seine KörperAkkumulatoren; später beabsichtigte er ihre Reste abzuführen, zu benutzen, um sich die Streßtoxine aus dem Leib zu spülen, die ihn jetzt physisch und psychisch lähmten. Er mußte wachbleiben; es galt auf die Trau Esmoon achtzugeben. Trithil Esmoon traute er noch weniger als den Dieben, obschon er sich gegen ihre Waffen leichter wehren konnte, so lange er ihre Giftringe mied. Er nahm die Hände von den Energiespeichern und stand auf.
Der Regen war ganz erheblich schwächer geworden, man bemerkte ihn lediglich noch als diesiges Fisseln, eine Art von Nässedunst. Die Türme in der Nachbarschaft des Hotels lagen im Dunkeln; die Straßen ließen sich nicht erkennen, aber anhand der Stille stellte Danny fest, daß auch sie dunkel waren und menschenleer. Die ganze Insel befand sich in ihrer nach dem Abschluß der Handelssaison üblichen Mattigkeit. Nirgends sah man noch Licht — außer in Dannys Zimmer. Er runzelte die Stirn, schnippte mit den Fingern, murmelte ein Wort: Die Lampen erloschen, machten die Finsternis vollkommen. Er wischte sich Feuchtigkeit aus dem Gesicht, stapfte forsch zum Bug des Flugschlittens und hockte sich hinters Steuerpult.
9 Der Flugschlitten sauste durch eine silbergraue Welt des Mondlichts, Sternenscheins und Brodelns einer dichten Wolkenschicht. Über den Wolken und dem Regen war es kalt. Danny zitterte vor sich hin, nieste und schimpfte. Er setzte einige der in seinem Körper gespeicherten Energien frei, verscheuchte nochmals seine Müdigkeit, stärkte seine Abwehrkräfte. Jetzt war der schlechteste Zeitpunkt, um sich eine Erkältung zuzuziehen, mit dem Gift, das in ihm seine Wirkung tat, hatte er genug Probleme; damit und mit seinen drei hochgradig gefährlichen Begleitern.
In dieser Höhe war es ebenso still wie kalt, es schien, als flögen sie durch eine eigene, nur ihnen vorbehaltene Realität, als wären sie die einzigen darin lebenden Geschöpfe. Ständig sanken Danny die Lider herab, das Wachbleiben fiel ihm immer, immer schwerer, obwohl er genau wußte, daß er, wenn er einschlief, während hinter seinem Rücken Trithil saß, hellwach und zu allem bereit, wenig später allein und beim Sturz ins Meer erwachen würde. Er blinzelte das Peilinstrument an, korrigierte geringfügig den Kurs, betrachtete mißmutig seine Hände, weil er in seinem Mißmut nicht Trithil ansehen und ihr dadurch seine Gedanken verraten mochte.
»Lazul.« Finger berührten seinen Arm.
Danny schaute erst ihre Hand, dann sie an. »Tu die Hände in den Schoß, wenn ich bitten darf.«
Trithil senkte den Blick, wirkte für einen Moment ziemlich bekümmert — doch Danny glaubte keineswegs, daß es sich wirklich so verhielt. »Kennst du Klukesharnas Eigenschaften?«
»Wieso?«
»Er reinigt und heilt. Er erschließt vielfältige Möglichkeiten. Wenn du ihn richtig anwendest, wird er dich von dem Gift läutern.«
»Und dich natürlich.«
»O nein, ich habe in dieser Beziehung an ihm keinen Bedarf. Ich bin infolge anderer zwingender Umstände in diese Angelegenheit verwickelt worden.«
»Ach so?«
»Allerdings habe ich nicht vor, sie aufzuzählen.«
»Weshalb hast du dann davon zu reden angefangen?«
»Ich möchte
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