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Brann 03 - Das Sammeln der Steine

Brann 03 - Das Sammeln der Steine

Titel: Brann 03 - Das Sammeln der Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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wehte das Gewölk fort, enthüllte Flecken blauen Himmels. Man konnte weniger behaupten, daß es wesentlich heller wurde, vielmehr hatte man den Eindruck, daß lediglich der Horizont ringsum zurückwich. Das Land rundum schien aus nichts als Braun und Grau zu bestehen, es wirkte blaß, und sogar die Fleckchen freien Himmels sahen trüb aus. Danny schulterte seine Tasche, atmete kalte Luft ein, fühlte sich plötzlich leichter als die im Verwehen begriffenen Wolken. Er hatte Klukesharna, in spätestens einem Tag konnte er sich vom Gift befreit haben, er war frei, endlich frei vom Joch des Angeketteten Gottes, auf dem besten Wege zur Entfaltung all seiner Talente. Indem er eine Melodie aus einer der älteren Erinnerungen Daniel Akamarinos vor sich hinflötete, brach er auf und folgte Trithil Esmoon.

Die Wiedergeburt: 
Dritte Phase
     
     
     
     
     
    Die Steine sind unterwegs

I. Brann/Jaril
     
    Nachdem sie den Genioden vollständig in die Falle gegangen sind, befinden sich Brann und Jaril auf der Reise nach Havi Kudush, um den Talisman Churrikyoo aus Amortis’ Haupttempel zu entwenden und mit ihm Yaril aus der Gewalt Palami Kumindris und ihres Anhangs freizukaufen.
     
    1 Der Mutri-mab wirbelte übers Deck der Pilgerbarke, ein heiliger Narr mit weiß geschminktem Gesicht, Bänder flatterten ihm nach. Er sprang auf die Bugreling, wankte auf dem schmalen, rutschigen Balken bedrohlich hin und her, schließlich jedoch gelang es ihm, eine einigermaßen sichere Haltung einzunehmen. Als ihn die Aufmerksamkeit befriedigte, die er auf sich gelenkt hatte, begann er zwei Hartholzstäbe aneinanderzuschlagen, untermalte seinen Gesang mit einem Takt, der Hammerschlägen glich. Mit kraftvollem Tenor sang er >Eifrig die Sinne<.
     
    »Eifrig die Sinne mußt du wetzen,
    Fröhlichkeit, Tollen und Ergötzen
    auf dich, auf uns warten
    in Havi Kudush
    im Liebesgarten.
    Ach sing, sing Amortis' Namen,
    mehr, o mehr, o mehr — sing ohn Erlahmen! —
    als Lust und Wonne — kannst du's ahnen?
    ja, Amortis'Musch
    wird auf dich, auf uns warten
    in Havi Kudush
    im Liebesgarten.
    Schlüpf in die Tanzschuh, tanz dahin,
    Freude, Wollust und froher Sinn
    auf dich, auf uns warten
    in Havi Kudush
    im Liebesgarten.
    Ach sing, sing Amortis' Namen,
    mehr, o mehr, o mehr — sing ohn Erlahmen! —
    als Lust und Wonne — kannst du's ahnen? —,
    ja, Amortis'Musch...«
     
    Brann verhüllte sich noch gründlicher mit dem schweren schwarzen Schleier und fragte sich, wie groß eigentlich die Dummheit sein mochte, die sie beging, indem sie sich in Amortis' Machtbereich wagte. Bei den beiden Malen, die sie Amortis bisher begegnet war — sie und die Blauen —, hatten Yaril und Jaril mit vereinten Kräften die Göttin in die Flucht geschlagen. Diesmal bestand ihre einzige Hoffnung daraus, möglichst Amortis' Aufmerksamkeit zu entgehen. Leider standen die Dinge so, daß die diesjährige Wallfahrtszeit sich ihrem Ende näherte, keine größeren Menschenmengen befanden sich unterwegs, in denen sie hätte verborgen bleiben können. Jaril rieb sich an Branns Bein; weil Pilger keine Tiere mitzuführen pflegten, konnte er sie nicht als Hund begleiten, und ebensowenig, da man in Havi Kudush keine Bediensteten duldete — nicht als Bedienstete, jedoch durften sie die Heilige Stadt als Pilger betreten —, als m'darjinischer Page. Deshalb mimte er diesmal ihren kranken Sohn; diese Rolle lieferte einen ausreichenden Vorwand für seine Gegenwart und gleichzeitig eine Erklärung für seine Auffälligkeiten.
    Brann streichelte seinen weichen Schopf, lächelte ihm zu, hegte volles Verständnis für seine Ungeduld, seine Ruhelosigkeit. Er wollte Yaril so schnell wie möglich befreien. Am liebsten wäre er einfach nach Havi Kudush geflitzt, hätte sich den Talisman gegriffen und wäre zum verabredeten Treffpunkt geflogen, um ihn gegen seine Schwester auszutauschen. Ihm war klar, daß er so nicht verfahren konnte, doch verließ ihn der Drang zum überstürzten Handeln nie, als wäre er ein ständiges Jucken. Und zudem machten ihm noch weitere Bedürfnisse zu schaffen, Brann spürte sie, fand aber nicht die rechten Worte, um ihn darauf anzusprechen. Unruhe quälte ihn, Triebe lechzten nach Befriedigung. Brann erinnerte sich an seine Verzweiflung in der Höhle, ärgerte sich über ihre Ratlosigkeit. Sie vermochte nichts zu tun, um ihm Abhilfe zu verschaffen. Mit halbem Ohr lauschte sie dem Gesang, der rings um sie immer vielstimmiger anschwoll, dem im Chor gegrölten

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