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Brans Reise

Titel: Brans Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Bull-Hansen
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den Fischern im Hafen gesprochen, und sie haben gesagt, dass unsere Boote für die Herbststürme viel zu klein sind. Und nach den Stürmen folgt der Winter, und dann kann das Meer bis zu den äußersten Insel gefrieren!«
    »Wir müssen hier überwintern.« Vermer legte seinen Arm um Enie und sah zu den Zelten. »Ein Winter im Zelt, das wird kalt werden.«
    »Aber wir haben genug Brennmaterial.« Kai nickte in Richtung Schuppen. »Die Tangbündel brennen gut.«
    Bran lauschte den Männern, die darüber stritten, ob die Zeltstangen das Gewicht des Schnees tragen würden und ob die Tirganer ihnen, wenn das nötig werden würde, noch mehr Brennmaterial geben würden. Es kam ihm so vor, als sei ihnen das alles wichtiger als die Frage, ob er den Krieg überlebte. Schließlich schlug Turvi mit seiner Krücke auf den Boden.
    »Seid ruhig!« Er hob die Hand und legte die Stirn in Falten. »Wir sind uns also einig, dass uns das Wetter hier bis zum Frühling festhält. Das wusste ich schon an dem Tag, an dem wir hier gelandet sind. Und das ist gut so. Denn als wir unser Lager auf der Ebene verlassen haben, taten wir das nicht nur, um ein neues Land zu finden. Wir taten es auch, um unser Blut aufzufrischen. Seht euch um! Seht ihr denn nicht, dass wir zu wenig Männer sind, um den Fortbestand unseres Volkes zu sichern?«
    Turvi hinkte zu Inia, einer der jüngsten Witwen, hinüber. Er sah sie an und sprach weiter. »Lasst unsere Frauen, die ihre Männer beim Kampf gegen die Vokker verloren haben, hier neue Männer finden. Lasst die Namenlosen sie mit Kindern segnen und lasst die Väter mit uns segeln, wenn wir im Frühling hier aufbrechen.«
    Der Einbeinige reckte den Arm zum Himmel und schloss die Augen. »Und als Zeichen unserer Freundschaft soll Bran mit diesem Volk ziehen und in ihrem Krieg kämpfen. Wir müssen uns keine Sorgen um sein Leben machen, denn er ist stark und nur schwer zu töten. Und möge Kragg selbst Zeuge meiner Worte sein: Wenn er zurückkommt, soll er Tir zur Frau nehmen, und sie wird eine von uns werden und ihm einen Sohn gebären!«
    »Was, wenn es eine Tochter wird?« Linvi sah ihn von der Seite an.
    »Wenn die Namenlosen uns gnädig sind, wird es ein Sohn.« Turvi kniff die Augen zusammen und blickte nach Westen aufs Meer hinaus, wo die Sonne wie ein goldener Rand über den unruhigen Wellen lag. »Ja, ein Sohn. Ein Erbe, der unser Volk weiter in das neue Land führen wird.«
    »Dann lassen wir Bran also ziehen.« Hagdar senkte den Kopf und drückte Linvi an sich. »Möge Berav sein Schiff behüten und Kragg seine Flügel über ihn breiten.«
    Bran hatte still dagestanden und den anderen zugehört. Jetzt, da es still wurde, richtete sich die Aufmerksamkeit wieder auf ihn. »Ich werde zurückkehren«, versprach er. »Ich werde vor dem Frühling wieder hier sein, und dann werden wir weiterziehen.«
    Dielan schüttelte den Kopf und ging in sein Zelt zurück. Hagdar klopfte Bran auf die Schulter. »Das musst du, sonst bekommst du es mit mir zu tun!«
    Turvi schob sich die Krücke unter seinem Arm zurecht. »Das hat nicht nur Nachteile. Du wirst viel vom Meer gesehen haben, wenn du wiederkommst. Vielleicht gar ein neues Land? Aber komm jetzt.« Der Einbeinige forderte ihn mit einem Wink auf, ihm zu folgen. »Dielan braucht Zeit, um zu verstehen, dass du ihn verlassen musst. Lass ihn mit Gwen alleine, denn sie ist eine kluge Frau und weiß mit ihm zu reden. Komm mit. Ich habe noch ein bisschen Trockenfleisch und kann dir ein paar Geschichten über die Kriegsführung erzählen, damit du nicht auch dein Bein verlierst.«
    Er wünschte Hagdar eine gute Nacht und folgte dem Alten durch den Matsch.
     
    Bran wartete nicht bis zum nächsten Tag, um Visikal seine Antwort zu überbringen. Er ließ Turvi die Geschichte von der Schlacht gegen die Kretter erzählen, als der Vogelmann noch jung gewesen war, und folgte ihm, damit er ihm den alten Speer zeigen konnte. Er nickte verständnisvoll, als ihm der Alte noch einmal erzählte, wie die Vokkerkeule sein Bein zerschmettert hatte. Als sich Turvi auf die Seite drehte und begann, Jagdgeschichten aus seiner Jugend zu erzählen, wusste Bran, dass es nicht mehr lange dauern würde, bis der Alte einschlief. Und als die Worte schließlich im Schnarchen ertranken, breitete er die Felldecke über den alten Mann und schob die warmen Steine der Feuerstelle dicht an ihn heran. Dann kroch er aus dem Zelt und ging zum Hafen.
    Noch immer trugen die Tirganer Waffen und Material an Bord

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