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Brans Reise

Titel: Brans Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Bull-Hansen
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benutzt.«
    Jetzt wurde Visikal still. Er senkte den Kopf und Bran wunderte sich über diese plötzliche Veränderung seines Gegenübers. Doch der Skerg hob den Kopf bald wieder. Er nahm die Rüstung vom Wandhaken und warf sie sich über die Schulter.
    »Diese Waffen künden von großem Reichtum und handwerklichem Geschick.« Bran folgte ihm zum Ende des Raumes. Dort stand ein Tisch. Visikal legte die Rüstung auf die dicke Eichenplatte. »Aber warum hast du mich hierher geführt?«
    »Zieh deine Sachen aus.« Visikal löste die Riemen, die die Rüstung an der Seite zusammenhielten. »Das ist die Uniform eines Tileders. Zieh sie an.«
    Bran mochte die Art, wie er redete nicht – als glaubte er, über andere bestimmen zu können. Doch der Skerg ließ ihn allein und begann mit der Fackel die Wand abzusuchen. »Zieh sie an«, wiederholte er.
    Bran zog seine Jacke aus und stellte sich an die Tischkante. Die Uniform bestand aus einem langen Panzerhemd, einer ledernen Hose und einem Paar Stiefel mit hohen Beinplatten. Das Leder war rotbraun und die Schulterplatten waren rußig schwarz. Er zog den Riemen heraus, der die Hose am Panzerhemd festhielt, und wunderte sich, wie schwer es war, doch als er es über den Kopf zog, spürte er die Eisenspangen, die an der Innenseite das Leder verstärkten. Es roch nach Blut und ranzigem Fett.
    »Hier«, sagte Visikal. »Ich weiß nicht, welche Art zu kämpfen du vorziehst, also wähle selbst.« Er beugte sich vorsichtig vor und legte einen ganzen Arm voll Waffen auf den Tisch.
    Es gab Äxte, Schwerter und Messer, doch keine Speere. Bran zog sich die Hose an und trat in die Stiefel, wobei er die Waffen im Fackelschein betrachtete.
    »Du machst das nicht richtig.« Visikal lehnte die Fackel an eine Axt und kniete vor seinen Füßen nieder. »Du musst dir angewöhnen, die Uniform richtig festzuziehen, sonst nützt sie wenig.« Er verknotete die Schnüre hinter seinen Waden, zog den Gürtel an und straffte die Riemen an der Seite des Panzerhemdes. »So muss sie sitzen. Sie muss wie deine eigene Haut sein, aber doch stark genug, um die Pfeile der Vandarer zu stoppen.«
    Bran spürte, wie sich die Riemen über seine Rückenmuskeln und Waden zogen. Doch das Hemd war im Nacken offen und wehrte die Krallen nicht ab. Er rollte die Schultern, und die Uniform folgte seinen Bewegungen.
    Visikal drehte sich zum Tisch um. »Jetzt musst du eine Waffe auswählen.«
    Bran trat zur langen Seite des Tisches vor und ergriff ein kurzes Schwert. Es war zweischneidig. Der Schaft war viel zu klein für seine Hand. Er legte es beiseite und hob eine Waffe nach der anderen an. Am liebsten hätte er einen Speer gehabt, aber Krieger seines Ranges schienen nur kurze Waffen zu tragen. Denn er fand kein Langschwert und keine Streitaxt nach der Sitte seines Volkes, die mit zwei Händen geführt werden musste. Er legte all die Waffen zur Seite, die nicht gut in seiner Hand lagen, und schlug mit den anderen zur Probe durch die Luft. Schließlich hielt er eine Doppelaxt in den Händen. Der Schaft war aus Eisen und mit hellen Lederstreifen umwickelt. Sie war schwer, lag aber gut in der Hand.
    »Eine gute Waffe«, sagte Visikal. »Sie hat zu ihrer Zeit viel Blut gefordert. Aber du brauchst auch ein Schwert, denn das ist Cernunnos Lieblingswaffe.«
    Bran senkte die Axt. Der Skerg trat wieder zur Wand vor. Er beugte sich an der Stelle, wo die Rüstung gehangen hatte, hinab und hob etwas hoch, das an der Wand gelehnt hatte.
    »Mein Bruder wurde getötet«, sagte er. »Aber meine Trauer ist beendet. Denn Tir brachte sein Schwert mit nach Hause, und ihre Ahnen sollen es benutzen, wenn ich tot bin.« Visikal kam zum Tisch zurück und hob ein Schwert ins Licht der Fackel. Die Klinge war so lang wie der Arm eines Mannes, und der blaue Schimmer entlang der Schneide verriet, dass es frisch geschliffen war. Der Blutrand wölbte sich zu den Querbügeln empor, die wie zwei Hörner auf die Klinge zeigten. Der Schaft war mit Leder umwickelt und bot Platz für zwei Hände, bevor er in einem Wolfskopf endete, der mit roten Augensteinen ausgeschmückt war. Visikal drehte und wendete die Waffe, während er sprach. »Mein Vater ließ zwei solcher Schwerter schmieden, als mein Bruder und ich noch Kinder waren, eines für mich und das andere für meinen Bruder. Tir soll das Schwert ihres Vaters bekommen, und du kannst dieses hier haben. Ich habe es benutzt, als ich noch jünger war. Es ist eine gute Waffe. Mein Schmied hat sie geschliffen und

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