Brans Reise
doch als er in den Hauptraum trat und das Feuer im Saal sah, packte ihn die Angst. Die Flammen züngelten bis zum Strohdach empor, das auf den wenigen Balken ruhte, die noch standen. Unablässig fielen verkohlte Strohhalme in die Flammen. Bran wich vor der Hitze zurück. Schweiß brannte in seinen Augen.
»Kragg!« Er schrie in die Flammen, wieder und wieder, doch niemand antwortete ihm. Da rief er nach Berav, doch auch der Gott des Meeres hörte ihn nicht. Er rannte zurück in die Kammer und schlug auf die Wand ein. Splitter brachen aus den dicken Stämmen. Wieder und wieder schlug er mit der Axt zu, doch schließlich zwang ihn die Hitze in die Knie. Er sank auf die Decke hinab. Als sich die Frau neben ihn setzte, bewunderte er ihre Augen, denn sie weinte nicht.
»Bran… Du musst… Bran!«
Bran ließ Hagdar rufen. Er schloss die Augen und wartete darauf, dass das Feuer zu ihnen kam. Dann würde er einfach dasitzen, die Flammen ihn fressen lassen und so in das Land reisen, in dem so viele seines Volkes auf ihn warteten. Er würde mit Noj sprechen und ihm erzählen, dass Dielan jetzt Häuptling war.
Brans Männer hatten nicht viele Sklaven gefunden. Nur Zwei Messer und Sturm waren im Halbdunkel hinter dem Thron auf mehrere der aardischen Sklavinnen gestoßen. Sie trieben sie mit Tritten und Drohungen zur Tür, wo sie die restlichen von Brans Männern trafen. Als die Balken einstürzten, drückten sie die Klingen ihrer Schwerter gegen die Stirn und wünschten Bran Glück für seine Reise in Cernunnos’ Reich. Nur Hagdar blieb stehen, brüllte und ging dann auf das Feuer zu, bis der Rauch und die Hitze ihn in die Knie zwangen. Da zog Tarba ihn zurück.
»Wir müssen hier raus«, sagte der alte Krieger. »Sei froh, dass dein Tileder in Ehre gestorben ist.«
Brans Männer stürzten zur Tür, als ein weiterer Balken von der Decke herabstürzte. Zwei Messer und Sturm nahmen den Sänger in ihre Mitte und schwankten hinterher. Sie alle waren blind vom Rauch und sahen die Pfeile erst, als diese sie trafen. Der Sänger stürzte, dreimal im Bauch getroffen, zu Boden, Keers Arm wurde durchbohrt, und Hagdar fasste sich an den Schenkel, in dem ein Pfeilschaft zitterte.
»Wir kommen nicht raus! Wir werden verbrennen!« Virga warf sich zu Boden und ließ seine Waffen fallen. Wer noch nicht von Pfeilen zu Boden geworfen worden war, legte sich flach hin und kroch zu den Wänden.
Wieder flogen Pfeile durch den Rauch. Tarba fing einen mit seinem Schild ab, während Hagdar aufstöhnte. Der Rauchteppich senkte sich langsam von der Decke des Saals herab, doch noch konnten Brans Männer einander am Boden herumkriechen sehen.
»Helft mir…« Der Sänger streckte den Katzenbrüdern seine Arme entgegen. Der Boden unter ihm war rot, doch er hatte das Schwert noch nicht aus der Hand fallen lassen. »Lasst mich nicht so sterben. Helft mir auf, Freunde!«
Die Katzenbrüder krochen zu ihm hinüber. Sie kauerten sich am Boden zusammen, als weitere Balken herabstürzten und die Funken um sie herumflogen. Dann erhoben sie sich und zogen den Sänger an den Schultern hoch.
»Ich kann stehen«, sagte er. »Lasst mich los, Freunde. Heute Abend trinke ich an Cernunnos’ Tafel.«
Die Katzenbrüder kauerten sich wieder am Boden zusammen, während der Sänger in Richtung Tür taumelte. Sie sahen nur seine Stiefel, denn der Rest seines blutigen Körpers war vom Rauch eingehüllt.
»Cernunnos! Schau mich an!«
Der Ruf wurde vom Klirren der Schwerter abgelöst. Da erhoben sich die Tirganer, denn wie der Sänger waren sie der Ansicht, dass es besser war, im Kampf zu sterben, als dort drinnen zu verbrennen. Sie zogen die Sklavinnen an Armen und Haaren mit sich und stürmten blind auf den hellen Fleck im Rauch zu.
Hagdar vermochte sich nicht zu erheben, denn der letzte Pfeil war flach über den Boden geflogen und hatte sich in seine Schulter gebohrt. Doch die Wärme zwang ihn, aus dem Rauch herauszukriechen, und als er sich schließlich über die Türschwelle wälzte, sah er die letzten Aardmänner unter den Schwertern der Tirganer fallen. Denn Visikals Männer hatten den Verteidigungsring des Inselvolkes durchbrochen, und die Bogenschützen, die sich vor dem Saal aufgebaut hatten, hatten keinen Widerstand mehr geleistet.
Hagdar wurde von drei Tirganern hochgehoben und vom Saal weggetragen. Sie schleppten ihn über das Schlachtfeld, und er ließ seinen Blick über die toten Körper gleiten. Er lauschte dem Klagegeheul des Inselvolkes,
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