Brans Reise
einzujagen. Er sagt, wir seien verloren.« Visikal schüttelte den Kopf und legte Ylmer die Hand auf die Schulter. Da kletterte der Vandarer wieder nach unten hinter die Brustwehr. Gleichzeitig knackten die Tore.
»Sie öffnen die Tore!« Ylmer umklammerte sein Schwert noch fester. »Wir haben es geschafft!«
Bran hörte ihm nicht zu. Er drehte sich um und sah über die Köpfe der Tirganer hinweg. Und dort, aus der Nebelbank, kamen die Schiffe. Sie hatten die Segel gehisst, die Ruder ausgefahren und schossen, den Wind im Rücken, heran.
Auch Vare hatte sie gesehen. Wie ein verwundeter Bär brüllte er über die Tirganer hinweg. Die Männer brauchten keine Befehle, um zu begreifen, was sie zu tun hatten. Sie drehten der Burg den Rücken zu und rannten auf den Strand zu. Gleichzeitig sprangen die Mannschaften der Langschiffe über die Relings an Bord und begannen, die Schiffe in die Wellen hinauszuschieben.
Da erklangen die Hörner von der Burg. Die Eisentore schlugen gegen die Mauer. Die Tirganer blieben stehen und wandten sich wieder Oarts Mauern zu. Sie wussten, dass sie gefangen waren.
»Die haben Pferde!« Ein Tirganer an Brans Seite heulte auf, als die Reiter durch das Tor jagten. Sie ritten in zwei Reihen aus der Stadt heraus, rechts und links an den Tirganern vorbei, gefolgt von Fußtruppen mit Schilden, Äxten und Schwertern. Ein gewaltiges Heer wälzte sich den Hügel vor der Burg hinunter.
»Wir werden umzingelt!« Der Ruf der Skerge hallte über die Tirganer. »Bildet eine Schildmauer! Wir müssen uns zu den Langschiffen hinunterkämpfen!«
Die Tirganer bewegten sich auf die Langschiffe zu, und jeder Mann hielt sich den Schild vor die Brust. Die Reiter waren bereits auf dem Strand, bauten sich nebeneinander auf und warteten mit gespannten Bogen auf die Tirganer. Die Fußtruppen drängten die Tirganer wie mit einer Zange zusammen und trieben sie auf die Reiter und die wartenden Pfeile zu.
»Wartet, bis wir den Strand erreichen!«, brüllte Visikal über die Männer hinweg. »Greift auf meinen Befehl hin an!«
Die Vandarer folgten ihnen über die sandigen Anhöhen. Als die ersten Tirganer den Strand erreichten und die Reiter ihre Pfeile abschossen, brüllte Visikal den Namen seines Gottes, und der Kampf begann.
Die Vandarer stürmten die Schildmauer. Sie warteten nicht auf die Schiffe, denn die Priester hatten mit Tarkin gesprochen und ihnen an diesem Tag einen Sieg vorhergesagt. Sie hackten den vordersten Tirganern die Beine unter dem Leib weg und trampelten sie zu Boden, doch Tirgas Krieger stiegen über ihre Gefallenen und drängten sie zurück.
Bran stand drei Mann von der Schildmauer entfernt, und noch hatte ihn kein Vandarer angegriffen. Er war auf der Landseite der tirganischen Formation und war mit seinen Leuten stehen geblieben, als die Skerge zwischen den Kriegern hindurchgeeilt waren, um die Front am Strand zu verstärken. Jetzt waren auch sie in der Menge verschwunden, alle außer Keer.
»Wir müssen hier raus!« Die Krieger suchten eine Lücke in den Reihen. Bran wusste, dass die Vandarer drei Schildmänner töten mussten, ehe sie ihn und Keer erreichten. Es war den Vandarern gelungen, sie in einer Zange von Menschen einzuengen, und zusammengepfercht wie eine Herde Schafe konnten die Tirganer keinen Vorteil aus der Vielzahl ihrer Krieger ziehen.
Eine Ewigkeit lang waren Bran und Keer in der Menge gebunden. Die Schildmänner hielten stand, und die Schlacht bewegte sich langsam über den Sandhügel zum Strand hinunter. Dort trampelten sie über Pferdeleichen und verwundete Männer, bevor sich die Vandarer plötzlich zurückzogen. Die Tirganer drehten ihnen den Rücken zu und rannten auf das Wasser zu. Die Schiffe wendeten bereits, und Bran war klar, dass sie nicht warten würden. Wie alle anderen watete er ins Wasser. Einen Pfeilschuss vor den Langschiffen schossen die schwarzen Vandarschiffe durch die Wellen.
Da griffen die Vandarer erneut an. Sie rannten auf die Tirganer zu, die sich in dem knietiefen Wasser umdrehten und die Schläge mit Schwertern und Schilden abzufangen versuchten. Bran erhielt einen Schlag auf die Schulter und stürzte nach vorn ins Wasser. Er richtete sich wieder auf und kämpfte weiter.
»Bran!« Keer rief nach ihm. Bran schwang seine Axt in ein Kettenhemd, duckte sich, um einem Schlag zu entgehen, und drehte den Vandarern den Rücken zu. Die letzten Tirganer kletterten jetzt an Bord. Die Ruder tauchten ins Wasser. Die Schiffe entfernten
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