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Brans Reise

Titel: Brans Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Bull-Hansen
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neue Hügel aus dem Land emporgewachsen zu sein, seit sie das letzte Mal hier gewesen waren, denn nirgends gab es auch nur eine Spur des langen Talgrundes. Er glaubte, in der ersten Nacht zu weit nach Osten oder Westen gekommen zu sein. Eine Nacht und einen Tag waren sie jetzt in diesem unbekannten Land unterwegs.
    Gegen Mittag änderten sie ihren Kurs, als sie einen Hügel erreichten, auf dem ein gewaltiger Felsbrocken über der Landschaft thronte. Keer vermochte nicht mehr zu laufen, sondern kämpfte sich mit gekrümmtem Rücken voran. Schaum und Speichel hingen von seinem Mund herab. Bran konnte hören, wie er bei jedem Atemzug nach Luft rang, wie er ächzte und litt. Und sie beide wussten, dass er nicht mehr weit kommen würde.
    Bran legte seinen Arm um Keers Schulter und half ihm die Steigung hinauf. Als sie endlich den Gipfel erreichten, kletterte Bran auf den Felsen und spähte über das Land. Er konnte sie von dort aus sehen. Vier Männer stiegen einen Hügel hinab. Sie trugen Lederkleidung und hielten Bögen in den Händen. Es war leicht, den Spuren zu folgen, die Keer und er hinterlassen hatten: zwei Reihen von Löchern im Schnee. Bran zählte die Höhenzüge. Fünf Anhöhen trennten die Vandarer von ihnen. Ein halber Tag.
    »Sie sind da.« Er kletterte vom Felsen und sprang in den Schnee.
    »Wo…?« Keer wischte sich den Mund trocken. »Wie viele?«
    »Vier.« Bran sah auf den Pfeil hinab, den er hinter seinen Gürtel geschoben hatte. »Drei, nachdem wir unseren Pfeil benutzt haben.«
    Keer atmete tief ein. Hinter seinem Brustkorb schien es zu kochen. Dann sackte er auf die Knie, hustete und spuckte aus. Helles Blut rann über sein Kinn.
    »Wir müssen weiter.« Er ballte die drei Finger seiner Schwerthand und schlug sie in den Schnee. Bran stützte ihn und half ihm weiter.
    »Ich werde sie dich nicht finden lassen, Keer.« Bran legte den Arm um ihn. »Ich kann im Kreis laufen und ihnen in den Rücken fallen.«
    »Das kannst du versuchen, Tileder, aber es wird nicht leicht sein, sich an die Vandarer anzuschleichen. Sie werden dich hören.«
    Bran blickte über die Schulter. »Wir können nicht vor ihnen fliehen.«
    »Wir müssen weiter, bis es dunkel wird.« Keer krallte sich an seinem Arm fest. »Dann machen wir ein Feuer und wärmen uns, und ich werde…« Keer krümmte sich zusammen und erbrach sich in den Schnee. »Und ich werde dir sagen, was wir tun.«
    Bran dachte über diese Worte nach. Er kämpfte mit dem knietiefen Schnee und konnte den Tirganer, der schwerer und schwerer auf seiner Schulter lastete, kaum mehr stützen. Und die Dunkelheit kam rascher als jemals zuvor.
     
    An einem Gebüsch aus jungen Birken schlugen sie ihr Lager auf. Etwas Besseres hatte Bran nicht finden können, denn das Tal, in das sie hinuntergestiegen waren, war steinig und nur von niedrigen Büschen bewachsen. Er wollte kein Feuer entzünden, doch Keer meinte, die Vandarer würden sie ohnehin finden. So fällte Bran zwei Birken und machte sich an die Arbeit. Er setzte sich dicht neben Keer, so dass sie beide unter seinem Umhang Schutz fanden. Wortlos aßen sie Schnee.
    Erst als sich die Nacht kalt und schwer über den Schein des Feuers legte, beugte sich Keer vor und spuckte in die Glut.
    »Flammen…« Er hustete und wischte sich das Kinn mit dem Ärmel trocken. »Es waren immer die Flammen, die uns zusammengebracht haben. Tarba, Zwei Messer. Sturm und den Sänger. Im Langschiff. Im Feindesland. Immer diese Lagerfeuer.«
    »Sie geben Wärme.« Bran legte seinen Arm um Keers Rücken, denn der Tirganer zitterte. »Sie wehren die Nacht ab.«
    »Die Nacht kommt zu uns allen.« Keer spannte seinen Rücken an, räusperte sich und spuckte in die Flammen.
    »Morgen gehe ich in unseren Spuren zurück«, sagte Bran. »Ich töte die Vandarer und nehme ihnen die Pfeile ab. Ich kann jagen. Wir gehen zurück ins Winterlager…«
    »Erzähl keinen Unsinn!« Keer ließ sich auf die Seite kippen. Er zog sein Schwert und kam auf die Beine. »Sprich wie ein Krieger mit mir, Tileder!«
    Bran starrte in seine wilden Augen. Jetzt verstand er.
    Keer blickte auf den Schnee zwischen seinen Beinen hinab. »Lass mich dieses Schwert an meinem Gürtel behalten. Ich werde auf die Vandarer warten. So will ich sterben.«
    »Das Schwert gehört jetzt dir.« Bran reichte ihm Pfeil und Bogen.
    »Nein.« Keer fasste sich an die Stirn. »Du brauchst sie für die Jagd. Du musst bald nach Osten gehen, ins Winterlager.«
    Bran nickte. »Gibt es jemanden…«

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