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Brans Reise

Titel: Brans Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Bull-Hansen
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tot.«
    Ein Mann johlte ihnen von der Mauer zu. Sie sahen seinen Helm hinter der Brustwehr und das Kettenhemd unter dem dicken Wollschal. Erneut rief er ihnen zu.
    »Sprichst du vandarisch?« Bran beugte sich zu Keer hinüber.
    Der Tirganer drehte der Mauer den Rücken zu. »Lass uns gehen. Besser einen Pfeil im Rücken, als in den Straßen von Oart am Galgen zu hängen.«
    Bran trat auf den Weg und biss die Zähne zusammen. Der Vandarer rief erneut, doch dieses Mal klang es höhnischer. Hielt er sie vielleicht für Bettler oder Landstreicher? Bran hatte selbst mitgeholfen, solche Menschen aus der Felsenburg zu vertreiben.
    Bran begriff, dass er richtig lag, denn als er sich kurz darauf umdrehte, war die Burg im Schneetreiben verschwunden. Sie mussten am ersten Tag zu weit nach Westen geraten sein, dachte er, und beinahe im Kreis gelaufen sein. Ein paar Pfeilschüsse weiter waren sie an die Küste getrieben worden. Das Schneetreiben konnte ihnen jetzt helfen, denn die Sicht war so schlecht, dass sie sich vielleicht um die Burg herumschleichen und hinunter zum Strand kommen konnten. Er erzählte das Keer, und der Tirganer war seiner Meinung. Auch er hatte keine Lust, noch einmal in das Hügelland hineinzuwandern.
    Doch Bran und Keer waren der vandarischen Burg bereits zu nahe. Einen Steinwurf von den Mauern entfernt stand eine Wachmannschaft. Sie hatten still dagestanden und den zwei Männern gelauscht, die sich rasch von der Burg entfernten. Rein Vandarer, der seine Sinne beisammen hatte, wagte sich bei diesem Wetter hinaus, und der Bote aus dem Westen hatte allen Männern Oarts befohlen, ihre Pflicht zu tun, solange der Krieg andauerte.
    »Yche mo?« Die sieben Männer stellten sich quer über den breiten Weg und legten die Hände an ihre Schwertschäfte.
    Keer schüttelte den Kopf. Bran kniff die Augen zu, damit die Schneeflocken von seinen Lidern abfielen. Die Vandarer trugen Umhänge wie er selbst und Pelzmützen. Ihre Kettenhemden sahen wie Fischschuppen aus, die zwischen all ihren Kleidern glänzten. Er machte einen Laut, als wisse er nicht, was er sagen sollte, und deutete auf den Weg, der hinter ihnen weiter nach unten führte.
    Die mittlere Wache bellte noch einmal diese merkwürdig klingenden Worte und trat ein paar Schritte vor. Jetzt erkannte Bran, dass er einen Bogen über der Schulter trug. Er hing locker über seinem linken Arm, und die Sehne war gespannt. Auch die anderen Wachen trugen Bogen.
    Bran sah zu Keer hinüber. Der Tirganer seufzte, ehe er sich aufrichtete und in den Schnee spuckte. Da warf sich Bran gegen die Wache und drückte sie zur Seite. Keer schlug ihm auf den Schwertarm, während Bran den Bogen von der Schulter des Vandarers zog. Dann stürzten sie sich mit dem Mut der Verzweiflung auf die anderen. Die Vandarer waren überrascht, und Bran und Keer drängten sich an ihnen vorbei, noch ehe sie ihre Schwerter ziehen konnten.
    Sie rannten. Der Pfad war festgetrampelt und gab ihren Stiefeln Halt. Ein Pfeil sauste an ihnen vorbei. Bran warf einen Blick über die Schulter. Die Wachen verschwanden bereits im Schneetreiben. Noch ein Pfeil zischte. Er sah ihn nicht. Die Wachen riefen. Gleich, dachte Bran, werden die Krieger aus der Burg reiten. Wieder fauchte ein Eisenschnabel. Keer stöhnte, kurz und laut, als habe ihm etwas den Atem geraubt. Bran sah zu ihm hinüber. Der Pfeil hatte sich tief in seinen Rücken gebohrt, doch noch rannte er.
    Der Pfad führte eine lang gezogene Anhöhe empor. Das war der große Höhenzug, das Tor zum Hügelland. Sie sprangen in den Schnee neben dem Weg. Kaum ein paar Speerlängen daneben fanden sie ihre eigenen Spuren.
    Hörner ertönten. Die Vandarer ritten aus der Burg.
    Sie folgten ihren Spuren über den Kamm des Höhenzuges und in das dahinter liegende Tal. Da stürzte Keer zu Boden. Bran zog ihn aus dem Schnee. Der Tirganer hatte Blut an Kinn und Brust. Mit seiner gesunden Hand umklammerte er das Schwert, dann brachte er die Beine wieder auf den Boden und schlug um sich.
    »Wir müssen weiter!« Er trat in die nächsten Spuren und schüttelte seinen Rücken, wie ein Bär Fliegen von seinem Pelz schüttelte. »Weiter… Weiter…«
    Bran ließ ihn laufen. Keer tat das einzig Richtige: Er nutzte die Kräfte, die er noch hatte, um zu fliehen. Bran wusste, dass der Tirganer sterben würde, wenn er aufgab. Er konnte ihn nicht tragen, denn dann würden sie beide eingeholt werden. Doch Bran konnte die Vandarer aufhalten und einen Vorteil aus dem Schneetreiben

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