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Brans Reise

Titel: Brans Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Bull-Hansen
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Bran ruderte mit den Armen und schluckte Wasser und Schlamm.
    Dann zog Vater ihn an den Haaren wieder nach oben. Bran rang nach Luft.
    »Ich werde dir schon beibringen, dich zu trauen! Wenn du Angst vor Wasser hast, ist das hier die richtige Kur!«
    Wieder drückten ihn seine Hände unter das Wasser. Er streckte die Arme nach oben, während seine Brust nach Luft schrie. Dann, als der Kopf zu brennen begann, zog Vater ihn hoch. Bran riss sich los und Vater ließ ihn an Land kriechen.
     
    »Er wacht auf, Gwen! Schnell, gib ihm etwas zu trinken!«
    Bran spürte weiche Finger an seinem Mund. Wasser in seinem Hals.
    Er schlug zittrig die Augen auf und sah Gwens Locken vor sich.
    »Wie fühlst du dich, Bruder?« Dielan beugte sich neben ihr vor.
    Jetzt erkannte Bran, dass er unter dem Segeltuch auf Decken lag. Er war weit vom Gebirge entfernt und er war auch kein kleiner Junge mehr. Das Boot bewegte sich auf und ab und die Schoten schlugen gegen den Mast. Er hörte das Schwappen der Wellen am Bootsrumpf. Hatte der Wind aufgefrischt?
    »Das Seil hat sich um deinen Fuß gewickelt und dich in die Tiefe gezogen.« Dielan führte einen Becher an seine Lippen und Bran trank, während sein Bruder sprach. »Nur gut, dass du es durchschneiden konntest. Hagdar hat dich hochgezogen und das Wasser aus deiner Brust gedrückt.«
    »Nosser…« Bran versuchte sich aufzurichten, doch Dielan hielt ihn am Boden.
    »Nosser und sein Sohn sind noch rechtzeitig wieder an Bord gekommen. Aber du musst dich jetzt ausruhen. Turvi hat dich untersucht und er meint, du solltest ein bisschen liegen bleiben. Er sagt, du stehst in der Gunst von Berav. Die Haie haben dich umschwärmt, aber keiner hat dich angegriffen! Ich kann noch immer nicht glauben, dass du es geschafft hast!«
    Bran legte seinen Kopf zurück und starrte das Segeltuch an. Es flatterte im Wind.
    »Wo sind wir?«
    Dielan schluckte seinen Eifer hinunter, hob das Ende des Stoffes an und sah über den Bootsrand. »Nicht weit von der Stelle, an der wir gestern Abend waren. Die Klippen im Süden liegen noch immer in weiter Ferne. Aber der Wind bläst heute kräftiger und aus einer anderen Richtung. Er kommt jetzt aus Nordwesten, und wir kommen gut vorwärts. Hagdar meint, wir sollten bald die Segel setzen.«
    »Habt ihr irgendwelche Schiffe gesehen?«
    Dielan schüttelte den Kopf. »Keines seit dem Morgengrauen. Da meinte Hagdar, im Süden von uns eine Mastspitze gesehen zu haben. Aber das war alles.«
    Bran richtete sich auf den Ellenbogen auf und sah gemeinsam mit Dielan unter dem Segeltuch hinweg. Der Himmel war wolkenlos und das Sonnenlicht glitzerte auf dem Wasser. Die Boote waren noch immer aneinander vertäut. Auf der anderen Seite des Bootes saßen Kai und Vermer mit ihren Frauen und Kindern und kauten auf Stockfischstückchen herum. Die Wellen waren höher geworden. Jedes Mal, wenn sie in ein Wellental kamen, reichten die Spitzen der Wellen bis fast zu den Mastspitzen empor. An manchen Stellen riss der Wind Schaumkronen von den Wellenkämmen.
    »Es nützt nichts, hier noch länger zu warten.« Bran fasste sich an den Kopf und schüttelte die üblen Erinnerungen an die Bergwanderung mit Vater ab. »Löst die Vertäuungen und setzt die Segel. Mit etwas Glück sind wir morgen Nacht in Krett.«
    Dielan krabbelte nach draußen, und Bran hörte, wie er den anderen etwas zurief. Bald darauf knarrten die Seile. Bran kroch zu Dielan und Gwen hinaus, die am Ruder saßen. Gwen hatte Konvai an die Brust gelegt. Dielan beugte sich über sie, schob das Ruder zur Seite und ließ das Boot von den Wellen packen. Die letzten Boote lösten die Vertäuungen und drehten das Steuer so, dass der Wind und die Wellen von hinten kamen. Bran löste das Seil, mit dem das Segel um den Baum gewickelt war, und zog das Fallseil an. Der Querbaum war nicht leicht hochzuziehen, aber er stemmte seine Beine gegen die Ruderbank und lehnte sich zurück, und als der Wind das Segel straffte, band er das Ende des Seils an einem Nagel im Kielbalken fest. Das Boot beschleunigte über die Wellenkämme, glitt in ein Tal hinunter und wurde wieder angehoben.
    »Was für ein Boot«, rief Dielan. Er hielt das Steuer gemeinsam mit Gwen. »Bei dieser Geschwindigkeit dauert es nicht lange, bis wir durch den Blutsund segeln!«
    Bran sah sich um. Das Lächeln verschwand vom Gesicht seines Bruders. Die Falten zwischen seinen Augenbrauen wurden tief und sorgenvoll. Er spähte zu den grauen Klippen hinüber und ließ dann seinen Blick zu

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