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Brans Reise

Titel: Brans Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Bull-Hansen
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den Pfeilköchern gleiten.
    »Hagdar meint, wir sollten den Sund nachts passieren.« Bran erinnerte sich an die Ermahnungen, die der kräftige Mann noch vor dem Ablegen ausgesprochen hatte. »Und wir müssen rudern, denn die Segel sind vom Zollschiff aus leicht zu sehen.«
    »Das Zollschiff, ja…« Dielan legte seine Hände auf Gwens Schultern. Bran drehte sich zur Mittelbank, so dass er ihnen den Rücken zuwandte. Er sah nach Süden. Die grauen Klippen markierten den Beginn des Kretterlandes. Und bald würden sie auch dort hinten im Osten Land sehen; flache Ebenen mit wogenden Steppen. Denn das Meer verengte sich im Blutsund. Es war hier so schmal, dass man bei gutem Wetter von einem Ufer zum anderen schauen konnte. Jeder wusste, dass die Kretter ein Kriegsschiff im Sund verankert hatten, und er glaubte, dass die Mastspitze, die Hagdar gesehen hatte, zu diesem Schiff gehörte. Man sagte, nur den listigsten Seefahrern gelänge es, sich im Dunkel der Nacht vorbeizuschleichen, denn die Kretter hielten vom Mast aus Ausschau und leuchteten das Meer mit ihren Kohlelampen ab. Jedes Schiff, dass sie anhielten, musste teuer für seine Fracht bezahlen. Aber die Kretter konnten auch einfach angreifen, ganz besonders dann, wenn es Feinde waren, die den Sund passieren wollten. Und obgleich die letzten zehn Winter friedlich gewesen waren, zweifelte Bran nicht daran, was sie tun würden, wenn sie sahen, dass sich die Boote näherten. Denn die Kretter hatte ihre Niederlage an der Felsenburg sicher noch nicht vergessen.
    Bran drehte sich zur Seite, so dass er am Segel vorbeisehen konnte. Drei Boote vor ihnen gab Hagdar den Kurs an. Bran war froh darüber, dass der erfahrene Seemann unter seinen Männern war. Sollte es einen Sturm geben, würde Hagdar wissen, was zu tun war. Denn Bran selbst wusste das nicht. Kaer fingerte an den Schots herum, und sein Vater, Turvi, warf einen Wassersack zu seinem Sohn hinüber. Bran hatte Kaer immer darum beneidet, Turvi als Vater zu haben, denn als sie klein waren, hatte der Einbeinige sie oft um sich versammelt und ihnen Geschichten erzählt. Und Turvi schlug nie.
    Zwei Boote Steuerbord von ihnen schossen Velar und Nosser eine Welle hinunter. Bran blinzelte in die Sonne. Velars glattes Gesicht trug noch immer die harten Züge. Diese Miene kennzeichnete den jungen Mann seit dem Kampf gegen die Vokker. Auch er hatte seine Eltern verloren.
    Bran beugte sich über den Bootsrand und blickte ins Wasser hinunter, das am Rumpf vorbeischoss. Einige der Frauen hatten sie auf dem Weg zur Küste wiedergefunden. Das waren die Alten, die es nicht geschafft hatten, sich an den verschreckten Pferden festzuhalten. Er dachte selten daran, denn die Erinnerungen schmerzten so sehr. Die Vokker hatten sie gefressen, doch genug von den Körpern übrig gelassen, um sie wiederzuerkennen. Turvi meinte, es sei das Beste, sie liegen zu lassen, und Bran hatte sich nicht dagegen gewehrt. Sie waren jetzt ein Teil der Ebene. Es war merkwürdig, aber er fühlte keinen Hass, wenn er an die Riesen dachte. Sie waren Raubtiere wie er selbst und hatten die schwächsten der Menschen getötet.
     
    Bran schlief fast den ganzen Tag. Als die Sonne unterging, nahm er Dielans Platz ein, der sich gemeinsam mit Gwen und Konvai unter das Segeltuch legte. Bran wollte den Wind ausnützen, solange dieser noch aus Westen wehte, und die Boote so weit wie möglich nach Osten manövrieren. Er maß die Entfernung bis zu den Klippen mit den Augen und rechnete damit, bei Sonnenaufgang an der Ostküste zu sein. Hagdar hatte sein Boot dicht an das von Bran gesteuert und gesagt, es sei das Beste, an der Ostküste entlangzurudern, damit sich die Umrisse der Boote nicht auf dem Meer abzeichneten. Bran sah zum Himmel empor und erkannte, dass er nicht mit einer dunklen Nacht rechnen konnte, denn die Wolken hatten sich aufs Land verzogen. Ein Stern nach dem anderen kam zum Vorschein und nach einer kurzen Weile am Ruder schien der Mond auf das Meer herab. Er lehnte sich an den Achtersteven und betrachtete die anderen Männer, die einsam in ihren Booten saßen und nach dem Wind steuerten. Er fragte sich, was sie dachten. All jene, die ohne zu zweifeln die Boote gewässert hatten, um dem Kurs zu folgen, den er geträumt hatte. Wenn jemand Mut hatte, dann mussten das diese Menschen sein. Denn er selbst hatte wenig zu verlieren. Er hatte im Gegensatz zu Dielan keine Kinder und keine Frau. Er sah zu den dreien unter dem Segeltuch hinüber. Sie hatten eine Decke

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