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Brans Reise

Titel: Brans Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Bull-Hansen
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vermischten. Sie baten ihn, sich zu erinnern. Vergiss nicht… Sie flehten ihn an wie ein Kind oder ein sterbender Greis. Mein Bild. Bran lehnte sich an den Achtersteven. Ich bin… Der Gesang der Sackpfeifen ertrank im Meer, und die Stimmen verschwanden mit dem Wind. Dein Sohn. Die Dünung ging jetzt höher.

Die Heimkehr
     
    D er Nordwind brachte die Langschiffe schnell an der Küste entlang nach Osten. Das Wetter war gut mit einem gleichmäßigen Wind, wolkenfreien Tagen und Nächten, die so kalt waren, dass die Deckplanken schrien. Bran übernahm die meisten Wachen am Steuerruder. Er schlug den Pelzumhang um sich und spähte nach Osten. Oft ließ er seinen Blick auch über den weißen Streifen Land im Süden schweifen. Drei Tage führte er das Schiff so, und nur mitten in der Nacht, wenn ihn die Müdigkeit in die Knie zwang, überließ er Nangor das Steuer. Dann ging er unter Deck und legte sich in den Bug, umgeben von Kartenrollen, Waffen und Tauwerk.
    In der Dämmerung des vierten Tages weckte Nangor die Mannschaft mit einem Schrei. Die Männer sprangen auf und griffen nach ihren Waffen. Bran, der mit allen Kleidern geschlafen hatte, war als Erster oben an Deck. Und da sah er, dass die Langschiffe bereits zwischen den Inseln waren. Nangor deutete zum Bug, ehe er das Steuerruder losließ und zur Seite trat.
    Bran übernahm das Ruder und blickte nach Süden, und er sah die offene Strecke, in der die ersten Langschiffe mit locker vom Querbaum flatternden Segeln in die Strömung gerieten und sich vorwärts treiben ließen. Der Raunebel zitterte unter der aufgehenden Sonne. Die Mannschaft auf dem vordersten Schiff jubelte. Die Sonne sandte Lanzen aus Licht über das Meer, und der Wind fuhr wie ein Fächer über die glänzenden Wellen. Visikal, Vare und Ylmer ließen ihre Hörner erschallen, denn jetzt offenbarte sich Tirga. Menschen sprangen auf den Straßen, der Mole und auf dem Eis herum. Und in den zwölf Türmen läuteten die Glocken.
     
    Visikals Schiff reffte die Segel und schob die Ruder aus. Bran bat seine Männer, es dem Rest der Flotte gleichzutun. Bald platschten die Ruder ins Wasser, und die Langschiffe hielten Kurs auf den Strand, einen guten Pfeilschuss im Westen der Stadt. Bran sah, dass sie sich dort hinten versammelten: Männer, Frauen und Kinder. Noch immer vermochte er sie nicht zu unterscheiden, doch er hoffte, dass sie dort war.
    Als die ersten Langschiffe aufliefen, steuerte Bran in Richtung Mole und hielt dann Kurs auf das östliche Ende des Strandes. Unter Deck sangen die Ruderer im Takt. Die Riemen peitschten das Wasser, so dass es bis hinauf zur Reling spritzte, an der er stand. Die Menschenmenge am Strand sprang zur Seite, und die Männer an Deck hielten sich an den Stagen oder der Reling fest. Dann knirschte der Schiffsrumpf auf den Strand.
    Einen Augenblick lang war es still. Die Menschen am Strand hielten sich die Hand über die Augen und runzelten die Stirn, als fragten sie sich, wer der Mann mit den braunen Haaren am Ruder war und warum er ein Schiff steuerte, das Arborgs schwarzes Kreuz im Segel trug. Bran hörte Pfeilköcher und Seesäcke unter Deck durcheinander purzeln, ehe die Männer wie verrückt zu schreien begannen. Sie drängten sich zu zweit nebeneinander durch die Luke nach oben und reckten die Arme zum Himmel. Und jetzt begannen die Menschen, sich zu bewegen. Frauen rannten zu den Langschiffen vor und fielen ihren Männern, die über die Reling nach unten sprangen, in die Arme. Alte Väter schwankten den heimkehrenden Söhnen entgegen, und Kinder purzelten und stürmten über den Sand. Bran ließ das Ruder los und sah zu den anderen Schiffen hinüber. Überall umarmten sich die Tirganer. Sie standen bei den Schiffsrümpfen. Sie rollten im Sand umher. Virga war von einer dicken Frau und fünf Jungen umgeben, die ihm so ähnlich sahen, dass es nur seine Brüder sein konnten. Tarba kletterte mit vier Weinschläuchen über der Schulter mühsam über die Reling. Allein Nangor stand noch an Deck. Er kratzte sich am Kinn und schob seine Daumen unter den Gürtel.
    »Es ist wohl an der Zeit, mit Visikal zu sprechen«, sagte er. »Er schuldet mir einen Sack Gold.« Da hob er sein Bein über die Reling, hangelte sich nach unten und verschwand in der Menge.
    Endlich erblickte Bran jemanden, den er kannte. Lille Vord, der Sohn von Kaer, schlüpfte zwischen zwei Kriegern hindurch und stapfte mit seinen kurzen Beinen durch das Wasser. Er drehte sich hin und her und schaute zu den

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