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Brans Reise

Titel: Brans Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Bull-Hansen
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warteten. Er war es, der bestimmen musste, was sie jetzt tun sollten. Er sah zu den verwachsenen Eichen hinüber. Sie sahen wirklich wie die Trollbäume aus, von denen Karain erzählt hatte.
    »Was sollen wir machen, Bran?« Nosser schob sich neben Dielan und spähte in das Halbdunkel zwischen den Stämmen.
    Bran schloss die Augen. Die Schmerzen krochen aus seinem Nacken empor. Die Haut über seiner rechten Schläfe begann zu zucken. Manchmal schlugen die Klauen auf diese Weise zu, doch er versuchte das dann immer zu verbergen.
    »Wir müssen in den Wald gehen und nach Wasser suchen.« Er rieb sich mit der Faust über die Schläfe und biss die Zähne zusammen. Da lösten sich die Zuckungen und die Schmerzen zogen sich widerwillig wieder in den Nacken zurück. Er drehte sich zu den anderen um. »Sieben von euch kommen mit, die restlichen bleiben bei den Booten.«
    Die Männer sahen einander an. Nosser, Hagdar und Ken holten Pfeilköcher, Bogen, Speere und Wassersäcke und traten gemeinsam mit Tiene, Linvi und Narie zu ihm vor. Die Frauen bekamen die Bogen und banden sich die Köcher um. Sie waren die besten Bogenschützen des Felsenvolkes, trainiert darin, die Kretter aus den Aussichtslöchern der Felsenburg heraus zu töten. Bran holte die Speere aus dem Boot und befestigte sein Jagdmesser am Gürtel. Dann verschwanden sie unter den Zweigen.
     
    Es war ein dunkler Wald, denn das dichte Laubdach ließ nur dann ein wenig Licht hindurch, wenn der Wind in den Blättern spielte. Trotzdem war der Boden von Blumen bedeckt, auch diese waren größer, als Bran es gewohnt war. Sie wuchsen hoch wie Steppengras und kitzelten mit ihren Kronblättern seine Beine.
    »So schön«, lächelte Dielan. Er hatte sich sein Hemd vor dem Bauch verknotet, denn es war warm. »Ich frage mich, warum die hier so groß werden?«
    »Vielleicht schneit es hier nicht.« Bran sah zu den Zweigen empor, die sich viele Mastlängen über ihm hin und her bewegten. »Vielleicht gibt es hier keine Tiere, die sie fressen. Ich hoffe nur, wir finden…«
    Ein Ast knackte. Bran spürte, wie das Herz in seiner Brust hämmerte, als er die Hand zur Seite ausstreckte, um die anderen aufzuhalten. Wieder war ein Laut zu hören, als liefe jemand durch den Wald.
    »Haltet die Bogen bereit«, sagte Hagdar. Bran hörte, wie die Frauen die Pfeile an die Sehnen legten, und umklammerte seinen Speer mit beiden Händen. Das Geräusch kam aus dem Gebüsch knapp einen Steinwurf vor ihnen. Das ist ein Tier, dachte Bran und lauschte dem sich nähernden Schnauben.
    Mit einem Mal schossen die Zweige auseinander und ein gedrungenes Tier mit flacher Nase und Stoßzähnen kam auf sie zugerannt. Es war groß wie ein Mann und trug einen kurzen, braunen Pelz. Als es sie sah, blieb es wie angewurzelt stehen, schnaubte und schabte mit den Klauen im Sand.
    »Ein Wildschwein.« Hagdar sprach leise, während er das Tier ansah. »Es kann mit den Stoßzähnen töten.«
    Bran sah, wie das Tier sie beobachtete, wie es atmete und schnaufte, als wäre es lange Zeit gelaufen und erschöpft. Und dann hörte er einen anderen Laut: Menschenstimmen. Das Wildschwein verstummte plötzlich. Es hielt die Luft an, spitzte die Ohren und stürmte dann nach links davon.
    »Jetzt verstehe ich, warum es auf uns zugerannt ist.« Dielan legte seinen Speer in die andere Hand. »Es wurde gejagt.«
    Die Stimmen kamen aus der gleichen Richtung, aus der auch das Wildschwein gekommen war. Bran hörte die Schritte vieler Männer, bis sie von einem Horn übertönt wurden. Dann waren wieder die Schritte zu hören. Sie kamen immer näher, bis schließlich der erste Mann zwischen den Zweigen hervortrat. Wie das Wildschwein hielt er abrupt inne und starrte sie mit weit aufgerissenen Augen an. Drei weitere Männer kamen hinter ihm zum Vorschein. Sie trugen grünschwarze Kleidung aus einem glatten, glänzenden Stoff. Sie waren dünn, aber hoch gewachsen und hatten rote Haare und dünne zottige Bärte.
    »Das sind keine Tuurer«, sagte Hagdar. »Die Tuurer tragen Gewänder. Aber lasst die Waffen auf sie gerichtet.«
    Bran warf einen Blick auf die Frauen. Sie hatten ihre Bogen bis zum Anschlag gespannt. Er wandte sich wieder den Fremden zu. Auch sie hatten Bogen, aber ihre Pfeile waren noch in den Köchern, die sie über der Schulter trugen. Er erinnerte sich daran, was der Vogelmann ihm über das Volk im Süden des Blutsundes erzählt hatte. Sie seien Sklavenhändler, hatte er gesagt. Schlechte Menschen.
    »Werft die Waffen

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