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Brans Reise

Titel: Brans Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Bull-Hansen
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wird«, sagte sie und nickte in Richtung Konvai.
    Als das Fell hinter ihnen herabfiel, legte sich Bran auf die Seite und drehte seinen Spieß. Er sah zu dem rundlichen Gesicht von Konvai hinüber und hörte die Frauen, die draußen auf dem Platz vor dem Zelt redeten. Auch Hagdars Lachen war unten am Wasser zu vernehmen und das Brausen der Wellen, die über den Strand spülten.
    Bran schob sich ein Fell unter den Nacken. Zum ersten Mal seit langer Zeit schmerzte sein Kopf nicht, und er hoffte, an einen Ort gekommen zu sein, an dem ihn die Krallen nicht finden konnten. Alles hier erinnerte ihn an die gute Zeit in der Felsenburg, als er noch ein Junge war. Er und Dielan saßen in der Hütte von Kirgit und dem Vogelmann und kauten auf süßen Wurzeln herum, während die Geschichten der Erwachsenen in den Flammen der Feuerstelle lebten. Dort sah er mächtige Krieger, Trollmänner und Frauen. Denn die Flammen sind wie Wolken – in ihnen liegen so viele Dinge verborgen. Bran ließ seinen Blick in den Flammen ruhen und spürte, wie der Schlaf von ihm Besitz ergriff. Seine Augenlider waren schwer, doch er sah etwas im Feuer. Er sah eine Frau. Er sah sie.
     
    »Bran!«
    Jemand fasste an seine Schulter. Er gähnte und öffnete die schlaftrunkenen Augen. Dielan kniete neben ihm am Feuer.
    »Du darfst jetzt nicht schlafen! Wir warten nur noch auf dich!« Er schob das Fell zur Seite. Draußen hatte sich das Volk um das Lagerfeuer versammelt. Es war dunkel, und Bran wurde klar, dass er lange geschlafen haben musste.
    Er krabbelte hinter Dielan aus dem Zelt und gähnte erneut. Das Feuer war so groß wie das Sonnenwendfeuer daheim in der Felsenburg. Darum herum lagen in einem weiten Ring Pelze und Decken. Der Wind wehte vom Hügel herab, und die Flammen flackerten in Richtung Meer.
    »Heil Bran, unserem Häuptling!« Dielan hob einen Krug, und Männer und Frauen erwiderten seinen Gruß. Bran verbeugte sich, wie es sich gehörte, richtete sich aber rasch wieder auf, als die Wunden in seinem Rücken zu schmerzen begannen. Jetzt sah er, dass nicht nur das Felsenvolk um das Lagerfeuer herumstand. Auch Arer waren unter ihnen. Er zählte zehn Männer und fünf Frauen. Sie waren unbewaffnet.
    »Komm doch, Bran!« Dielan winkte ihn zu sich und zeigte zu Boden. »Setz dich hierher, neben Nemni. Legt das Fleisch über das Feuer, Männer! Unser Häuptling ist hungrig!«
    Hagdar, Nosser und zwei der Arer hoben zwei riesige Fleischspieße an und legten sie auf Böcken, die auf jeder Seite des Feuers im Boden verankert waren, über die Glut. Bran ging langsam zu dem Bärenfell hinüber, an dessen Seite Dielan noch immer stand und zu Boden deutete.
    »Setz dich hierher, Bruder. Ich werde dir ein bisschen Wein holen, und dann sollst du das Hirschfleisch kosten, das wir von den Tirganern bekommen haben.«
    Nemni saß auch auf dem Bärenfell. Die rothaarige Frau trug ein langes Wollkleid und eine Kette mit blauen Steinen. Sie zog die Beine an und schlang ihre Arme um die Knie.
    »Warum soll sie neben mir sitzen?« Bran zog Dielan zu sich und flüsterte ihm ins Ohr. »Ich habe niemals zuvor neben ihr gesessen.«
    »Es ist kein Tag vergangen, an dem sie nicht nach dir gefragt hätte!« Dielan zwinkerte ihm zu. »Setz dich jetzt neben sie. Du brauchst eine Frau.«
    Bran ließ ihn los und Dielan ging. Nemni schaute zu ihm auf. Er sank neben ihr zu Boden, kreuzte seine Beine und sah verstohlen zu den Arern hinüber. Die blonden Männer trugen weite Hosen und hatten Umhänge um ihre sehnigen Schultern geschlungen. Er konnte sehen, dass es sich um Krieger handelte denn viele von ihnen hatten Narben. Auch die Frauen waren blond, und er erkannte, dass sie zu den Männern gehörten, denn sie blieben dicht bei ihnen. Sie ähnelten Tir, dachte er. Ihre Schultern und Hüften waren schmal, und er empfand sie in ihren knöchellangen Kleidern, die aus den gleichen Materialien gewebt waren wie die Hosen der Männer, als unbeschreiblich schön. Ein Skalde hätte vielleicht gesagt, sie seien wie aus dem Tau der Nacht gesponnen, dachte er. Er wünschte sich, so wie Dielan zu sein und die Fähigkeit zum Erzählen zu haben. Dann hätte er ein Lied für Tir geschrieben.
    »Hier, Bran.« Dielan legte einen Weinschlauch in den Schoß seines Bruders. »Das Fleisch ist bald gar. Trink schon mal etwas. Das wird dir gut tun.«
    Bran folgte ihm mit den Augen, während Dielan zum Feuer zurückging. Sein Bruder hätte Häuptling sein sollen, denn der verstand den Umgang mit

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