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Brans Reise

Titel: Brans Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Bull-Hansen
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groß, als Bran ins Lager trat. Das Felsenvolk scharte sich um ihn, klopfte ihm auf die Schulter und berührte die Naht an seinem Hals.
    »Erzähl«, verlangten sie. »Velar hat gesagt, die Sklavin sei eine Trollfrau. Hat sie dich wieder gesund gemacht?«
    Doch Bran konnte nicht antworten, denn alles erschien ihm so unwirklich. Er sah die Zelte und den Windschutz mit dem getrockneten Tang zum Feuermachen, die Erde und das Meer. Nach dem Gang durch die gepflasterten Gassen, wo sich die riesigen Häuser über ihn emporgereckt hatten, war er vor allem verwirrt. Doch Dielan führte ihn zu dem Zelt, das am weitesten von der Stadt entfernt war, und als sie hineinkrochen, empfing sie der Geruch von gegrilltem Fisch. Gwen saß an der Feuerstelle, und Konvai lag in ihrem Schoß.
    »Fast wie nach Hause kommen, nicht wahr?« Dielan hängte seinen Umhang an einen Zweig des Pfostens, der das Zeltdach trug.
    Bran ließ das Fell vor der Tür herab und setzte sich auf eine zusammengerollte Decke. Noch ehe er etwas sagen konnte, hatte Gwen ihm einen Spieß gereicht, an dessen Ende ein dampfender Fisch steckte.
    »Heute Abend müssen wir feiern.« Dielan machte es sich neben Gwen bequem und hob Konvai hoch. Der Säugling rülpste, als er ihn wieder hinsetzte, und zeigte mit seiner winzigen Hand auf Bran.
    »Wir müssen tanzen und essen und trinken, was die Erwachsenen trinken, denn Onkel Bran ist wieder gesund!« Er sprach in das Ohr seines Sohnes hinein, der Bran mit großen Augen anstarrte. »Und denk an all die Frauen, die sich Sorgen um ihn gemacht haben, Konvai! Ob sie sich heute Abend wohl ein bisschen um ihn kümmern wollen?«
    Konvai zog die Mundwinkel nach unten, und Bran bereitete sich auf das Geschrei vor. Gwen nahm den Kleinen zu sich und klopfte ihm sanft auf den Rücken. Dielan seufzte und drehte seinen Grillspieß.
    »Ihr müsst meinetwegen nicht feiern!«, sagte Bran. »Wir sollten unser Essen sparen.«
    Dielan lachte. »Die Tirganer geben uns, was wir brauchen.« Er biss in den Fisch. »Die sind reich, verstehst du. Und wir haben sie heute Abend eingeladen.«
    »Einige von ihnen«, verbesserte ihn Gwen.
    »Ja, nicht alle.« Dielan breitete die Arme aus. »Die hätten nicht einmal zwischen den Zelten Platz, so viele wohnen in dieser Stadt.«
    »Erzähl mir mehr von diesem Ort.« Bran verschränkte die Beine und legte die Arme in den Schoß. »Es sieht so aus, als hättet ihr es euch hier bequem gemacht, während ich krank war, und als ob ihr nicht so bald wieder aufbrechen wolltet. Aber ich glaube nicht, dass das hier das Land ist, das wir suchen.«
    Dielan knabberte an seinem Fisch und breitete die Hände entwaffnend aus. »Ich werde dir alles erzählen«, schmatzte er, »deshalb sitzen wir jetzt hier, während all die anderen Treibholz sammeln und das Fest vorbereiten.« Er legte sich auf die Seite und hob das Fell vor dem Zelteingang ein wenig an, wie um zu überprüfen, ob die Männer auch das taten, was sie versprochen hatten. »Der Vogelmann hat von Ar erzählt, als ich klein war. Ich erinnere mich gut daran. Er hat gesagt, Ar sei von Kriegern und Seeleuten bevölkert, und damit hatte er Recht. Du solltest sehen, wie es aussieht, wenn die Langschiffe in das Hafenbecken rudern, Bran! Und noch dazu heißt es, dass es in diesem Land verschiedene Volksstämme und Städte gibt!«
    »Erzähl ihm von den Händlern.« Gwen stieß ihm den Ellenbogen in die Seite.
    »Ja, die Buden der Händler!« Dielan nahm ihre Hand und der Ärmel ihres Hemdes rutschte hoch und entblößte einen bronzenen Armreif. »Hier gibt es Kleider in den seltsamsten Stoffen, Waffen, die schmuckvoller als jeder Schmuck sind, Seile und Heilkräuter! Wir müssen mal zum Hafen und durch die kleinen Gassen gehen, Bran, dann werde ich dir all die fantastischen Sachen zeigen.«
    Bran schob den Rest des Fisches in den Mund. Er nahm noch ein Fischstück aus der Schale und steckte es auf seinen Spieß.
    »Dräng ihn nicht. Siehst du denn nicht, dass er hungrig ist?«
    Bran spürte, dass sie Recht hatte. Er hielt das Fischstück in die Flammen und stützte den Spieß auf seinem Knie ab.
    »Daran hätte ich denken sollen«, sagte Dielan lächelnd. »Doch der Tag geht seinem Ende entgegen, und wenn die Sonne untergeht, wollen wir mit dem Fest beginnen. Bleib solange hier sitzen, Bruder. Iss und sammle Kräfte, und dann komme ich und hole dich.«
    Er stand auf, trat über die Feuerstelle und krabbelte nach draußen. Gwen folgte ihm. »Ruf uns, wenn er wach

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