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Brans Reise

Titel: Brans Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Bull-Hansen
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Menschen besser als Bran. Die Männer klopften ihm auf den Rücken und lachten über das, was Dielan sagte, während er selbst alleine dasaß. Er nahm einen Schluck Wein, und alles erinnerte ihn an Sars Saal. Auch dort hatte er mit einem Weinschlauch im Schoß dagesessen. Er nahm noch einen Schluck.
    »Ich bin so glücklich, dass du wieder bei uns bist.«
    Er legte den Weinschlauch zu Boden und sah zur Seite. Nemni schaute ihn an, lächelte und senkte den Blick wieder. Bran wischte sich den Mund ab.
    »Ich habe so eine Angst gehabt, als du an Deck dieses Schiffes geklettert bist«, sagte sie. »Ja, nicht nur ich, alle hatten Angst.«
    »Aber ich habe doch gewonnen?« Bran spürte, dass ihm vom Wein schwindlig wurde. Vielleicht, weil er zu wenig gegessen hatte.
    »Ich glaubte, du würdest sterben!« Sie hielt sich die Hände vor die Augen und zitterte im Gleichklang mit den Schluchzern.
    Bran saß eine Weile still da und fragte sich, was er tun könnte, denn er konnte sie nicht einfach so weinen lassen. »Du musst nicht traurig sein.« Vorsichtig berührte er ihren Nacken, in dem der Wind mit den roten Locken spielte. »Ich bin wieder gesund. Weine nicht, Nemni.«
    Da fiel sie ihm in die Arme und presste ihren Kopf an seine Brust. Bran legte den Arm um sie, damit sie nicht noch auf weitere Ideen kommen konnte. Dielan drehte sich am Feuer um, und Bran fluchte leise, als sein Bruder lächelnd nickte. Er legte den Weinschlauch an seine Lippen und ließ den Wein herabrinnen, bis er bemerkte, dass auch etwas in ihre Haare rann.
    »Das wollte ich nicht.« Er versuchte es mit der Hand trocken zu wischen, doch rasch wurde ihm bewusst, dass sie glauben musste, er streichle ihre Haare.
    »Bran«, flüsterte sie. »Ich habe dich vermisst.«
    Das war genug. Ein merkwürdiges Gefühl von Angst und schlechtem Gewissen stieg in ihm empor und zwang ihn aufzustehen. »Heil Bran!«, riefen die Männer, als er zum Feuer vortrat. Er erwiderte ihren Gruß, indem er seine geöffneten Handflächen zeigte, bevor er mit unsicheren Schritten auf die andere Seite der Wärme hinüberging. Dort fand er einen freien Platz auf einer Decke. Jetzt bemerkte er, dass er den Weinschlauch mitgenommen hatte, und ärgerte sich, wie ein betrunkener Kretter zwischen den Männern hindurchgestolpert zu sein. Während er so mit dem Schlauch in seinem Schoß dasaß, hörte er die Männer jubeln, und die Frauen heulten erwartungsvoll. Er blickte auf und bemerkte, dass sich die Arer vor dem Feuer versammelt hatten, während sich sein eigenes Volk auf die Teppiche zurückgezogen hatte. Die Arer ließen ihre Umhänge fallen und hoben die Arme über den Kopf, während die schlanken Arerfrauen zu dem Windschutz hinüberrannten. Dort schnürten sie einen Sack auf und zogen etwas Blankes heraus. Es waren Schwerter, lange Klingen und klauengleiche Querspangen. Sie legten sie vor die Füße der Männer, traten drei Schritte zurück und knieten nieder.
    »Sie werden für uns tanzen.« Hagdar hockte sich neben ihm hin. Da krümmten die Arer ihre Rücken und wandten die Gesichter zum Himmel. Sie ballten ihre Fäuste und heulten. Bran fand, dass das Geräusch wie das Heulen der Wölfe daheim in den Bergen klang. Plötzlich beugten sie sich hinunter, ergriffen die Schwerter und begannen, sie mit unglaublicher Geschwindigkeit vor sich hin und her zu schwingen. Bran hörte kein Wort in ihrem Gesang, nur langgezogenes Heulen und scharfe Schreie. Sie bewegten sich wie Jäger, mit angewinkelten Beinen und zum Feuer gebeugten Rücken, während die Schwerter am Ende ihrer Arme ein Eigenleben führten. Dann wandten sie sich einander zu; jeweils zwei schlugen ihre Klingen in einem wirbelnden Schwertkampf gegeneinander und fauchten wie Tiere. Die Arerfrauen erhoben sich, stemmten ihre Hände in die Hüften und begannen zu singen, doch auch sie verwendeten keine Worte. Bran war der Meinung, ihre Stimmen glichen dem Geschrei der Möwen, nur weicher, gleitender, wie ein Hauch des Windes. Die Arer stachen mit ihren Schwertern immer näher auf den Körper ihres Gegners ein, ehe einer das Schwert des anderen unter den Arm klemmen und sich hinknien konnte. Und der Sieger streckte die Arme über den Kopf in die Höhe und heulte, ehe er zu einer der Frauen hüpfte und sie über die Schultern hochhob.
    Dann liefen sie alle um das Feuer herum, und die Frauen des Felsenvolkes heulten mit den Arern um die Wette.
    »Das war ein Tanz nach meinem Geschmack«, sagte Hagdar anerkennend, als die Arer die

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