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Brans Reise

Titel: Brans Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Bull-Hansen
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hier zu uns, der uns berichtete, wie es um dich stand.«
    »Aber sie haben nichts davon gesagt, dass er seinen Bart verloren hat«, grinste Hagdar. »Er sieht aus wie ein Jüngelchen, finde ich.«
    »Wie lange habe ich hier gelegen?« Bran fasste sich ans Kinn und betastete die glatte Haut.
    »Sieben Tage«, sagte Dielan. »Es sind sieben Tage vergangen, seit wir im Hafen festgemacht haben. Sieben Tage mit Regen. Du wachst rechtzeitig zum ersten Sonnenstrahl auf, seit wir in Tirga sind.«
    »Tirga…« Bran ließ das Wort im Raum stehen.
    »Es ist eine gute Stadt, viel besser als Krett.« Hagdar löste seinen Gürtel und zog eine Messerscheide herunter. Er gab sie Bran.
    »Das habe ich von einem der Skergen als Zeichen der Freundschaft erhalten. Sieh doch, Scheide und Schaft sind aus einem einzigen Stück Knochen geschnitzt worden.«
    Bran zog das Messer aus der Scheide und bewunderte die sorgfältig ausgearbeiteten Schlangenmuster auf dem Schaft. »Ich habe das Wort schon einmal gehört. Was ist ein Skerg?«
    »Zwei von ihnen sind am zweiten Abend zu uns heruntergekommen.« Dielan kratzte sich am Bauch. »Das sind so eine Art Befehlshaber, und Tir ist die Nichte des Mächtigsten von ihnen. Visikal ist sein Name.«
    Hagdar zog seinen Stuhl näher heran und senkte die Stimme. »Es heißt, die Tirganer bereiten einen neuen Angriff vor. Sie wollen die versunkene Insel rächen, sagen die Händler.«
    »Die versunkene Insel?« Bran dachte an das zurück, was Dielan ihm erzählt hatte. »Da, wo ihr das Wasser aufgefüllt habt?«
    »Ja.« Dielan leckte sich die Lippen. »Sie wollen bestimmt die Inseln im Norden erobern, und…«
    »Leise!« Hagdar legte einen Finger vor den Mund. »Sie kommt zurück.«
    Bran hörte den Klang von Schritten auf den Steinen, ehe Tir die Tür weit aufschob. Dielan und Hagdar grüßten sie und standen auf, während Tir zum Bett vortrat.
    »Ich habe Kleider von meinem Onkel bekommen.« Sie legte ein feines Hemd neben ihn.
    »Visikal«, sagte Bran. »Deinem Onkel Visikal.«
    Sie zog ihre geschwungenen Augenbrauen hoch und sah ihn mit zur Seite geneigtem Kopf an. »Ja, Visikal.« Sie legte eine schwarze Weste über das Hemd, gefolgt von einer ledernen Hose, die sie ganz zuoberst legte. Zum Schluss entfaltete sie einen Umhang und breitete ihn über den Stuhl. »Die Stiefel stehen vor der Tür«, sagte sie und trat wieder nach draußen.
    Dielan schloss die Tür hinter ihr. »Es ist gut, dass es dir besser geht, Bruder. Jetzt zieh dich an und komm mit, und vergiss diese Frau.«
    »Vergessen?« Bran schüttelte den Kopf. »Ich habe doch die ganze Zeit geschlafen!«
    »Wir glauben dir«, sagte Hagdar. »Aber die Menschen reden und viele glauben, dass du nicht zurückkehren wirst. Nach dem Messerkampf begann Velar anzudeuten, dass er jetzt Häuptling werden solle, und seit Dielan deinen Platz einnehmen musste, spielt er sich als sein Rivale auf.«
    »Aber ich habe ihnen gesagt, dass du wieder gesund werden und zu uns zurückkommen wirst.« Dielan trat ans Fenster. »Trotzdem hat Velar Kai und Nosser davon überzeugt, dass du von dieser Frau verhext worden bist und nicht mehr als unser Häuptling taugst. Deshalb musst du jetzt mit uns zurückkehren, ehe noch mehr wie sie zu denken beginnen!«
    Bran schüttelte die Decke ab und zog sich das Hemd über den Kopf. Er zog die Hose hoch und stellte überrascht fest, dass sie ihm sogar ohne Gürtel genau passte. »Du siehst wie ein reicher Mann aus«, sagte Hagdar lachend, als Bran seine Arme in die Weste schob und sich den Umhang über die Schultern legte. »Aber komm jetzt! Lass uns zum Lager hinuntergehen! Heute Abend müssen wir deine Heimkehr feiern und allen Gerüchten den Wind aus den Segeln nehmen!«
    Dielan und Hagdar öffneten die Tür, und Bran folgte ihnen auf den Flur hinaus. Dort fand er ein Paar hoher Lederstiefel, die er anzog, ehe er den beiden Männern folgte. Sie stiegen eine Treppe hinunter, die derjenigen glich, die er vom Fenster aus gesehen hatte, wenn sich auch diese in den hohlen Klippen wie der Gang eines Schneckenhaus nach unten wand. Fackeln brannten an den Wänden, aber dennoch sah es aus wie in einer Höhle. Als sie endlich den Boden erreichten, schob Hagdar eine Eichentür auf, worauf sie wieder draußen im Tageslicht standen. Sie waren am Fuß der Klippe, aber Bran erkannte, dass es alles andere als eine Klippe war, sondern ein Turm, eines dieser fantastischen Bauwerke, von denen der Vogelmann erzählt hatte.
     
    Die Freude war

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