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Bratt, Berte - 01 - Das Herz auf dem rechten Fleck

Bratt, Berte - 01 - Das Herz auf dem rechten Fleck

Titel: Bratt, Berte - 01 - Das Herz auf dem rechten Fleck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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große Schnecke in den Mund und biß vom Toastbrot ab.
    „Erklär das etwas genauer!“ So erzählte ich alles. Von dem Brief der Frau von Krohn, von meinem Besuch bei ihr, von dem Blick, den Mutter und Sohn miteinander gewechselt hatten, als ich das Wort „Wohnung“ fallen ließ, und von Herrn von Krohn, der uns rufen wollte.
    Hatte ich geglaubt, Asbjörn würde sich vor Freude überschlagen, so hatte ich mich geirrt. Er machte lediglich ein bedenkliches Gesicht.
    „Was fehlt dir denn jetzt? Freust du dich nicht?“
    „Tja“ (ach, wie haßte ich dieses Ja, das mit einem T anfing), „sollte etwas daraus werden. man kann doch keine Wohnung mit Kußhand annehmen, ohne sie gesehen zu haben.“
    „Das ist doch albern! Wer behauptet denn, daß du unbesehen eine Wohnung nehmen sollst? Es ist klar, daß wir sie uns zuerst ansehen müssen.“
    „Und gezwungen sind, sie zu nehmen, wie sie auch sein mag -nur aus Dankbarkeit. Offen gesagt, Bernadette, du hättest vorher mit mir über deinen Besuch reden und ihnen gegenüber die Wohnung gar nicht erwähnen sollen.“
    „Und du - du solltest dich um die Mitgliedschaft im Klub der Pessimisten und Freudetöter bewerben! Man nimmt dich als Ehrenmitglied auf!“ fauchte ich. „So etwas habe ich doch noch nicht gehört! Schlage ich vor, einen Maultiertransport zu filmen, antwortest du mit einem mürrischen Nein! Bitte ich, deine Eintragungen übernehmen zu dürfen, sagst du nein! In beiden Fällen hat es sich erwiesen, daß ich recht hatte. Meine ich, wir sollten die Kamera auf einen Felsvorsprung hochziehen, heißt es nein - nein und wieder nein, von vornherein nichts anderes als nein! Bietet man dir einen Leckerbissen an, den du nicht kennst, sagst du nein! Und nun sagst du ausgerechnet auch noch nein zu dem, was wir auf dieser Welt am dringendsten brauchen - einer Wohnung! Ich wäre dankbar, wenn wir eine Hundehütte bekämen, in die wir kriechen könnten, aber du sitzt da und hast Angst, ob dieses Gottesgeschenk für dich paßt.“
    Ich mußte innehalten und Atem holen. Und während ich es tat, wurde mir bange. Wie würde Asbjörn diese Salve aufnehmen? Würde er zornig werden? Beleidigt? Würde er mir eine Standpauke halten?
    Nichts dergleichen trat ein. Er sah mich an - zunächst verblüfft und dann nachdenklich. Dann streckte er die Hand aus und nahm eine Schnecke von meinem Teller. Er aß sie, machte ein verwundertes Gesicht und nahm noch eine. Dann drehte er sich um.
    „Herr Ober! Bringen Sie mir doch bitte auch ein Dutzend Schnecken!“
    Damit waren Worte überflüssig.
    Ich mußte lächeln. Und nachdem Asbjörn die Hälfte seiner Schneckenportion verzehrt hatte, erklärte er mit seiner gewohnten, lieben, ruhigen Stimme:
    „Wir dürfen nicht vergessen, Frau Müller zu sagen, daß wir einen Telefonanruf erwarten. Damit sie Bescheid annehmen kann, wenn Herr von Krohn anruft.“
    Und er aß die restlichen Schnecken.
    Es gibt allerlei Arten, um Verzeihung zu bitten.

Eine Freude und eine Enttäuschung
    Ich sage es immer wieder: Hunde und alte Damen lieben Asbjörn.
    Als Herr von Krohn anrief und uns bat, seine Mutter wieder aufzusuchen, sprang mein Herz vor Freude. Es waren keine leeren Worte gewesen - sie hatten wirklich die Absicht, etwas für uns zu tun.
    So fuhren wir also in unserer Seifenblase zu der vornehmen Villa; und wieder war es Dotty, die uns mit lautem Gekläff empfing. Dann beschnüffelte sie Asbjörn und wich von dem Augenblick nicht mehr von seiner Seite.
    Mit Frau von Krohn war es ähnlich. Ich weiß nicht, ob Asbjörn etwas an sich hat, das an die Mutterinstinkte in alten Damen rührt -oder ist es seine ruhige Höflichkeit, mit der er sie für sich gewinnt? Auf jeden Fall war es sonnenklar, daß er Frau von Krohn ungemein gefiel. Ob es uns etwas ausmachte, mit ihr zu gehen? Asbjörn bot ihr höflich den Arm und half ihr die Treppe hinunter. Wir gingen in den Garten hinaus und um das Haus herum, das an einem Hang lag, so daß der hintere Teil ein Stockwerk mehr hatte als der vordere. Dort auf der Rückseite gelangten wir vor eine Eingangstür aus polierter Eiche, an der sich noch schwach die Spur eines Schildes abzeichnete.
    „Die Sache ist die“, erklärte Frau von Krohn, „wir haben gleich nach dem Krieg eine Art Notwohnung hier ausbauen müssen, und es wurden zwangsweise Mieter eingewiesen. Offen gesagt, waren wir recht froh, als sie schließlich auszogen, und da wir mit unseren Mietern kein großes Glück gehabt hatten, beschlossen wir,

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