Bratt, Berte - 01 - Das Herz auf dem rechten Fleck
geküßt aus. Und dann erzähl mir, was du erlebt hast?“ „Zuerst du!“
„Meinetwegen, aber dann mußt du warten, bis wir bei Tisch sitzen. Beim Fahren kann ich nicht erzählen!“
Wieder wand sich die Seifenblase durch den entsetzlichen Großstadtverkehr. Wir hielten vor einem Hotel, das so groß und fein war, daß es auf internationale Essenszeiten eingestellt war. Aber selbst bei großzügigster Auslegung der Begriffe war dies eine etwas außergewöhnliche Zeit, um Mittagbrot zu essen. Wir saßen allein an einem Ecktisch in einem großen Speisesaal mit befrackten Kellnern und blütenweißem Damast.
„Ein Glück, daß ich die Seifenblase nicht vor der Tür habe stehen lassen“, sagte Asbjörn. „Unter Mercedes oder Jaguar geht’s hier gar nicht. Aber nun werden wir dafür wie Jaguare essen - oder zumindest doch wie Jaguarbesitzer. Du sollst ein anständiges Honorar für deine schöne Lawine erhalten, du durchtriebenes Mädchen. Und da hätten wir die Karte, such dir aus, was du haben willst und erweise dich als die echte Enkelin deiner Grand’mere!“
„Weißt du, was du sagst? Wieviel Geld hast du bei dir?“
„Genug! Außerdem einen Vertrag in der Tasche. Also such dir aus!“
„Ich bin, wie gesagt, hungrig wie ein halber Zoo. Kann ich ein Vorgericht bekommen, ein Hauptgericht und einen tollen Nachtisch?“
„Nur zu!“
„Schnecken!“ sagte ich. „Ein Dutzend Weinbergschnecken und Kalbsmedaillon mit Champignons und Salat und. und ,Birne Esmeralda’.“
„Was ist denn das?“
„Das ahne ich nicht. Deswegen will ich es haben. Ich liebe die Spannnung!“
„Ja, Mut hast du - oder du bist neugierig, wie du willst.“
Asbjörn bestellte. Er war auch für das Kalbsmedaillon, nahm aber Krabben als Vorspeise.
„Kannst du nun endlich erzählen?“
„Zunächst einmal ein Gruß von Feldmann an dich. Ich habe die Sache mit der Lawine gebeichtet. Seine Glückwünsche! Ebenso nochmals seinen besonderen Dank für deine Notizen. Sie seien mustergültig gewesen, sagt er.“
„Das geht mir glatt herunter!“
„Und dann habe ich mich damit einverstanden erklärt, einige Reklamefilme zu drehen. Feldmann ist wirklich in der Klemme, und für Reklamefilme besteht zur Zeit ein großer Markt. Er findet meine Einzelaufnahmen so gut, daß ich eigentlich kleine Trickfilme machen könnte, solche mit Puppen und Spielzeugtieren, die sich bewegen.“
„Das wäre ein Riesenspaß!“
„Und eine Kuliarbeit. Denk an meinen Kastanienbaum. Die Arbeit eines Jahres, die dann in acht Minuten abrollt. Denk an die Alpenrosen. Eine Woche im Zelt in den Bergen, und zwei Minuten auf der Leinwand. Fast nicht der Mühe wert.“ Ich sah ihn an. „Meinst du das wirklich, Asbjörn? War nicht die Woche auf dem Felsvorsprung der Mühe wert?“ Seine Augen fanden die meinen. „Privat - ja! Das war noch viel mehr wert, du Strolch! Jedenfalls habe ich auch den Vertrag unterschrieben und sogar einen Vorschuß erhalten, von dem wir jetzt einen Teil aufessen werden.“
„Und dann bleiben wir vorläufig in Frankfurt - ich meine, vom Oktober ab und auf einige Zeit hinaus?“
„Ja, wenn der liebe Gott uns eine Wohnung vom Himmel fallen läßt. Sonst.“
„Ja, sonst sieht es schwarz aus. In der Pension auf unbestimmte Zeit hinaus zu wohnen, dürfte uns wohl ruinieren. Aber ich könnte doch bei den Finanzen ein wenig helfen. Denn auch in Frankfurt wird man Schneiderinnen brauchen können.“
„Danke, ich möchte aber lieber, daß du mir bei den Filmen hilfst.“
„Ich? Bei den Filmen?“
„Ja. Du und bei den Filmen. Du hast Begabung dafür. Und wenn ich Trickfilme drehen soll, brauche ich dafür einen Assistenten.“ „Aber Asbjörn! Und das sagst du so ohne weiteres! Noch dazu hier, wo ich dir nicht um den Hals fallen kann!“
„Feldmann mußt du um den Hals fallen. Sein Vorschlag war es.“ „Ach - Feldmann war es!“ Meine unbändige Freude fiel in sich zusammen. Nein, Asbjörn wäre von sich aus wohl niemals auf diesen Gedanken gekommen - und wäre der Vorschlag von mir gekommen, hätte er nein gesagt.
Nur jetzt nicht schlechter Laune werden! Jetzt, da alles sich so gut anließ!
Der Ober kam mit meinen Schnecken.
„Asbjörn, wenn wir nun noch eine Wohnung fänden?“
„Dann wäre alles in schönster Ordnung. Aber kannst du uns vielleicht eine Wohnung verschaffen?“
„Ja, vielleicht.“
„Das ist doch ein Scherz?“
„Nein. Ich habe begründeten Verdacht, ich könnte es.“ Ich steckte mir eine
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