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Bratt, Berte - 01 - Das Herz auf dem rechten Fleck

Bratt, Berte - 01 - Das Herz auf dem rechten Fleck

Titel: Bratt, Berte - 01 - Das Herz auf dem rechten Fleck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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niemals wieder zu vermieten. Aber da wußten wir ja nicht.“, sie lächelte mich an, „daß eines Tages eine reizende junge Dame auftauchen würde, der wir gern eine Freude machen wollten! Inzwischen sind diese Zimmer als Abstellräume verwendet worden; sie sehen also nicht sehr schön aus; aber Sie haben ja noch Zeit, und bis Oktober wird alles gestrichen und tapeziert sein. Doch sehen Sie es sich selber an.“
    Uns gingen die Augen über! Ein großes, helles Zimmer zum Garten hinaus, ein kleineres mit dem Fenster nach einer Seite. Eine kleine, praktische Küche, ein Duschraum und hinter der Wohnung ein geräumiger Kelleraum.
    Ich betrachtete Asbjörn verstohlen. Sein Gesicht leuchtete immer mehr auf.
    „Gnädige Frau, das ist ja märchenhaft - wir brauchen Ihnen wohl nicht erst zu sagen, wie gern wir die Wohnung haben möchten. Wir würden Ihnen dafür ewig dankbar sein!“
    „Ich bin die Dankbare, Herr Grather. Ja, dann können wir also die Handwerker bestellen!“
    „Aber gnädige Frau, Sie sollen sich keine Mühe machen.“ Sie unterbrach ihn durch eine Handbewegung.
    „Eine nicht hergerichtete Wohnung vermiete ich nicht. Aber wir haben oben auf dem Boden noch ein paar Rollen Tapete; bevor Sie weggehen, können wir uns die einmal ansehen. Da können Sie sich etwas aussuchen, falls sie noch brauchbar sind.“
    Das waren sie: eine helle, elfenbeinfarbene für das Wohnzimmer und eine reizende, kleingeblümte für das Schlafzimmer.
    „Und wann soll die Wohnung fertig sein?“
    „Ja - ich bleibe wohl hier in Frankfurt; ich reise nur im Oktober nach Norwegen hinauf, um zu heiraten.“
    „Da werden wir die Sache gleich in die Hand nehmen, so daß Sie vielleicht noch als Junggeselle einziehen können. Und das Geschäftliche besprechen Sie mit meinem Sohn. Könnten Sie so freundlich sein, ihn morgen vormittag in seinem Büro aufzusuchen?“ Und ob wir so freundlich sein wollten!
    „Wir haben eine Wohnung, wir haben eine Wohnung!“ sang ich aus vollem Hals.
    „Pst, bist du verrückt, Mädchen? Was sollen denn die Leute von uns denken?“ rief Asbjörn lachend.
    „Wir haben eine Wohnung, wir haben eine Wohnung.“, sang ich ein wenig gedämpfter.
    „Ein Punkt für dich“, meinte Asbjörn.
    „Was willst du damit sagen?“
    „Du hattest recht, das wollte ich damit sagen“, antwortete Asbjörn.
    „Ach so. Ja, das habe ich doch meistens!“
    „So etwas Eingebildetes wie dieses Mädchen! Und so etwas soll ich heiraten!“
    „Du hast selber gewählt!“
    „Ja, im Grunde wohl. Ist dir aber klar, daß eine Frau ihrem Mann überallhin zu folgen hat?“
    „Zu Steinböcken, Murmeltieren und Alpenrosen“, sagte ich. „Doch, das weiß ich. Und wohin soll ich dir jetzt folgen?“
    „Zum Zoo.“
    „Natürlich! Ein anderer würde aus einem solchen Anlaß Champagner trinken, du aber berauschst dich an Tieren!“
    „Das eine schließt das andere doch nicht aus. An den Tieren aber kann ich mich den ganzen Tag lang erfreuen; mit dem Alkohol muß ich bis zum Abend warten, wenn ich nicht mehr Auto fahre!“
    „Richtig! Absolut richtig! Also fahr auf dem kürzesten Weg zu deinen Löwen und Tigern!“ Asbjörn lächelte.
    „Bei Löwen fällt mir übrigens ein: Weißt du, es hat hier in Frankfurt vor Jahren einen Raubtierwärter gegeben, der eine solche Angst vor seiner Frau hatte, daß er, als er eines Abends nicht mehr ganz sicher auf den Beinen stand, sich zum Schlafen im Löwenkäfig niedergelassen hat, um nicht zu seiner Frau nach Hause zurückkehren zu müssen!“
    „Das wirst du bestimmt auch mal tun. Immerhin: Gut, daß ich weiß, wo ich dich zu suchen habe. Im übrigen aber paßt du besser in den Affenkäfig, du Pavian!“
    „Und du zu den Papageien! So, da wären wir. Und nun sollst du Tiere zu sehen bekommen, von denen du nicht einmal ahnst, daß es sie gibt.“
    Asbjörns Stimme klang froh und glücklich; er war wie ein großer Junge, der zu Weihnachten eine Überraschung für seine Mutter bereit hat. Aber er hatte recht.
    Es war tatsächlich ein schöner Zoo; wie viele seltsame und interessante Tiere gab es dort. Ich hatte nicht weiter als bis zu den Löwen und Tigern gedacht, oder wußte ich vielleicht, daß es so etwas wie einen Schneeleoparden gab? Ahnte ich etwas von einem so merkwürdigen, seltenen Tier wie dem Okapi? Kannte ich den Unterschied zwischen einer Elchantilope und einem Kudu? Und bis dahin war für mich ein Affe ein Affe gewesen. Aber nun stand ich plötzlich einem sonderbaren Exemplar

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