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Bratt, Berte 02 - Zwei Briefe fuer Britta

Bratt, Berte 02 - Zwei Briefe fuer Britta

Titel: Bratt, Berte 02 - Zwei Briefe fuer Britta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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dem Vermerk „Bitte nachsenden“, ohne zu ahnen, daß Edda Callies in Paris war.
    Sie hatte ihn mit der Mittagspost bekommen. Ich hatte ja geschrieben, daß ich mich krank und elend fühlte, so hielt sie es für das Beste, zu mir herauszufahren, um nach diesem einsamen und erkälteten Mädchen zu schauen.
    Ich bin nicht sicher, daß Edda Callies mir das Leben gerettet hat, ich kann es nicht bestimmt sagen; daß sie einen guten Teil meines Verstandes rettete, glaube ich bestimmt.
    „Hast du Durst?“ fragte sie.
    „Ja, ich wollte Wasser holen“, sagte ich.
    „Ich mache dir eine Tasse Tee.“
    Durch meinen Kopf zuckte der Gedanke an den schrecklichen Zustand der Küche, aber ich war zu elend, um mich ernstlich zu schämen. Weit überwältigender war mir die Gewißheit, daß ein Mensch bei mir war, ein ruhiger und lieber Mensch mit zwei leuchtenden Augen, ein Mensch, der mich verstand, ein Mensch, der mir half.
    Gleich darauf kam sie wieder herein.
    „Du kriegst nur ein wenig dünnen Tee, mehr verträgst du wohl nicht, nachdem du dich so übergeben hast. Aber vielleicht erlaubt dir der Arzt, ein bißchen zu essen.“
    „Der Arzt?“
    „Ja, der Arzt, ich werde ihn anrufen, sobald ich hier ein wenig Ordnung geschaffen habe. Kannst du es schaffen, ins Schlafzimmer zu gehen, wenn du dich auf mich stützt? Da drinnen ist es ja hübsch und auf geräumt, mit einem zurechtgemachten Bett - ja, ja, ich habe mich umgeschaut, während das Teewasser kochte. So, nun brauchen wir einen reinen Pyjama oder ein Nachthemd. Hast du deine Sachen in der Kommode dort?“
    „Ja“, flüsterte ich, „aber.“
    „Aber es ist schrecklich unordentlich, wolltest du sagen. Reg dich deswegen nicht auf. Jetzt schauen wir mal nach. Ja, guck mal, den hübschen blauen ziehen wir dir an.“
    Eine Weile später lag ich in dem Bett, das ich für Ellen gerichtet hatte. Edda Callies kam mit warmem Waschwasser, Waschlappen und Handtüchern. Ich hörte, wie sie die Tür des Badezimmers hinter sich zumachte.
    „Die Badezimmertür muß einen Spalt aufbleiben“, sagte ich, „die Katzen gehen auf das Wasserklosett.“
    „Was für feine Katzen!“ lächelte Edda Callies. Dann ging sie hinaus und öffnete die Tür, kam wieder zurück und wusch mich. Gesicht, Hände, Achseln, ja sie wusch mich ganz und gar, und es
    war einfach herrlich, wieder sauber zu sein.
    Dann kämmte sie mein Haar mit leichter, vorsichtiger Hand, und dann lag ich da, gefüllt von einem unsagbaren Wohlbefinden und einer großen wunderbaren Ruhe.
    Im Wohnzimmer wurde geputzt und aufgeräumt. Ich hörte leichte Schritte und das Geklapper von Tellern und Tassen, die auf ein Tablett gesammelt wurden. Dann brummte der Staubsauger.
    Ich ließ alles geschehen. Ich schämte mich meiner Unordnung, aber jetzt konnte ich nichts dagegen tun, und ich hatte es so gut.
    Edda Callies lugte durch die Tür.
    „Bist du wach, Britta? Wie geht es dir?“
    „Ach, ich habe es so schön!“
    „Darf ich die Katzen zu dir hereinlassen? Ich möchte gern lüften, aber ich will nicht riskieren, daß diese Kobolde aus den Fenstern springen.“
    „Hier sind Netze vor allen Fenstern“, sagte ich. „Aber sie können trotzdem gern hereinkommen.“
    „Wo ist der Hausschlüssel? Ich muß Besorgungen machen. Es ist ein Segen, daß die Geschäfte hier im Lande bis 21 Uhr geöffnet sind.“
    Nun war ich wieder allein. Aber ich genoß die wunderbare Sicherheit und die Gewißheit, daß in einigen Minuten dieser einmalig liebevolle Mensch zurück sein würde.
    Da kam sie! Nicht lange dauerte es, bis es an der Tür klingelte. Edda Callies sprach französisch, und eine Männerstimme antwortete; dann kam der Arzt herein.
    Ich wurde abgehorcht, meine Temperatur gemessen, und ich bekam eine Spritze. Ich mußte genau über mein Erbrechen berichten, und ich fügte hinzu, daß mir jetzt nicht im geringsten mehr übel war, daß ich nur schrecklich hungrig sei.
    Der Doktor verstand ein bißchen Deutsch, und ich selber verstand zu meiner größten Freude auch etwas Französisch. So begriff ich, was er sagte: Etwas dünne Reissuppe heute, und schwachen Tee, soviel ich nur wollte. Im Fall ich die Reissuppe nicht bei mir behielt, müßte ich vorläufig hungern, und morgen würde er wieder nach mir schauen.
    „Aber“, sagte ich.
    „Das ist wirklich nett von Ihnen, Doktor“, sagte Edda Callies. „Ich mache meine Einkäufe ganz früh am Morgen, und dann kann ich den Rest des Tages hier verbringen und Ihren Besuch

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