Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bratt, Berte 02 - Zwei Briefe fuer Britta

Bratt, Berte 02 - Zwei Briefe fuer Britta

Titel: Bratt, Berte 02 - Zwei Briefe fuer Britta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
Vom Netzwerk:
besorgte etwas Fisch, als ich einkaufen war. Essen sie ihn roh oder gekocht?“
    „Gekocht, mit etwas Salz im Wasser.“
    So lag ich wieder eine Stunde allein, bis Edda Callies hereinkam, um gute Nacht zu sagen.
    „Es ist zehn Uhr, junge Dame. Jetzt mußt du schlafen, und wenn du morgen früh aufwachst, wirst du gewaschen und gepflegt und bist nicht allein.“
    Ich reichte ihr die Hand.
    „Ich werde nie.“
    „. vergessen, was Sie für mich getan haben“, vollendete Edda Callies mit einem neckenden Lächeln den Satz, „ja natürlich, das mußte kommen. Sag mal, kannst du dir nicht vorstellen, daß es mir selber Spaß macht, dies hier zu tun?“
    „Macht es Spaß, Erbrochenes aufzuwischen und wochenaltes schmutziges Geschirr abzuwaschen?“
    „Es macht Spaß zu helfen, dort wo die Hilfe gebraucht wird, kleine Dumme! Schlaf gut, gute Besserung!“

Wie schön, Patientin zu sein!
    Die folgenden Tage gehören zu den schönsten und gemütlichsten Erinnerungen, die ich habe.
    Edda Callies hatte sich in meinem Zimmer installiert, nachdem sie dort zwei Stunden reingemacht hatte. Und ich lag in dem einen Bett des Ehepaares Aubel. In dem anderen lagen die Katzen. Edda Callies nahm mit strenger Miene die überflüssige Daunendecke weg und breitete eine passende Katzendecke aus.
    „Niemals in meinem Leben habe ich einen ähnlichen Patienten gesehen“, sagte Edda Callies. „Das ist gegen alle Regeln der Krankheit und der Rekonvaleszenz.“
    Dasselbe sagte der Doktor. Als er das zweite Mal kam, blieb er stehen, blinzelte und starrte auf das Thermometer.
    „So ein Mädchen!“ sagte er. „Gestern neununddreißig, heute fieberfrei. Was für ein Wunder ist hier geschehen?“
    „Die Spritze, Herr Doktor“, sagte ich.
    „Spritze hin und Spritze her, natürlich hilft sie, aber eine so schnelle Wirkung war wirklich unerwartet. Wie fühlen Sie sich?“ „Frisch wie ein Fisch. Ich will aufstehen.“
    „So, das wollen Sie? Madame“, drehte er sich zu Edda Callies um, „selbst wenn man die junge Dame im Bett festbinden müßte, verbiete ich ein Aufstehen vor übermorgen - allerfrühestens.“
    „Und die Diät, Herr Doktor?“ fragte Edda Callies.
    „Ja, wie war es denn? Bekam ihr die Reissuppe?“
    „Ja“, rief ich. „Und ich bin ja so hungrig, so hungrig.“
    „Und die Verdauung?“
    „Ganz in Ordnung.“
    „Gut, dann riskieren wir heute ein paar Zwiebäcke, trocken vorläufig. Geht das gut, so bewillige ich ein wenig Butter zu den Abendzwiebäcken, aber gekratzt!“
    „Ach, Herr Doktor, ich habe so Lust auf - “
    „Vielleicht auf Krabbensalat?“
    „Ach, nur keinen Krabbensalat! Nie mehr in meinem Leben werde ich Krabbensalat essen! Nein, ich habe so Lust auf Berliner Pfannkuchen!“
    Da lachte der Doktor hellauf.
    „Jawohl, ja, die werde ich auf meiner Diätliste für Magenkatarrh einführen. Berliner Pfannkuchen! Denken Sie! Wenn Sie in einer
    Woche einen Pfannkuchen essen können, können Sie sich glücklich preisen. So, kleine Mademoiselle, das wäre dann in Ordnung. Ich glaube nicht, daß Sie mich morgen noch brauchen. Und ich glaube, ich sage Ihnen und Ihren Katzen adieu. Reizende Tiere übrigens. Ja, ja, ich habe viel bei Ihnen gelernt. Siamesische Katzen als Wärmflasche und Pfannkuchen als Diät. Verordnen etwa meine deutschen Kollegen so etwas?“
    „Das glaube ich kaum. Aber, Herr Doktor, darf ich Sie vielleicht gleich bezahlen?“
    „Hat das denn solche Eile? Sind Sie nicht in einer Krankenkasse?“
    „Ja, zu Hause, aber nicht hier.“
    „Allright, so bezahlen Sie, wenn Sie es durchaus wollen, ich gebe Ihnen eine Quittung. Hoffentlich bekommen Sie das Geld von Ihrer Kasse zurück. Rechnen wir mal: ein Nachtbesuch, ein Tagbesuch, ja, und ich gab Ihnen auch eine Injektion - und dann das Medikament. Das wäre alles.“
    Ich glaube, daß ich fast einen kurzen Fieberanfall hatte, als ich die Summe hörte. Zum erstenmal griff ich in meine Brusttasche. Ja, nun mußte Vati sich beeilen, mir Geld zu schicken. Aber ich war schuldenfrei und beinahe gesund, die Katzen schnurrten satt und zufrieden, und jetzt kam Edda Callies mit Tee und Zwiebäcken auf einem appetitlichen Tablett.
    Sie war so ruhig, so ausgewogen und so stillvergnügt, immer bereit zu lächeln, immer zu einem Scherz aufgelegt. Ihre Augen leuchteten und strahlten vor Güte. Aber sie war lieb und gut in einer so wohltuend nüchternen Art.
    „Ich muß nach Paris hinein“, sagte sie, als sie das Haus in Ordnung gebracht hatte. „Kannst

Weitere Kostenlose Bücher