Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bratt, Berte 02 - Zwei Briefe fuer Britta

Bratt, Berte 02 - Zwei Briefe fuer Britta

Titel: Bratt, Berte 02 - Zwei Briefe fuer Britta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
Vom Netzwerk:
ein.
    Jetzt konnte ich nicht mehr die Tageszeiten auseinanderhalten. Als ich wieder erwachte, wußte ich nicht, ob es Morgen oder Abend war. Ich war verschwitzt und durstig und hatte einen nagenden Schmerz im Magen. Ich war hungrig, ja natürlich war ich hungrig, ich hatte ja lange Zeit nichts gegessen.
    Ich schaffte es, in das Bad zu kriechen, und dann steuerte ich die Küche an. Die Katzen schlichen um meine Füße und miauten. Ich mußte mich auf den Küchentisch stützen, meine Hände zitterten, es dauerte eine Ewigkeit, ehe es mir gelang, die Büchse mit dem Katzenfutter zu öffnen und saubere Katzenteller rauszuholen.
    Da lagen die Biskuits, die ich gekauft hatte, und was war in dem Paket? Ach, das war der Krabbensalat; den hatte ich ganz vergessen. Nun aß ich ein paar Löffel davon. Er schmeckte gar nicht gut, er hatte einen ekelhaften, süßlichen Geschmack, aber ich war so hungrig, daß ich ihn hinunterschluckte.
    Dann nahm ich die Biskuits mit und fiel ins Bett zurück.
    Ich wußte nicht, ob es draußen regnete oder nur wolkig war, ich wußte überhaupt nichts um mich herum, außer, daß ich allein war und mich elend fühlte. Wenn nur irgendein Mensch aufgetaucht wäre, hatte ich ihn willkommen geheißen, wenn es auch ein Einbrecher wäre!
    Wollte diese Krankheit denn gar nicht aufhören? Heute war ich noch elender. Ja, es wurde mir übel. Es fehlte nur noch, daß ich mich übergeben mußte. Ich kroch hinaus und versuchte, ins Bad zu gelangen.
    Und dann passierte es: Ich übergab mich mitten auf dem Teppich im Wohnzimmer.
    Ich glaube nicht, daß ich ohnmächtig wurde, aber mir war schwindelig, als ich wieder zu mir kam. Halb saß ich, halb lag ich auf einem Lehnstuhl.
    Ich muß die Bescherung aufwischen. Aber als ich mich mühsam ins Bad geschleppt hatte, um einen Eimer zu holen, kam der
    Brechreiz wieder.
    Was war nur mit mir los? - War ich gefährlich krank - mußte ich sterben?. Was hatte ich bloß gegessen? War ich vergiftet? Ich hatte Keks und Brot und Krabbensalat gegessen.
    In der Sekunde, als ich an Krabbensalat dachte, mußte ich wieder spucken.
    Das Erbrechen hörte erst am Nachmittag auf. Da war mir nicht mehr übel, aber ich war so schlapp und elend, daß ich kaum einen Fuß vor den anderen setzen konnte.
    Und so allein, so verzweifelt, so hilflos allein!
    So, jetzt kamen die Tränen. Ich war zu müde, um sie aufzuhalten. Sie liefen und liefen. mein Mund wurde trocken. mein Hals war trocken. ich mußte mir Wasser holen.
    Ich stand im Vorraum, im Pyjama, und stützte mich gegen die Wand. Die Tränen liefen, ich war elend, so elend, daß ich dachte, ich müßte sterben.
    Da klingelte es an der Tür.

Es gibt großartige Menschen
    Ich hatte Vati versprochen, niemals die Tür aufzumachen, ohne die Sicherheitskette vorzulegen und durch den Spalt zu schauen.
    In diesem Augenblick wurde mir nur klar, daß jemand draußen läutete, jemand, der irgend etwas von mir wollte; da kam ein Mensch, mit dem ich reden konnte; wenn es vielleicht auch nur der Postbote war oder jemand, der nach Aubels fragte.
    Ich hielt mich fest und stützte mich gegen die Wand, um zur Eingangstür zu kommen. Ich war verweint, verschwitzt und grün im Gesicht, mein Haar klebte wie eine Klette in meinem Nacken nach der langen Zeit, die ich im Bett gelegen hatte.
    Mit zitternden Händen öffnete ich die Tür, ich schwankte und mußte mich festhalten.
    Draußen stand eine Dame. Eine kleine rundliche Dame mit kleinen Fältchen um ein Paar gute, leuchtende blaue Augen. Eine Dame, die mich anlächelte und mir die Hand reichte:
    „Du bist Britta Dieters, nicht wahr?“
    „Ja“, flüsterte ich. „Ich bin krank.“
    Die Dame hatte deutsch gesprochen, und ich antwortete auf deutsch. Sie kam herein und machte die Tür hinter sich zu.
    „Komm, Kleines, ich helfe dir ins Bett, dann können wir miteinander schwatzen.“
    Ein guter starker Arm legte sich um mich, es war so schön, sich an eine sichere Schulter zu lehnen.
    Zwei breite, gute Hände schüttelten die Kissen auf, glätteten das Leinen, hoben die Decke vom Boden auf, hoben meine Beine an und deckten mich zu.
    „Ja, aber - aber - wer sind Sie?“ sagte ich.
    Sie lächelte.
    „Ich bin ganz wirklich“, sagte sie. „Du siehst aus, als wüßtest du nicht, ob es Traum oder Wirklichkeit ist. Vielen Dank für deinen Brief. Ich bin Edda Callies.“
    Erst als ich mich ein bißchen erholt hatte, begriff ich den Zusammenhang.
    Ich hatte den Brief an den Verlag nach Aachen geschickt mit

Weitere Kostenlose Bücher