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Bratt, Berte - Lisbeth 01 - Meine Tochter Liz

Bratt, Berte - Lisbeth 01 - Meine Tochter Liz

Titel: Bratt, Berte - Lisbeth 01 - Meine Tochter Liz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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stets so viele Forellen mit, daß sie für eine oder gar zwei Mahlzeiten reichten.
    Er und Lisbeth verstanden sich ausgezeichnet. Sie durfte ihn mit einer kleinen Rute, die er für sie zurechtgemacht hatte, zum Angeln begleiten. Als sie ihre erste Forelle -Gewicht etwa 75 Gramm – gefangen hatte, war sie so außer sich vor Stolz, daß man mit ihr kein vernünftiges Wort reden konnte. Natürlich bestand sie darauf, daß sie die Forelle selber braten dürfe. Als Kopf und Schwanz abgetrennt waren, blieb ihr kaum mehr als ein Mundvoll. Sie wurde mit großer Feierlichkeit verzehrt.
    Da Knut jetzt im Hause war und für Anne-Grete sorgte, konnte ich auch endlich mit Lisbeth zum Beerenpflücken gehen. Ich glaube nicht, daß die andern beiden uns vermißten. Sc zogen wir beide denn mit Beereneimern und Futterpaketen los. Knut schenkte Lisbeth eine Gürteltasche, Anne-Grete eine Thermosflasche.
    Lisbeths Glückseligkeit kannte keine Grenzen. Es machte einem ordentlich Spaß, ihr etwas zu schenken. Es fehlte ihr ja an so vielem. Daher war es auch nicht schwer, etwas für sie zu finden. Und sie war für alles so rührend dankbar. „Denke dir, Steffi“, sagte sie. „Ich habe in diesem Sommer fünfzehn Geschenke bekommen!“
    „Was hast du?“ fragte ich.
    „Ja. Wirklich. Fünfzehn Geschenke. Und dabei habe ich noch gar nicht die Äpfel und die Apfelsinen und die Schokoladentafeln mitgezählt! Aber ich habe fünfzehn richtige, große Geschenke bekommen. Zuerst habe ich den Koffer und das Dolchmesser und die Stiefel bekommen. Die hat mir Vater geschenkt.“ Sie schluckte ein paarmal krampfhaft und fuhr dann fort: „Und dann habe ich die Trägerhose und eine Strickjacke bekommen. Das sind fünf Geschenke. Dann das Rad – das macht sechs – und die Radtaschen – sieben und acht, denn es sind ja zwei Taschen. Dann das Bilderbuch von Herrn Lövold, das sind neun. Dann die Tafel – den Griffel – elf – den Schwamm – zwölf. Und jetzt habe ich noch einen Beereneimer bekommen – dreizehn – eine Gürteltasche – vierzehn und die Thermosflasche. Das macht im ganzen fünfzehn. Ist das nicht eine Masse Geschenke?“
    „Und dabei hast du noch eins vergessen!“ sagte ich.
    „Was denn?“
    „Denke mal ordentlich nach, Lisbeth! Hast du nicht noch etwas bekommen?“
    Lisbeth dachte angestrengt nach. Plötzlich erhellte sich ihr Gesicht, und sie schlang die Arme um meinen Hals.
    „Ja! Ich habe dich noch bekommen!“
    Sie war impulsiv geworden, mein kleines Mädchen. Sie hatte gelernt, was Liebkosungen sind, und verschwendete sie an mich.
    „Nicht wahr? Das hattest du ganz vergessen. Ich kann es aber gut verstehen, daß du dich am meisten über das Fahrrad und die Gürteltasche freust. Aber an dritter Stelle komme doch ich hoffentlich?“
    Lisbeth sah mich ernsthaft an.
    „Wie du nur so sprechen kannst! Du kannst dir doch denken, Steffi, daß ich dich noch lieber habe als das Rad!“
    Nun, war das etwa kein Kompliment?
    Lisbeth und ich pflückten Beeren.
    Stundenlang kauerten wir neben den Blaubeerbüschen und pflückten. Lisbeth hatte eine erstaunliche Ausdauer. Sie gab nicht eher auf, als bis der kleine Eimer voll war, und man muß viele Beeren beisammen haben, wenn man einen Eimer füllen will – mag es sich auch nur um einen Halblitereimer mit Micky-Maus-Bildern drauf handeln. Das Pflücken von Blaubeeren erfordert viel mehr Ausdauer als das von Multbeeren und Himbeeren. Wenn wir ein paar Stunden gepflückt hatten, tranken wir zur Stärkung Kakao aus der Thermosflasche und aßen eine Menge belegter Brote dazu.
     „Denke dir, Lisbeth!“ sagte ich. „Heute hast du drei Liter gepflückt! Sechsmal hast du deinen kleinen Eimer in den großen ausgeleert. Weiß du was? Jetzt gehen wir nach Geilo und kaufen hübsche kleine Einmachgläser! Dann kannst du deine Beeren selber einmachen und deinen Namen außen auf die Gläser schreiben. Auf diese Weise kannst du dich für den Winter mit eigenem Eingemachtem versorgen.“
    War das ein Leben! Lisbeth sah zu, wie ich die Beeren und den Zucker abwog, und rührte dann mit glühenden Backen und ernster Miene im Topf herum.
    „Jetzt bist du auf dem richtigen Wege“, sagte Anne-Grete zu mir. „So mußt du Lisbeth behandeln. Beschäftige ihre Gedanken und ihre Hände. Das ist genau das, was sie braucht.“
    Acht kleine Einmachgläser wurden es. Um jedes war mit großer Sorgfalt Pergamentpapier gebunden, und auf jedem stand mit den rührendsten schiefen Buchstaben „Lisbeths

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