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Bratt, Berte - Lisbeth 01 - Meine Tochter Liz

Bratt, Berte - Lisbeth 01 - Meine Tochter Liz

Titel: Bratt, Berte - Lisbeth 01 - Meine Tochter Liz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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Leben.
    „Was wird nun aus deinen Schulplänen, Steffi?“ fragte Anne-Grete eines Abends. „Gibst du sie jetzt auf, wo du für eine Familie zu sorgen hast?“
    „leb habe sie natürlich längst aufgegeben“, antwortete ich.
    „Schulpläne?“ fragte Heming neugierig.
    Anne-Grete erzähte, ich hätte die Absicht gehabt, mich auf das Abitur vorzubereiten und vielleicht gar zu studieren.
    „Es ist keine Hexerei, das Abitur zu machen“, erklärte Heming. „Du hast doch das Mittelschulexamen?“
    „Ja“, sagte ich. „Das ist aber auch alles. Mein Mangel an Kenntnissen ist einfach bodenlos. Ich kann nichts – “
    „- außer acht Sprachen“, sagte Anne-Grete.
    „Aber natürlich machst du das Abitur“, sagte Heming. „Den Sprachen brauchst du ja keinen Gedanken zu opfern. Im Englischen soll, wie ich gehört habe, ziemlich viel verlangt werden, aber da du die Sprache ja beherrschst, ist es für dich natürlich ein Kinderspiel. Was man im Norwegischen wissen muß, lernst du leicht selber. Geschichte auch. Es bleiben also noch Geographie, Biologie, Mathematik und Chemie…“
    „Brrrrr!“ sagte ich.
    „Es ist doch ganz klar, daß du das Abitur machst, wenn du nur in diesen vier Fächern Unterricht nimmst.“
    „Was denkst du dir? Ich kann doch nicht jeden Nachmittag von zu Hause fortbleiben. Ich habe doch Lisbeth!“
    „Und was weiter? In meinem Kursus war ein Mann, der war bei einer Bank angestellt und hatte von neun bis vier Dienst. Zu Hause hatte er eine Frau und vier Kinder. Er hat sein Abitur mit ,sehr gut’ bestanden, und jetzt studiert er Rechtswissenschaft. Freilich hatte er eine Frau, die die Hausarbeit machte. Aber höre, Steffi! Du kannst dir Privatunterricht leisten. Und wenn es sich nur um vier Fächer handelt, kann das kaum teurer werden, als wenn du einen Kursus mitmachst. Mich hat mein Kursus vierhundertundfünfzig Kronen gekostet – “
    „Ich würde gern fünfhundert Kronen bezahlen, wenn mir einer so viel einpauken würde, wie ich zum Abitur brauche.“
    „Fünfhundert? Ist das dein Ernst?“
    „Darauf kannst du dich verlassen.“
    „Steffi! Willst du mich zum Lehrer haben? Ich werde jeden Tag kommen und dir Unterricht geben. Und wenn du zum Sommer in den anderen Fächern das Abitur nicht bestehst, so garantiere ich dir auf jeden Fall, daß du in Geographie, Biologie, Mathematik und Chemie ,sehr gut’ bekommst.“
    „Hört! Hört!“ rief Knut. „Das ist abgemacht. Greif zu, Steffi!“
    „Geld auf den Tisch, Steffi!“ rief Anne-Grete.
    Ich mußte lächeln. Es traf sich, daß ich gerade Geld aus Oslo bekommen hatte. Ich nahm einen Hundertkronenschein aus meiner Tasche und legte ihn auf den Tisch.
    „Bitte schön, Heming! Vorschuß! Am ersten September fangen wir an.“
    Heming strahlte über das ganze Gesicht.
    „Steffi, du bist eine Perle! Woher konntest du wissen, daß ich im Augenblick gerade hundert Kronen benötige? Tausend Dank, du! Also abgemacht. Am ersten September trete ich an, und du sorgst inzwischen dafür, daß die Bücher zur Stelle sind.“

11
     
     
    Der Sommer war zu Ende. Es wurde einem schwer, von den Bergen gerade in dem Augenblick Abschied zu nehmen, da die Natur sich anschickte, ihr farbenprächtigstes Kleid anzulegen. Aber jeder von uns fünfen hatte einen besonderen Grund, der ihm den Abschied etwas erleichterte.
    Lisbeth sollte mit der Schule beginnen. Außerdem beschäftigten sich ihre Gedanken unablässig mit einem zweiten bedeutsamen Ereignis ihres Lebens: sie sollte fortan bei mir wohnen.
    Heming mußte zwar in seine sehr kleine, sehr bescheidene und sehr kalte Bude zurück, aber er wußte, daß nur noch wenige Monate zwischen ihm und seinem Ziel lagen. Das gab ihm Kraft zum Durchhalten.
    Anne-Grete und Knut waren übereingekommen, schon in allernächster Zeit zu heiraten. Ich endlich hatte wahrlich alle Ursache, dankbar zu sein. Hatte mein Leben doch einen neuen Inhalt, meine Arbeit einen neuen Sinn bekommen.
    Erna erwartete uns. Das Abendessen stand auf dem Tisch, und alles war zu Lisbeths Empfang bereit. Ihr Bett war frisch bezogen, ihre Kleider waren gewaschen und instand gesetzt, und Erna hatte sogar daran gedacht, im Badezimmer und im Flur für sie niedrige Haken anzubringen.
    Lisbeth schien sich vom ersten Augenblick an bei mir heimisch zu fühlen. Und am nächsten Tag war ihr erster Schulgang.
    Ich merkte wohl, daß Lisbeth und ich sehr angestarrt wurden. Man hat mich zwar schon oft für älter gehalten, als ich bin, aber für die

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