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Bratt, Berte - Lisbeth 01 - Meine Tochter Liz

Bratt, Berte - Lisbeth 01 - Meine Tochter Liz

Titel: Bratt, Berte - Lisbeth 01 - Meine Tochter Liz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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„Wenn ich nun einmal krank sein soll, so macht es keinen großen Unterschied, ob ich es hier bin oder zu Hause – vorausgesetzt natürlich, daß du die Plackerei mit mir auf dich nehmen willst.“ Ob ich es wollte!
    Lisbeth und ich erörterten ernsthaft die Frage, ob wir Erna kommen lassen sollten oder ob wir versuchen wollten, ohne fremde Hilfe fertig zu werden.
    „Wir werden allein fertig!“ sagte Lisbeth. „Wir wollen keinen weiter hierhaben.“
    Und so geschah es.
    Lisbeth nahm ihre alten Künste mit Abwaschen und Staubwischen wieder auf. Den meisten Spaß aber machte ihr das Einkaufen. Sie hatte zwei kleine Radtaschen bekommen, auf die sie sehr stolz war. Sie radelte ganz allein nach Geilo und brachte Gemüse, Brot und Kolonialwaren in ihren Taschen nach Hause. Sie war zum Platzen stolz und wickelte Anne-Grete und mich um ihren kleinen Finger.
    Ich rief bei Carl an und sagte ihm, ich könne ihn unter diesen Umständen unmöglich besuchen. Da kam er selber nach Geilo. Er brachte für Anne-Grete und mich Obst und Konfekt mit. Lisbeth bekam ein großes Bilderbuch.
    „Vielen Dank“, sagte Lisbeth höflich und machte einen Knicks.
    „Kannst du schon selber in dem Buch lesen?“ fragte Carl.
    „Ja“, sagte Lisbeth.
    „In welche Klasse gehst du denn?“ fragte Carl.
    „Ich soll zum Herbst in die Schule kommen“, sagte Lisbeth.
    Carl war reizend und taktvoll. Am Nachmittag fuhren wir mit seinem Wagen nach seiner Berghütte. Sie machte einen imponierenden Eindruck. Ich hätte es mir nicht träumen lassen, daß es mitten im Gebirge ein so bequem eingerichtetes Haus geben könne. Es hatte Bad und Telefon, eine Küche mit rostfreiem Stahl und Warmwasserspeicher. Für eine Berghütte war das Haus eigentlich zu elegant.
    „Ich liebe die Bequemlichkeit“, sagte Carl. Er streckte sich auf einem länglichen, merkwürdigen, aber äußerst bequemen Liegestuhl aus, und ein Mädchen in Schwarz und Weiß bot Kaffee und Cognac an.
    Ich fühlte mich fremd.
    Es war Besuch da – aus Bergen –, ein mit Carl befreundetes Ehepaar. Er war Geschäftsmann, sie Schauspielerin. Sie sah aus, als hätte sie schön sein können. Vielleicht wäre sie es auch gewesen, wenn man alle Bemalung weggekratzt hätte, so daß man hätte nachgucken können.
    Es waren nette, angenehme Menschen, mit denen man gern zusammensaß und plauderte. Sie zeigten aufrichtiges Interesse, als ich ihnen von meiner kleinen Pflegetochter erzählte, die ihren Vater verloren hatte, und von meiner Freundin, die durch ihren Gipsverband zur Untätigkeit verurteilt war.
    „Zu schade, daß Sie nicht hierbleiben können!“ sagte die kleine, geschminkte Schauspielerin. „Wir haben es hier wundervoll, und Carl ist der beste Gastgeber von der Welt.“
    „Das glaube ich gern“, sagte ich lächelnd. „Ich habe auch schon diese Erfahrung gemacht.“
    Frau Rawen – so hieß die Schauspielerin – wollte mir die übrigen Räume des Hauses zeigen. Während wir von Zimmer zu Zimmer gingen, bestätigte sich mein erster Eindruck: Es war wirklich eine imponierende Berghütte. Nichts war vergessen, was zur Erhöhung der Bequemlichkeit dienen konnte, und alles war sehr stilvoll – wenn man Porzellanwaschschüsseln und Wandspiegel in einer Berghütte stilvoll nennen kann.
    In dem einen Schlafzimmer stand ein Kinderbett, und auf einem Gesims lagen Bilderbücher und Spielzeug.
    „Aber was – “ sagte ich.
    „Ach, das liegt alles noch so da, wie Annchen es hat liegenlassen“, sagte Frau Rawen.
    „Annchen?“
    „Nun ja: Carls Tochter – die kleine Marianne.“
    „Ach so“, sagte ich. Glücklicherweise hatte ich es schon in früher Jugend gelernt, mir nicht anmerken zu lassen, was in mir vorging. „Wie alt ist Annchen jetzt eigentlich?“ fragte ich nach einer kurzen Pause.
    „Zehn oder elf – ungefähr. Haben Sie sie schon einmal gesehen?“
    „Nein. Nie.“
    „Warten Sie! Ich glaube, ich habe – “ Frau Rawen lief in ihr Schlafzimmer und kehrte mit einem Stoß Bilder zurück. „Sehen Sie! – Diese Aufnahmen machten wir vor – ja: vor drei Jahren – es war am Ostersonntag – kurz bevor Carl und Lillian sich trennten. Hier ist ein ganz besonders gut gelungenes Bild von Annchen – “
    Es war eine Nahaufnahme. Sie mußte mit einem sehr guten Apparat gemacht worden sein. Ein strahlend schönes Kindergesicht, Carl sehr ähnlich, aber mit weicheren Zügen und mit einer Fülle blonder Locken.
    „Wie niedlich sie ist!“ sagte ich.
    „Ja, es ist ein schönes

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