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Bratt, Berte - Lisbeth 01 - Meine Tochter Liz

Bratt, Berte - Lisbeth 01 - Meine Tochter Liz

Titel: Bratt, Berte - Lisbeth 01 - Meine Tochter Liz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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auch eine Art Entzündung gehabt und als hätte das Telefongespräch mit Carl Lövold eine Zwischenwand durchstoßen, so daß der Eiter hatte ausfließen können. Nur eine reine, frische Wunde war zurückgeblieben.
    Ich faltete die Hände.
    „Lieber Gott, ich danke dir, daß ich Lisbeth behalten darf.“

15
     
     
    „Steffi!“
    „Ja, Lisbeth!“
    „Es riecht so gut. Was machst du?“
    „Essen für dich.“
    „Aber was?“
    „Rate mal!“
    Lisbeth schnüffelte.
    „Frikadellen sind es nicht – Beefsteak auch nicht – du, Steffi! – Ist es etwas, was ich schon mal gegessen habe?“
    „Ich weiß, daß du es schon einmal wenigstens gegessen hast. Auf einem Ausflug.“
    Lisbeth sann nach und schnüffelte wieder.
    „Oh! Jetzt weiß ich es! Gebratene Hühnchen!“
    „Stimmt! Aber leg dich solange hin! Du bekommst bald dein Essen.“
    „Kann ich nicht ein Buch haben?“
    „Doch. Hier ist eins. Du hast es zu Boden fallen lassen.“
    „Das habe ich schon aus.“
    „Du Leseratz! Dann mußt du dich mit dem ,Familienjournal’ begnügen, bis ich ein anderes Buch besorgt habe. Uff! Hättest du doch nie lesen gelernt!“
    „Kann ich nicht lieber das Plastilin haben?“
    „Natürlich. Aber dann mußt du das Brett haben.“
    Ich hatte eine Sperrholzplatte besorgt, die quer über das Bettgitter gelegt wurde. Auf diese Weise hatte Lisbeth ihr Glas mit dem Apfelsinensaft, ihre Bücher und Spielsachen immer bequem zur Hand.
    „Steffi! Kann ich nicht etwas Apfelsinensaft haben?“
    „Ja, gern – aber jetzt muß ich laufen, sonst brennt mir mein Hühnchen an!“
    Wie gehetzt rannte ich in die Küche.
    Ich schleppte Spielsachen herbei, preßte Apfelsinen aus, kochte die raffiniertesten Sachen, wusch den Fußboden, wischte Staub, lüftete, machte Betten, wusch und kämmte Lisbeth, ging ans Telefon – und räumte dauernd auf. Es ist unglaublich, was ein kleines Kind, das an sein Bett gefesselt ist, alles anrichten kann. Bücher auf dem Fußboden, Krümel im Bett, Haufen von Papier auf dem Nachttisch, am Bettuch festklebendes Zuckerwerk, Plastilinklumpen an allen möglichen und unmöglichen Stellen! Ihr Brett mußte jeden Tag gescheuert werden, und was sie an Betttüchern und Kopfkissenbezügen verbrauchte, ging in die Dutzende.
    Müde war ich, das leugne ich nicht. Aber was machte das? Lisbeth ging es besser und besser, die Ohrenentzündung war überstanden, sie aß mit Appetit und plauderte vergnügt: Was spielte es da für eine Rolle, daß ich müde war?
    Ich hatte an Lisbeths Großmutter geschrieben, ich würde das Kind sehr gern behalten, und weil ich jung wäre und gut verdiente, könnte ich es auch. Ich versprach, Lisbeth zu adoptieren und zu meiner Erbin einzusetzen.
    Wenn Frau Bredal darauf einging, dann wollte ich meine Leibrente verkaufen und das Geld in sicheren Papieren anlegen. Die Zinsen wollte ich verbrauchen, das Vermögen selber aber sollte nicht angetastet werden. Das sollte Lisbeth bekommen.
    Ich sprach mit Heming darüber.
    „Jetzt gefällst du mir, Steffi“, sagte Heming.
    Und er gefiel mir auch. Er war so wundervoll nett zu Lisbeth. Sie jauchzte jedesmal, wenn er kam. Sie hörte seine Schritte schon auf der Treppe. Sie kannte sie ganz genau und irrte sich nie. Er pflegte ihr nichts mitzubringen – oder jedenfalls doch nur äußerst selten. Und dann handelte es sich nur um Kleinigkeiten. Aber wie freute sie sich, wenn er sich an ihr Bett setzte und mit ihr plauderte!
    Als sie eines Nachmittags eingeschlafen war und Heming und ich zusammen beim Essen saßen, fragte er plötzlich:
    „Du hast die Schulbücher wohl seit dem Tage, an dem Lisbeth krank wurde, nicht mehr geöffnet?“
    „Natürlich nicht“, antwortete ich. „Wann hätte ich das auch wohl tun sollen? Aber wenn schon – – – Ist es nicht unendlich viel wichtiger, das Lisbeth nun bald wieder gesund ist? In einigen Tagen darf sie schon etwas aufstehen.“
    „Natürlich ist das wichtiger“, sagte Heming. „Und das Abitur kannst du ja auch im nächsten Jahr noch machen. Wenn du nicht…“
    „Wenn du nicht –?“
    Heming antwortete nicht. Er blickte lächelnd vor sich hin. Plötzlich aber sah er auf und sagte:
    „Nein – es ist noch nicht soweit – aber ich wollte sagen – wenn ich mein Examen gemacht habe und angestellt bin – dann werde ich zu dir kommen und dich fragen, ob ich dich bekommen kann – und Lisbeth dazu – du brauchst jetzt nicht zu antworten, ich habe dich noch gar nicht gefragt, aber ich werde es tun

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