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Bratt, Berte - Lisbeth 01 - Meine Tochter Liz

Bratt, Berte - Lisbeth 01 - Meine Tochter Liz

Titel: Bratt, Berte - Lisbeth 01 - Meine Tochter Liz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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ausgesehen.
    Ich dachte daran, wie sie mit Heming spielte, hörte ihr jubelndes, glückliches Lachen. Und ich dachte an ihr Verhalten Carl gegenüber – voller Ablehnung und Trotz. Wie dumm von mir, daß ich mich darüber geärgert hatte! Denn erstens verdiente Carl es nicht besser, und zweitens ließ sich nichts dazu sagen, wenn ein Mensch gegen einen anderen eine unüberwindliche Abneigung fühlte. Ich wollte Lisbeth bei passender Gelegenheit einmal sagen, daß man es lernen müsse, sich in einem solchen Falle zu beherrschen.
    Lisbeth war in mein Dasein eingetreten – gewiß hatte sie es in mancher Hinsicht auf den Kopf gestellt, mir Sorgen und Schwierigkeiten bereitet, aber dennoch – sie war ein Teil, ein wesentlicher Teil meines Lebens geworden. Ich versuchte, mir meine Tage ohne Lisbeth vorzustellen. Du lieber Gott! Wie würde sie mir fehlen! Ich konnte es mir gar nicht ausdenken, wie es sein würde, wenn ich von ihrer hellen, fröhlichen Stimme am Morgen nicht mehr geweckt würde – wenn ich sie nicht mehr im Badezimmer schwätzen und lachen hörte – wenn ich ihr beim Ankleiden nicht mehr zusähe, ihr nicht mehr das Haar bürstete, es nicht mehr um die Finger wickelte, um ihm den richtigen Sitz zu geben – wenn ich ihr nicht mehr bei den Mahlzeiten gegenübersäße, nicht mehr ihre Schritte auf der Treppe hörte! Welcher Gedanke, ich sollte nicht mehr meine Arbeit liegenlassen, um mit ihr Ludo zu spielen oder mit ihr Schreibhefte anzusehen, in das sie Glanzbilder und Sterne aus Goldpapier eingeklebt hatte!
    Nein, mein geliebtes kleines Mädchen, ich möchte auf nichts verzichten, was zu dir gehört: nicht auf die Löcher in deinen Strümpfen, die immer gerade dann gestopft werden müssen, wenn ich am meisten zu tun habe – nicht auf deine kleine Stimme, die mich immer dann am liebsten stört, wenn ich in eine besonders schwierige Arbeit vertieft bin – nicht auf die Röcke, die gebügelt werden müssen, nicht auf den Mantel, den ich in späten Abendstunden verlängern oder auslassen muß! Ich liebe dich so, wie du bist, Lisbeth, und mit allem, was dazu gehört – allem Guten und allem Beschwerlichen, allem Glück und allem Schmerz!
    Ich beugte mich über sie. Sie schlief noch immer und wimmerte im Schlaf leise vor sich hin. Ich legte vorsichtig meine Hand auf ihre fieberheiße Stirn. Großer Gott! Wenn sie nur nicht….
    Ich wagte diesen Gedanken nicht zu Ende zu denken.
    Ich maß ihre Temperatur. Einundvierzig.
    In diesem Augenblick läutete das Telefon.
    Ich schloß die Schlafzimmertür, bevor ich den Hörer abnahm.
    Ferngespräch aus Stockholm.
    Carls Stimme fragte mich:
    „Steffi, meine Liebe! Hast du im Bett gelegen?“
    „Nein“, sagte ich.
    „Denkst du ein wenig an mich?“
    „Nein!“ schrie ich. Meine ganze Verzweiflung und meine ganze unsagbare Angst machten sich in heftigen, sich überstürzenden Worten Luft.
    „Ich denke nicht an dich – und ich schäme mich, daß ich jemals an dich gedacht habe. – Lisbeth ist krank – Lisbeth hat einundvierzig Grad Fieber. Und es ist meine Schuld – ich habe sie zum Spielen fortgeschickt, statt mich selber ihrer anzunehmen. – Sie hat sich eine Ansteckung geholt – sie hat Scharlachfieber – sie soll morgen operiert werden – ich weiß nicht, ob sie das überlebt – und ich schäme mich, daß ich daran habe denken können, mich von ihr zu trennen – “
    „Aber Steffi! Liebe Steffi! Beruhige dich doch – versuche doch, dich etwas zu beruhigen. – Ich kann es ja gut verstehen, daß du aufgeregt bist – aber du wirst sehen: es wird noch alles gut – “
    „Was weißt du davon? – Du hast nur daran gedacht, Lisbeth loszuwerden – und es ist dir gelungen, mir einzureden, daß es wohl das vernünftigste wäre – aber jetzt verliere ich sie vielleicht…. Du hast immer nur an dich gedacht – du wolltest eine Frau haben, mit der du dich sehen lassen kannst, die es versteht, standesgemäß aufzutreten – und es macht dir nicht das geringste aus, daß das beste und ehrlichste Mädchen von der Welt dabei seelisch zugrunde gerichtet würde – das verzeihe ich dir nie – “
    „Steffi! Höre mich doch an! Ich will dir so gerne helfen, Steffi – – “
    „Das willst du nicht, und das kannst du auch gar nicht. Ich werde dir nie verzeihen – und auch mir selber nicht – wenn nun Lisbeth – “
    Tränen erstickten meine Stimme. Ich wurde so heftig vom Weinen geschüttelt, daß ich kein Wort mehr hervorzubringen vermochte. Ich legte

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