Bratt, Berte - Marions gluecklicher Entschluss
gut«, sagte Vati. »Leg den Scheck auf den Schreibtisch.
Guck jetzt, Britta, da hast du dein Silber. Besser so?«
»Viel besser. Du, Paps, darf ich Marion den Brief zeigen?«
»Marion? Ja, meinetwegen. Er enthält ja nichts Besonderes!«
»Gerade deswegen. Darf ich?«
»Bitte, bitte. Nimm den Scheck mit, der für sie bestimmt ist. Was gibt es heute zu Mittag?«
»Wenn es nach mir ginge, gäbe es Schnepfen und Sekt!« lachte ich.
»Aber es ist Tante Eddas Küchentag, und ich meine etwas über Leber mit Kartoffelpüree gehört zu haben. Tschüs, Paps. Du bist ein feiner Kerl.«
Ich tanzte aus dem Atelier, ich machte Ballettsprünge über den Korridor und schwebte in unser Zimmer. Da pfefferte ich den Brief so kraftvoll auf den Tisch, wie es kein alter Skatspieler hätte besser machen können.
»So, du alter Angsthase, nun lies mal den furchtbaren Brief!« Marion las. Dann guckte sie mich an. Und dann lächelte sie. Ein großes, befreites Lächeln, das normale, glückliche Lächeln eines normalen, glücklichen Mädchens.
Am gleichen Nachmittag saßen wir alle um den großen Tisch im Wohnzimmer und machten »Unsinn« zu Asbjörn Grathers Empfang. Wir bastelten Blumen aus buntem Papier, fabrizierten Schilder und amüsierten uns wie Kinder, die Christbaumschmuck machen. Ab und zu warf ich einen Blick auf Marion. Sie sprach wenig, aber ihre Augen leuchteten.
11.
»Da sind sie!« rief Ellen, die am Fenster stand. Wir rannten zur Tür. Ein grauer Volkswagen hielt vor dem Gartentor. Ich lief hin und machte auf. Ein großer, blonder Mann lenkte den Wagen durch das Tor und hinein auf unser Grundstück. Neben ihm saß Bernadette, strahlend, mit blanken Augen und roten Wangen. Hinten im Wagen erblickte ich Lillepus’ blonden Haarschopf und den größten Hundekopf, den ich je gesehen hatte. Wir hatten natürlich Bernadette und Lillepus allein zum Schiff gehen lassen. Das erste Wiedersehen sollten sie ungestört genießen. Lillepus war Feuer und Flamme. Sie erzählte mit voller Lautstärke, daß Vatis Auto auf dem großen Schiff gewesen sei, und sie habe an Bord gehen und neben Vati sitzen dürfen, als er vom Schiff fuhr, und Barry sei auch mit dem Schiff gekommen, und Barry solle gleich Onkel Benno begrüßen.
Barry war aber anderer Meinung. Er sah uns alle an, ruhig abschätzend. Während wir der Reihe nach Bernadettes Mann willkommen hießen, ging Barry zielbewußt an Vati, an Tante Edda, Ellen und mir vorbei. Bei Marion hielt er an. Er setzte sich hin, guckte sie an und wedelte. Dann kam ein kleines, glückliches Winseln, und er legte den großen Kopf auf Marions ausgestreckte Hand. »Sie sind bestimmt Fräulein Blich«, sagte Asbjörn Grather und schüttelte Ellens Hand. »Was macht Ihr Arm?«
»Das wissen Sie schon?« sagte Ellen.
»Klar. Meine vorbildliche Frau hält mich immer auf dem laufenden.« Er ging weiter. Marion war die letzte in der Reihe. Asbjörn Grather blieb stehen; er drehte den Kopf und sah seine Frau fragend an.
»Du hast mich wohl doch nicht auf dem laufenden gehalten, holdes Weib! Von dieser jungen Dame hast du gar nichts erzählt!«
»Ach, Asbjörn, das habe ich doch, in dem letzten Brief!«
»Ja, richtig, zwischen zwei deiner achtundvierzig Aufträge stand noch etwas über einen Sommergast. Also, mein Name ist Grather. Mit Barry haben Sie sich schon befreundet, sehe ich. Das will etwas heißen, Barry ist nämlich ein sehr reservierter Herr!«
»Asbjörn, dies ist Marion Seising, und sie ist in puncto Tiere genau wie du! Die Tiere rennen ihr geradezu nach!«
»Ist das aber schön, eine verwandte Seele zu treffen«, lächelte Asbjörn und drückte Marions Hand. »Also, Herr Dieters und Fräulein Britta, meinen Dank für alles, was Sie für meine Familie getan haben und dafür, daß ich kommen durfte, werde ich nachher feierlichst in Worte fassen. Vorläufig muß ich den Wagen entladen.«
»Eilt es so?« fragte ich.
»Und ob es eilt! Meine Tochter rief schon, bevor das Schiff angelegt hatte, ob ich ihr >was Schönes< mitgebracht hätte!« Dann trugen wir alle Koffer, Pakete und Kartons ins große Fremdenzimmer, und Asbjörn Grather lachte herzlich über unsere » Willkommens«-schilder und über die Blumengirlanden an den Türrahmen. Als die ganze Gesellschaft zum Kaffeetrinken ins Wohnzimmer kam, erhob sich Columbine in ihrem Sessel. Sie machte einen Buckel und fauchte. »Oh, die Katze!« rief Ellen.
Marion ging ruhig hin und nahm Columbine auf den Arm. Dann setzte sie sich auf
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