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Bratt, Berte - Marions gluecklicher Entschluss

Bratt, Berte - Marions gluecklicher Entschluss

Titel: Bratt, Berte - Marions gluecklicher Entschluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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wenn sie unglücklich oder böse war. Wenn es ihr gutging, schwieg sie.
    Ich ahnte noch nicht, welche Interessen sie hatte, ahnte nicht, ob sie bestimmte Pläne hatte, ob sie sich eine Vorstellung über ihre Zukunft machte. Wenn man bloß ihre Gefühle ans Tageslicht locken könnte! Der Schlaf wollte nicht kommen. Probleme anzupacken, wenn man eigentlich schlafen sollte, ist so ziemlich das dümmste, was man machen kann. Da hat Vati ein wunderbares Prinzip. Wenn Omi klagte, sie hätte vor lauter Gedanken nicht schlafen können, dann lachte Vati und sagte: »Abschalten, Muttchen! Wenn ich meinen Kopf auf das Kissen lege, schalte ich die ganze Gehirntätigkeit ab und schlafe ein.«
    Ich warf einen Blick auf das Leuchtzifferblatt des Weckers. Gleich zwölf. Ich drehte mich auf die rechte Seite, dann auf die linke. Durstig war ich auch. Im Kühlschrank stand noch ein Rest Apfelsinensaft. Ob ich rausschleichen konnte, ohne Marion zu wecken? Ich stand lautlos auf, schlüpfte in meinen Bademantel und die Pantoffeln.
    Wie still es im Haus war! Eigentlich schön. Ich ging ins Wohnzimmer, kuschelte mich in den großen Sessel und machte es mir mit dem Apfelsinensaft gemütlich. Ach richtig, im Schrank war bestimmt eine Keksrolle. Und dort lagen Tante Eddas Zigaretten. Ich fand es urgemütlich in dem stillen Zimmer, mit dem Saft und den Keksen und einer gemopsten Zigarette.
    Plötzlich fiel mir ein, daß ich Ellen nicht hatte kommen hören. Sie war in einem Konzert im Kurhaus gewesen. Vor zwei Tagen war sie auch abends ausgegangen. Ellen sah zur Zeit so hübsch aus. Ihr helles Gesicht hatte einen warmen Farbton gekriegt, ihre blonden Haare saßen so gut. Sie war immer gepflegt gewesen, aber in der letzten Zeit noch sorgfältiger als sonst.
    Es fiel mir so allerlei ein, während ich große Rauchwolken blies. Wenn ich wirklich einmal rauche, tue ich es wie eine Schülerin, die ihre erste, unerlaubte Zigarette qualmt, sagt Ellen immer. Es schien Ellen gutzugehen. Sie ging zu ihren Packungen und ihrer Massage, blieb lange weg und hatte danach noch nicht einmal eine Ruhestunde nötig. »Ich lege mich immer eine Stunde auf die Kurhausterrasse«, hatte sie eines Tages gesagt. Zwölf Uhr. Du liebe Zeit, so lange dauerte doch kein Konzert! Wenn ihr bloß nichts zugestoßen war!
    Da - endlich! Ganz leise wurde die Haustür auf- und wieder zugemacht. Ob sie direkt nach oben gehen würde? Nein. Da kam sie schon.
    »Britta, Menschenskind, was tust du hier? Mitten in der Nacht? Ich sah Licht, da dachte ich.«
    »Ich trinke Orangensaft und rauche eine geklaute Zigarette«, sagte ich. »Dann klaue ich auch eine!«
    Ellens Augen waren groß und dunkler als sonst. Sie brachte eine kühle Frische mit sich, etwas vom Duft der Sommernacht. Diese salzige Luft, die Feuchtigkeit, vermischt mit einem Hauch Blumenduft aus all den kleinen Gärten. »Ellen, wo in aller Welt bist du gewesen?«
    »Im Konzert.«
    »Bis zwölf Uhr dreizehn?«
    »Du bist aber eine schreckliche kleine Moraltante, Britta. Nein, das Konzert dauerte bis halb zehn.«
    »Ja, und?«
    »Britta, kennst du die Geschichte von dem Mädchen, das sich zu Tode fragte?«
    »Nein, erzähl sie mir bitte! Also, Konzert, und dann?«
    »Und dann Essen im Hotel, und dann Spaziergang am Strand, du abscheuliches Mädchen, und dann - und dann.« Mir ging ein großes Licht auf, und ich lächelte von einem Ohr zum anderen.
    »Und einen Kuß vor dem Gartentor. O Ellen!! Du bist verliebt!«
    »Das entdeckst du erst jetzt?« sagte Ellen. »Wenn du für einen Groschen Beobachtungsgabe hättest, wäre es dir längst aufgefallen.«
    »Ellen, du altes Schaf, du weißt genau, daß meine ganze Beobachtungsfähigkeit von Marion beansprucht wird! Aber erzähl doch, ich platze vor Neugier! Wo hast du ihn kennengelernt, wo wohnt er, wie heißt er, wie alt ist er, was macht er, wie.«
    »Halt, es genügt vorläufig. Kennengelernt im Kurhaus, auf der Terrasse. Wohnen tut er in Hamburg, er heißt Frank, ist fünfunddreißig und Rechtsanwalt. Genügt das vorerst?«
    »Wirst du ihn heiraten?«
    »Nur langsam! Wir kennen uns erst seit vierzehn Tagen!«
    »Ellen, ich bin entrüstet! Erst vierzehn Tage, und schon ein Kuß vor der Gartenpforte!«
    »Alte Heuchlerin«, lachte Ellen. »Ach, Britta, ich weiß noch nichts, weiß nicht, ob ich ihn vielleicht, vielleicht einmal heirate. Ich weiß nur, daß ich verliebt bin wie eine Siebzehnjährige und daß das Leben nie so schön war und daß ich dem lieben Gott auf den Knien für

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