Bratt, Berte - Marions gluecklicher Entschluss
meine myalgischen Versteifungen danke!«
»Warum ist nun der Held deiner Träume auf der Kurterrasse? Hat er auch Myalgien?«
»Ja, aber im linken Arm! So, und nun habe ich genug erzählt. Und Britta - dies bleibt vorerst unter uns!«
»Klar, Ellen! Es ist großartig von dir, daß du es mir erzählt hast. Ich freue mich ganz schrecklich!«
»Ach ja, und noch etwas: Ich kann leider morgen nicht mitkommen zum Picknick.«
»Was du nicht sagst! Wie erklären wir das den anderen?«
»Das überlasse ich dir! Sage, daß du mir Stubenarrest gegeben hast oder daß ich morgen Doppelmassage habe oder daß meine Urgroßmutter aus Dänemark zu Besuch kommt!«
»Oder daß du einen Hitzschlag erlitten hast«, schlug ich vor. »Gehst du jetzt endlich schlafen?«
»Ja. Ich kippe den Aschenbecher aus - ach, geh nur, Britta, ich bin doch so wach, ich werde zuerst hier lüften. Das wird zu kalt für dich, so halbnackt, wie du hier herumsitzt.«
»Na, dann gute Nacht. Aber du, Ellen - sag mal, wie kann man solche Myalgie-Geschichten im linken Arm kriegen?«
»Wenn man Linkshänder ist, du Schaf. Gute Nacht!« Ich schlich in mein Zimmer zurück. Marion atmete tief und regelmäßig. Jetzt hatte ich erst recht etwas zu denken! Doch ich sagte streng zu mir selbst: »Britta, abschalten!« Ich zwang mich dazu, dem Alphabet nach die Namen berühmter Männer aufzuzählen. Aristoteles -Beethoven - Caesar - Delacroix. Und dann schlief ich ein mit dem Wort »Einstein« auf den Lippen.
12.
»Wie lösen wir ein mathematisches Problem?« erkundigte sich Asbjörn Grather am folgenden Morgen. »Mein Wagen faßt fünf Personen plus Lillepus. Hunde von Pferdegröße hat man nicht mitberechnet, als der Wagen gebaut wurde. Wir sind - ich muß schnell zählen: eins, zwei, drei, vier - Fräulein Blich kommt nicht mit - na, dann sind wir sechs plus Kind plus Hund. Es bleibt nur eines übrig: Du mußt fahren, Bernadette. Kennst du noch den Unterschied zwischen Gaspedal und Bremse? Ich laufe zu Fuß mit Barry, und irgend jemand muß die große Güte haben, unsere Tochter auf den Knien zu halten.«
Niemand fand es der Mühe wert, die Frage nach diesem »Jemand« näher zu erörtern. Aber ausnahmsweise ließ Marion sich vernehmen:
»Ich gehe furchtbar gern zu Fuß mit Barry. Dann können Sie fahren, Herr Grather.«
»Du bist ein Engel, Marion!« rief Bernadette. »Zwar habe ich noch eine schwache Ahnung vom Unterschied zwischen Gaspedal und Bremse, aber der Wagen ist neu; ich habe ihn erst zweimal gefahren. Und nun ausgerechnet mit einer so teuren Last!«
»Macht es Ihnen wirklich nichts aus?« fragte Asbjörn. »Bestimmt nicht! Auch wenn Sie einen Bus gehabt hätten, wäre ich lieber mit Barry gelaufen!«
»Schön!« sagte Vati. »Dann treffen wir uns am Strand, Marion. Irgendwo in der Nähe der Eisbude.«
»Fein!« rief ich. »Ganz nahe an der Eisbude. Hast du viel Geld bei dir?«
»O ja. Genau abgezählt, um einen Strandkorb zu mieten.«
»Einen? Wir brauchen drei!«
»Und einen für Barry. Versorg nun endlich deine Katzenviecher, damit wir loskommen!«
Ich stellte Milch und Futter in den Schuppen und machte die Tür zu. Durch das ausgesägte Katzenloch konnten meine Lieblinge dann rein- und rausschlüpfen.
»Hoffentlich geht Barry mit Marion«, sagte Tante Edda. Da lächelte Marion. Ein sicheres, glückliches Lächeln. »Das tut er«, sagte sie.
Sie nahm ihn nicht an die Leine, sie machte sich überhaupt keine Mühe. Sie sagte nur einmal leise »Barry« und ging los. Barry blieb ihr auf den Fersen.
Als wir starteten, sah ich Marion und Barry ein Stück vor uns. Sie ging beschwingt und frei, ihr Körper war schlank und elastisch. Sie war jung und schmal und der Hund neben ihr so groß, so mächtig, so überwältigend.
»Wißt ihr was?« sagte Tante Edda. »Ich glaube, daß der wohlmeinende Onkel und die pflichtbewußte Tante viele Fehler gemacht haben. Aber eines haben sie gemacht, was kein Fehler, sondern schon eine Sünde ist. Sie haben Marion verwehrt, mit einem Tier zusammen aufzuwachsen!«
»Sie haben recht, Frau Callies«, sagte Asbjörn. »Wissen Sie, ich bin auch bei einem Onkel und einer Tante groß geworden. Sie machten auch Fehler und machten aus mir einen eigensinnigen, verschlossenen Jungen. Nicht wahr, Bernadette? Aber eines erlaubte mir die Tante, und dafür werde ich ihr mein Leben lang dankbar sein. Ich durfte immer eine Katze haben. Ich habe mit meiner Tante darüber gesprochen, als ich sie das letztemal sah. Ich
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