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Brausepulver für den Papst

Brausepulver für den Papst

Titel: Brausepulver für den Papst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Ahrens
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Destino«, dem besten Restaurant weit und breit.
    Der Frau fiel der Fotoapparat aus der Hand. Der Mann zeigte dem Fahrer den Mittelfinger: »Scheiß Ausländer!« Sein violett angelaufenes Gesicht wurde blass, als sich aus den roten Ledersitzen ein Bild von einem Mann erhob. Schwarze Haare so lang wie die von Winnetou, Muskeln wie Henry Maske und so sexy wie Antonio Banderas.
    Der Dunkelhaarige stieg aus und warf dem Hawaiihemd einen Blick zu, der John Wayne das Schlottern gelehrt hätte. Das Halteverbotsschild, unter dem sein Wagen parkte, strafte er mit Nichtachtung. Gelassen schlenderte er zu einem der Tische, die im Vorgarten des ›Il Destino‹ standen.
    Die Touristin hob zitternd ihren Fotoapparat auf und starrte dem Mann hinterher. Dann stieß sie ihren Gatten an: »Otto, sieh mal, der trägt gar keine Schuhe.«
    »Wird so ein ausgeflippter Hippie sein. Bloß weg hier, bevor er eine Schlägerei anfängt.«
    Das ›Il Destino‹ war um diese spätnachmittägliche Stunde leer. Die Italiener pflegten erst ab zwanzig Uhr zu speisen. Der rundliche Ober legte die Stirn in besorgte Falten, als sich der Fremde in einen der zerbrechlichen Stühle fallen ließ. Die Beine streckte er lang unter den Tisch, die Finger der linken Hand waren in seinem Gürtel verhakt, die rechte klopfte gereizt auf die Tischplatte.
    Unterwürfig näherte sich der Ober. »Signore, prego …«
    Weiter kam er nicht. Die Augen des Fremden durchbohrten ihn, als sei er ein Schaschlik.
    »Einen Wodka Lemon!«
    Der Kellner schluckte. Erst jetzt registrierte er, dass der Oberkörper des Gastes nackt war, wenn man von dem tief ausgeschnittenen, schwarzen Ringerhemd absah.
    »Signore, dies ist ein Restaurant und keine Bar.« Der Ober wusste sofort, er hatte das Falsche gesagt.
    Der Fremde erhob sich in Zeitlupentempo und sah auf den Lakaien hinab. Der schrumpfte zu einem Nichts zusammen. »Sie meinen, ich bekomme hier nichts zu trinken?« Die Stimme kam wie Donnergrollen.
    Der arme Kerl begann zu schwitzen. »Ich könnte Ihnen ein Mineralwasser …« Er verschluckte den Rest und hastete davon.
    Der Fremde setzte sich wieder. Und wieder trommelten seine Finger ruhelos auf die Tischplatte. Der Ober eilte zum Küchenchef. Aus sicherer Ferne besahen sie sich den bedrohlichen Gast. In dessen linkem Ohr baumelte ein schwerer, goldener Ohrring mit einem riesigen Rubin, der ein Vermögen wert sein musste. Den Anhänger, den der Mann an einer dünnen Goldkette um den Hals trug, konnten sie nicht recht erkennen.
    »Ein Zuhälter«, argwöhnte der Küchenchef. »Besser, wir tun, was er sagt.«
    Kaum hatte der Ober den Wodka vor dem Mann abgestellt, rollte ein offener Landrover gemächlich über den Platz. Das schulterlange, blonde Haar des Fahrers wehte sachte im Fahrtwind, der Sonnenglanz ließ es metallisch schimmern. Die hochgerollten Hemdsärmel entblößten leicht gebräunte Arme. Geschickt lenkte der Mann das schwere Fahrzeug durch das Touristengewühl. Dabei schaute er sich suchend um. Schließlich erspähte er den Mercedes, kurvte einige Male um die Piazza, fand aber keinen Parkplatz.
    Der einsame Gast im ›Il Destino‹ hob einen Arm, winkte, deutete gebieterisch auf seinen Wagen. Der Blonde im Rover schüttelte den Kopf und zeigte auf das Halteverbotsschild. Der Dunkelhaarige lachte. Da lachte auch der Blonde und parkte seinen Jeep neben dem Cabrio. Auf der Motorhaube war eine Raubkatze im Sprung abgebildet. Mit ebensolcher Geschmeidigkeit sprang der Blonde aus dem Wagen und kam auf den dunklen Fremden zu. Als er vor ihm stand, zögerte er kurz, dann reichte er ihm die Hand. An seinem Handgelenk blitzte ein silberner Reif.
    »Justin Forsythe.«
    Der andere stand auf. Er überragte den Blonden um einen halben Kopf. »Freut mich, Justin. Ich bin Midian. Die Nachnamen können wir uns schenken, wie?«
    Er drückte die Hand des Blonden, als wolle er eine rohe Kartoffel zerquetschen. Justin zuckte mit keiner Wimper und erwiderte den Druck.
    »Was trinkst du?«
    Justin setzte sich und rieb sich unter dem Tisch heimlich die Knöchel. »Grünen Pfefferminztee.«
    »Grünen was?«
    »Pfefferminztee, stark gesüßt.«
    »Hm.« Midian spielte an seiner Kette und unterzog Justin einer eingehenden Musterung. Der Mann hatte graue Augen und jene steile Falte über der Nasenwurzel, die vom ständigen Blinzeln in greller Wüstensonne stammte, die wohl auch sein Haar gebleicht hatte. Etwas schmal war er, aber sehnig und gut gebaut. Sicher ein zäher Bursche, der etwas

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