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Brausepulver für den Papst

Brausepulver für den Papst

Titel: Brausepulver für den Papst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Ahrens
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das«, fuhr sie fort, »das ist Midian, mein Interviewpartner von letzter Woche.«
    Barbara grinste verschämt und wurde noch röter. »Guten Tag«, lispelte sie.
    »Würden Sie bitte Ihre Tüte vom Tisch nehmen?« Midians Stimme klirrte wie die Eiswürfel in seinem Wodkaglas.
    »Warum?« Die Röte auf Barbaras Gesicht verschwand. Sie zog sich einen freien Stuhl heran und ließ sich darauf plumpsen.
    »Weil ich es so will!« Midian war kurz vorm Bersten.
    Barbara presste trotzig die Lippen zusammen. Eben noch wäre sie aus lauter Befangenheit vor diesen beiden schönen Männern fast im Boden versunken. Jetzt kam ihre widerspenstige Natur zum Vorschein. Niemand wagte es, ihren Lebensstil zu kritisieren, auch ein Midian nicht! In ihren braunen Augen erschien ein angriffslustiges Funkeln.
    Fiona kannte das.
Oh Gott, das gibt Ärger!,
dachte sie. Rasch nahm sie die Plastiktüte und schob sie unter den Tisch. Um die beiden Kampfhähne abzulenken, fragte sie: »Was ist denn da drin?«
    »Ach, nichts Besonderes, ein Buch, ein paar neue CD-ROM-Spiele, Disketten und so weiter. Ganz schön heiß heute, was?« Barbara wischte sich mit einer Serviette den Schweiß von der Stirn, bevor sie ihre Lesebrille aufsetzte. »Habt ihr schon bestellt?«
    »Wir haben auf Sie gewartet.« Justin kehrte den Gentleman hervor. »Die Saltimbocca ist zu empfehlen. Midian hat gleich drei davon bestellt.«
    »Ja, ich nehme auch Saltimbocca«, erklärte Fiona, »aber nur mit Salat und ohne Beilagen.«
    »Also«, wandte sich Justin an den immer noch wartenden Ober, der das Ganze mit undurchdringlicher Miene verfolgte und überlegte, ob er zum nächsten Ersten kündigen sollte. »Noch dreimal Saltimbocca mit Salat und Pommes Frites. Sie mögen doch Pommes Frites, Barbara?«
    Barbara errötete schon wieder. Eigentlich wollte sie sagen: Pommes schon, aber Fleisch nicht, doch da der hübsche blonde Mann schon bestellt hatte, konnte sie seine Order unmöglich rückgängig machen. Das wäre doch allzu unhöflich gewesen.
    Zwischen den Vieren wollte kein rechtes Gespräch aufkommen. Barbara bückte sich zu ihrer Plastiktüte. »Will jemand ein Kaugummi?«
    Keiner wollte ein Kaugummi. Fiona steckte sich eine Gauloise an und überlegte, wie sie die Situation überbrücken könnte. Justin zog nervös an seiner Zigarette. Midian blies derweil blaue Haschischschwaden in die Luft und beobachtete zwei amerikanische Touristinnen im Rentenalter, deren Falten sich unter einem Pfund Schminke verbargen. Sie standen vor dem Bernini-Brunnen, und ihre schrillen Stimmen hallten über den Platz:
    »Isn't it great?«
    »Ooh, it's sooo wonderful!«
    »What's the name of this place, Honey?«
    »Piäzza Nävouna.«
    »Ooh, what a nice name!«
    Die beiden Matronen konnten Midians Aufmerksamkeit nicht auf Dauer fesseln. Er wandte sich wieder seinen Tischgenossen zu. Gerade wollte er etwas Ätzendes über Fionas Freundin loslassen, da kam das Essen. Auf Midians Teller häuften sich die Fleischstücke von drei Portionen. Er warf den Joint unter den Tisch und machte sich hungrig darüber her. Die Pommes waren geschmacklos. Midian und Justin streckten ihre Hände gleichzeitig nach dem Salz aus, berührten sich und zuckten zurück. Justin strich sich verwirrt eine schimmernde Strähne aus der Stirn.
    Beim Sirrusch, der Junge ist heiß, sonst hätte er seine Hand nicht so schnell weggezogen,
erkannte Midian. Wie unbeabsichtigt ließ er seine linke Hand dorthin fallen, wo nur die qualitativ hochwertigen Levis-Nähte ein Platzen des Stoffes verhindern.
    Justin sah es, Fiona auch, Barbara merkte nichts. Sie aß. Fiona nahm nervös einen Schluck von ihrem Pellegrino. Justin versalzte seine Pommes.
    Midian beobachtete die beiden wie die Schlange das Kaninchen, während seine Finger an den bedrohlich gespannten Nähten spielten. Mit der Rechten spießte er ein Stück Schnitzel auf und schob es sich genießerisch in den Mund. Dabei warf er einen begehrlichen Blick in Justins Hemdausschnitt.
Die Weiber schicken wir ins Kino,
beschloss er.
Und dem silberblonden Jüngling reiße ich in meinem Appartement seine Designerklamotten vom Leib. Dann werden wir ja sehen, ob die Engländer ihr wertvollstes Teil wirklich nur zum Pinkeln benutzen …
    Fiona stocherte appetitlos in ihrer Sahnesoße. Sie hatte dieses Treffen organisiert. Die Vorstellung, ein paar Stunden in Gesellschaft dieser aufregenden Männer zu verbringen, war ihr äußerst reizvoll erschienen. Außerdem konnten die beiden einander

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