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Brausepulver für den Papst

Brausepulver für den Papst

Titel: Brausepulver für den Papst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Ahrens
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aushielt. Musste er wohl auch, wenn er Touren durch die sudanesische Wüste organisierte.
    Fiona Becker, diese Journalistin, der Midian letzte Woche gnädigerweise ein Interview gewährt hatte, hatte ihm von Justin Forsythe erzählt. Könnte ein nützlicher Mann sein, war es Midian sofort durch den Kopf geschossen, und er hatte ein Treffen vorgeschlagen. Nützlich vielleicht, attraktiv ganz sicher. Aber weshalb, bei allen Heiligen, trank so ein Mann Pfefferminztee?
    Der Ober eilte beflissen herbei. Der neue Gast gefiel ihm besser. Das graue Seidenhemd und die schwarze Leinenhose stammten offensichtlich von einem exklusiven Herrenschneider; dazu trug er leichte Lederstiefel.
    »Was darf ich bringen?«
    »Einen Pfefferminztee, bitte.« Justin lächelte den Ober freundlich an.
    »Und die Speisekarte!«, dröhnte Midian.
    »Damit sollten wir warten, bis die Damen kommen«, rügte ihn Justin.
    Midian brummte etwas Unverständliches und wechselte die Lage seiner Beine. Sie steckten in ausgebleichten Jeans, die, so vermutete Justin, um eine Nummer zu klein gekauft worden waren. Nicht nur Midians Schenkel zeichneten sich deutlich darunter ab. Justins Blick wanderte unauffällig die glatte, halb nackte Brust hinauf, auf der ein fremdartiger Schmuck glänzte. Neugierig beugte er sich vor.
    »Was soll denn das sein?«
    Midian griff nach dem Anhänger. »Ein Sirrusch. Den habe ich in Teheran auf dem Basar erstanden.«
    »Ein was?«
    »Ein babylonisches Fabelwesen.« Midian lächelte überlegen. »Ich dachte, als Fremdenführer durch den Orient müsste dir so was geläufig sein.«
    Justin zog eine schön geschwungene Braue hoch. »Ich organisiere Kamelreisen und Jeeptouren durch die Wüste, keine Museumsführungen.«
    »Ein einträgliches Geschäft?«
    Der Ober brachte den Pfefferminztee. Justin häufte drei Löffel Zucker hinein und rührte bedächtig um. »Es ernährt seinen Mann.«
    »Man sieht es. Armani?«
    Justin schlürfte zwei winzige Schlucke, nickte und schielte auf das Ringerhemd. »Und das? Benetton?«
    Midian grinste breit. »Weiß ich nicht. War ein Restposten.«
    Zwei Carabinieri schlenderten um die auffälligen Wagen und warfen den beiden Gästen im ›Il Destino‹ prüfende Blicke zu. Schließlich wagten sie es und traten näher. Midian schluckte gerade den letzten Tropfen seines Wodkas.
    »Scusi Signori, aber Ihre Wagen stehen im Halteverbot.«
    Das hatte ich befürchtet!,
schoss es Justin durch den Kopf. »I don't understand, no parlo Italiano«, radebrechte er, obwohl er fließend Italienisch sprach. Dabei sah er die beiden Polizisten treuherzig an.
    Die Carabinieri waren von seinem Charme nicht beeindruckt. »Ihre Papiere, bitte!«
    Bevor Justin sich in Ausflüchten verheddern konnte, zückte Midian seine Brieftasche und überreichte sie dem Polizisten mit unnachahmlicher Grandezza.
    »Prego.«
    Die beiden Gesetzeshüter überflogen kurz den Inhalt und gaben sie Midian mit einer Verbeugung zurück. Dann entschuldigten sie sich wortreich und entfernten sich hastig.
    Justin schaute ihnen verwundert nach. »Hast du einen Diplomatenpass?«
    »Sehe ich aus wie ein Sesselfurzer – Pardon, wie ein Schreibtischtäter? Mein Gott, dieses ehrliche englische Gesicht! Hat noch nie was von Bestechung gehört, wie?«
    »Ziemlich teure Parkgebühr«, stellte Justin amüsiert fest.
    »Kleinigkeit. Wo bleiben bloß die Wei … ich meine, die Damen? Diese Journalistin, mit der du befreundet bist – wie heißt sie doch gleich?«
    »Fiona Becker.«
    »Richtig! Ist sie immer so unpünktlich?«
    »Das ist das Vorrecht der Frauen«, verteidigte sie Justin. »Sie machen sich für uns schön, dafür müssen wir warten.«
    »Aber wir beide sehen auch so blendend aus. Oder kommt deine Bräune von der Sonnenbank?« Midian stieß Justin in die Rippen.
    Justin wich unangenehm berührt zurück.
Was für ein Witzbold!,
dachte er.
Ein verdammt gut aussehender Mann, gewiss. Aber sicher auch ein Frauenheld und Partylöwe, der mit Geld nur so um sich schmeißt, damit die Leute seine schlechten Manieren vergessen. Da lobe ich mir Raymonds Teestunde mit Weißbrot und Gurkenscheibchen.
    Raymond St. Jones, zehnter Graf von Brennagh, Kunstsammler, Galeriebesitzer und Mitglied des englischen Oberhauses, war seit sechs Jahren Justins intimster Freund, obwohl oder gerade weil sie sich nur selten sahen.
    Justin bekam nun doch Appetit, aber nicht auf eine englische Tee-Stunde. Fiona, die dieses Treffen arrangiert hatte, ließ tatsächlich lange auf

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