Brausepulver für den Papst
voller Ungeduld. Auch die gesamte Weltpresse fand sich wieder einmal vereint. Der Papst schlug ein Kreuz und murmelte: »Ich weiß, Herr, nicht mein Wille geschehe, sondern der deine.«
Er machte eine segnende Geste und wies auf Midian. Blitzlichter flammten auf. Am nächsten Morgen prangte das Bild des Papstbefreiers auf den Titelblättern sämtlicher Tageszeitungen.
Abseits der Massen am Ende der Rollbahn stand ein schlanker, junger Mann in Jeans und weißem Hemd. Der Glanz der Mittagssonne ließ seine Haare metallisch schimmern.
Justin! Midian blinzelte ungläubig.
Justin winkte ihm übermütig zu. An seiner Seite standen Fiona und Barbara und traten sich vor Freude gegenseitig auf die Füße. Augenblicklich ließ Midian alle Reporter und Fernsehmenschen stehen. Er verabschiedete sich nicht einmal vom Papst, sprang in Riesensätzen die Treppe hinunter und auf die Drei zu. Die Begrüßung verlief so stürmisch wie ein mittleres Erdbeben.
»Heiliger Vater im Himmel, ihr habt mir gefehlt!«
Fiona warf Barbara einen verwunderten Blick zu. Die zuckte nur die Achseln. »Wahrscheinlich steht er noch unter dem Einfluss des Papstes.«
»Oder unter dem Einfluss von Dope«, grinste Justin und boxte Midian liebevoll in die Rippen. »Los jetzt, lasst uns schleunigst von diesem Rummelplatz abhauen.«
Sie verschwanden aus einem Hinterausgang des Leonardo-da-Vinci-Airports und riefen ein Taxi.
»Wohin?« Barbara, Fiona und Justin sahen sich an.
»Na, das ist doch keine Frage«, sagte Midian.
***
Rom! Piazza Navona! Es war heiß. Die Tische im ›Il Destino‹ waren leer um diese Zeit. Die Italiener pflegten erst ab zwanzig Uhr zu speisen.
Der Ober war immer noch derselbe, aber heute wusste er, dass er Ehrengäste hatte. Die strenge Essenszeit wurde durchbrochen.
»Sechsmal Saltimbocca!«, rief er nach hinten. »Eine Flasche Wodka, einen Pfefferminztee, ein Mineralwasser und eine Cola light.« Er lächelte. »Ist es so recht, die Herrschaften?«
Es war recht. Midian hatte viel Abenteuerliches aus Südamerika zu berichten, Justin schwärmte von seinen kulturellen Ausflügen in die Renaissance, Fiona erzählte stolz von dem Projekt, das der Verleger von
RAT & TAT
ihr vorgeschlagen hatte. Sie und Barbara sollten ihre Erlebnisse zu einem Buch verarbeiten.
»Aber über Sex schreibe ich nicht!«, erklärte Barbara und wurde prompt ein letztes Mal rot.
»Warum denn nicht?« Midian beugte sich lauernd vor. »War es dir nicht scharf genug?«
Alle lachten. Sie schwatzten über dies und das und ließen ihre Witzchen los. Die Stimmung stieg. Der Alkoholspiegel auch. Justin hatte sein Teeglas gegen Midians Wodkabecher vertauscht, Barbara nuckelte an Wodka-Cola, nur Fiona merkte nicht, dass die klare Flüssigkeit in ihrem Glas längst kein Mineralwasser mehr war.
»Wo wirst du jetzt hingehen?«
Keiner wusste, wer die Frage gestellt hatte. Alle fühlten sich angesprochen und schauten betreten zu Boden. Auf einmal roch es nach Abschied. Justin fasste sich als Erster.
»Ich habe eine Firma gegründet: ›Algerian Adventures‹, nur zwei Jeeps, nichts Großes.« Er bohrte eine Stiefelspitze in die Ritze zwischen den Steinfliesen. »In der algerischen Sahara hat man eine unbekannte Wüstenstadt entdeckt. Ich will mich da unten ein bisschen umsehen.«
»Unbekannte Wüstenstadt?«, wiederholte Midian. Ein altbekannter Glanz trat in seine Augen. »Weißt du, Justin, dass ich schon immer mal Urlaub in Algerien machen wollte? Du brauchst doch für deine Gäste sicher einen …«
»Nein!«, schrie Justin.
»Doch!«, stimmte Fiona begeistert zu. »Unentdeckte Wüstenstädte reizen mich sehr. Wie ist es, Barbara, wollen wir nicht einen kleinen Urlaub einlegen?«
»Möchte ich schon. Und unser Buch?«
»Das können wir auch da unten schreiben. Wozu gibt es denn Laptops?«
Midian legte Justin einen Arm um die Schultern. »Sag mal, willst du die beiden Weiber wirklich mitnehmen?«
Drei Sekunden herrschte tiefes Schweigen, dann brachen alle in befreiendes Gelächter aus. Midian zwinkerte Fiona zu.
»Heute Nacht in der Via Veneto?«
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