Brausepulver für den Papst
war Eile geboten, denn der Papst wollte in den nächsten Wochen Chile bereisen.
Bei seinen Recherchen stellte Midian fest, dass selbst seine kolumbianischen Gewährsmänner, allesamt Mitglieder der beinharten Drogenmafia, besorgt den Kopf schüttelten. Zu gut bewacht, der Mann. Seine Leibwache saß bereits zur Rechten Gottes und war unbestechlich. Eine Papstentführung in Chile kam also nicht infrage. Dafür kam aus Kolumbien ein anderer Vorschlag, der Midians Beifall fand.
Diesmal nahm Midian die Sache selbst in die Hand. Mit Laiendarstellern hatte er im Sudan keine guten Erfahrungen gemacht. Als Erstes ließ er sich einen Termin beim Flughafendirektor von Santiago de Chile geben. Zum Treffen erschien er in einem schwarzen Talar, auf der Brust baumelte ein großes, silbernes Kreuz, das lange Haar hatte er zu einem züchtigen Nackenknoten geschlungen.
»Nehmen Sie doch bitte Platz, Eminenz.« Der Flughafendirektor deutete auf einen Sessel.
»Zuviel der Ehre, Senior Rivera. Nennen Sie mich einfach Pater.« Midians Stimme war so milde, dass sie die hartgesottensten Heiden hätte bekehren können.
»Pater Midian, natürlich. Was darf ich Ihnen anbieten?«
»Ich lebe von der Liebe Gottes, sie ist mir Speis und Trank genug.« Midians Hände waren über dem Kreuz gefaltet, seine Lider gesenkt. »Wollen wir gleich über diesen überaus wichtigen Aspekt des Zeremoniells sprechen, dessentwegen ich gekommen bin?«
»Wie Sie wünschen, Pater Midian. Aber ein kleines Likörchen lehnen Sie doch gewiss nicht ab?« Senior Rivera lächelte verschmitzt. »Alle Diener des Herrn lieben etwas Süßes. Habe ich nicht recht?«
Midian nickte demütig. »Wenn es Ihnen nicht zu viel Mühe macht, Senior Rivera, hätte ich gern einen kleinen Kirsch mit Rum, es darf auch etwas weniger Kirsch sein.«
Das war ganz im Sinne des Direktors. Aus der untersten Schublade seines Schreibtischs zauberte er eine Spezialabfüllung Karibik-Rum hervor. Die Kirschen vergaß er. Sie prosteten sich zu und tranken auf Seine Heiligkeit. Noch einen Trinkspruch und noch ein Prösterchen, bis der Direktor das selige Lächeln verinnerlicht hatte.
Midian kam zum Eigentlichen. »Wie Sie wissen, Senior Rivera, bin ich ein Gesandter der päpstlichen Kongregation Fleisch und Geist, die sich um das leibliche Wohl des Heiligen Vaters sorgt«, erklärte er. »Die Zeremonie zum Empfang seiner Heiligkeit ist auf allen Flughäfen der Welt die gleiche. Der Papst verlässt das Flugzeug, kniet auf der Rollbahn nieder und küsst die Erde. Und hier kommen wir ins Spiel.«
Senior Rivera nickte mit glasigen Augen.
»Bisher war das eine unabdingbare, aber wenig angenehme Pflicht für den Heiligen Vater. Sie haben es vielleicht noch nicht versucht, Senior Rivera, aber der Boden eines Flughafens gehört nicht zu den kulinarischen Delikatessen. Er schmeckt nach Staub, Benzin, Öl und ähnlich unappetitlichen Dingen. Wir von der Kongregation Geist und Fleisch …«
»Sie sagten Fleisch und Geist, Pater«, korrigierte ihn mit schwerer Zunge der Flughafendirektor.
»Äh … natürlich. Also, wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, dem Heiligen Vater diesen Kniefall im wahrsten Sinne des Wortes zu versüßen.« Midian zog einen Vertrag aus dem Ärmel seines Talars. »Hiermit verpflichten wir uns, die Rollbahn mit Brausepulver zu präparieren. Himbeergeschmack, das mag der Papst am liebsten.« Er überreichte dem Direktor den Vertrag. »Um auf das Rollfeld zu kommen, brauchen wir allerdings Ihr Einverständnis. Es soll ja alles mit rechten Dingen zugehen, nicht wahr? Wenn Sie bitte hier unterschreiben wollen …«
»Sie denken wirklich an alles«, murmelte der Direktor bewundernd. »Wann wollen Sie mit den Vorbereitungen beginnen, Pater Midian? Sie wissen, dass der Heilige Vater bereits morgen Vormittag erwartet wird.«
»Noch in dieser Nacht. Aber … psst.« Midian legte einen Finger an die Lippen. »Die Öffentlichkeit darf nichts von dieser Aktion erfahren.«
Der Direktor unterschrieb. »Noch einen Kirschlikör, Pater?«
***
In der Nacht schwärmten dunkle Gestalten auf dem Gelände des Flughafens aus und hetzten über die Rollbahn, auf der das vatikanische Privatflugzeug landen sollte. Sie verstreuten pfundweise Brausepulver mit Himbeergeschmack. Jeder Portion war eine ordentliche Dosis Dope beigemischt. Eine Spezialmixtur aus Crack, Ecstasy und Uhu. Da haftete auch das Pulver besser.
Am nächsten Morgen war der Flughafen schwarz von Menschen. Fernsehen und Presse,
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