Brausepulver für den Papst
keuchend Luft holen und zu erneuten Flüchen ansetzen wollte, brachte er nur ein Prusten zustande.
»Kriege keine … keine Luft …«, röchelte er. Das schien ihn noch mehr zu amüsieren, denn ein lang gezogenes fröhliches Wiehern ertönte, als hätte jemand einen tollen Witz erzählt.
Plötzlich waren da noch mehr Federn. Unter dem linken Fuß, unter dem rechten Fuß, an den Knöcheln, zwischen den Zehnen, an den Schienbeinen und Leisten. Das war unerträglich! Midian brüllte vor Lachen. Tapfere Männer konnten Schmerzenslaute unterdrücken, Gekitzelte nicht. Midian zuckte wie unter Stromschlägen. Schlimmer konnte es nicht werden.
Er hatte sich geirrt. Plötzlich spürte er eine besonders feine Feder zwischen seinen Schenkeln. Das Gefühl war unbeschreiblich. Die Feder glitt zu seinen empfindlichsten Teilen, umrundete sie sanft, erkundete benachbarte Gefilde, kehrte zurück. Aus Höllenqualen wurden Lustattacken. Midians Prachtstück richtete sich auf und strafte all diejenigen Lügen, die behaupteten, Sex und Lachen passten nicht zusammen.
»Erbarmen …«, war alles, was Midian noch stammeln konnte. Er konnte kaum glauben, dass dieses Wort über seine Lippen gekommen war. Eine schlimmere Schande war nicht vorstellbar.
Die Lustfolter kam zu einem abrupten Ende. »Du bittest um Gnade?«, fragte Justin.
»Verdammt!« Das Ende war zu früh gekommen. Durch die Lachtränen erkannte Midian verschwommen drei feixende Gesichter. »Wirst du mich wohl weiterkitzeln! Nein, du Trottel, da doch nicht! Barbara, Fiona! Hört auf! Nein, nicht schon wieder! Ich kann nicht mehr …«
»Bittest du um Gnade?«, fragte jetzt auch Barbara.
»Ja, ja, verdammt! Hahahaha … huch … hahaha!«
Sie ließen von ihm ab. »Und du versprichst, dich nicht zu rächen?«
»Doch nicht an meinen besten Freunden«, japste Midian. »Sämtliche Rachegelüste seien fern von mir, wenn ihr nur die Federn wegnehmt … nein, halt! Nicht alle auf einmal! Ihr könnt mich in diesem Zustand doch nicht verhungern lassen.«
»Wo genau willst du denn gekitzelt werden?«, fragte Justin boshaft.
Das wollte Midian nun doch nicht aussprechen.
»Wenn du es uns nicht sagst, gehen wir jetzt frühstücken und lassen dir ein bisschen Zeit zum Nachdenken«, warnte Justin.
Die Warnung brachte Midians Blut erneut in Wallung. »Ich wusste gar nicht, wie gemein du sein kannst, Justin!«, zischte er. »Keine Tretminen vergraben, aber den besten Freund quälen und demütigen.«
»Demütigen?«, wiederholte Justin erstaunt. »Du hast dich amüsiert wie lange nicht, du hast Tränen gelacht. Und als Zugabe hast du einen Steifen. Worüber beklagst du dich?«
Endlich brach es aus Midian heraus: »Hölle, Tod und Teufel! Kitzele mir den Steifen! Ist es das, was du … aaahhhhh …«
Justin hatte seine Tätigkeit wieder aufgenommen. Fiona und Barbara fanden Stellen, die ebenfalls bedient werden wollten. Sie spielten mit Midians Lust wie mit einem Pingpong-Ball und hörten erst auf, als Midian ein langes Stöhnen von sich gab. Es war vorbei. Die Drei waren ebenso geschafft wie Midian. Mit letzter Kraft banden sie ihn los. Midian sackte auf den Boden und rieb sich die Fußgelenke. Minutenlang sagte er kein Wort, nur sein Brustkorb hob und senkte sich und zeugte von dem Kampf in seinem Innern. Dann erhob er sich langsam in seiner Nacktheit und gefährlichen Größe.
»Wer von euch hatte diese Idee?«, fragte er mit unheilvoller Stimme.
»Das war ein Gemeinschaftsprojekt«, erklärte Barbara mutig, während sie sich hinter Justin versteckte.
»Verstehe, ihr seid drei so richtig kühne Musketiere, wie?«
»Das mit dem Durchkitzeln stammt von mir«, fügte Barbara hinzu.
Midian kam auf sie zu, den Oberkörper drohend vorgebeugt, die Arme herabhängend, zum Zupacken bereit. Er musterte die erstarrte Gesellschaft mit eisigen Blicken. »Witzig, witzig!«, zischte er zwischen schmalen Lippen. »Ihr seid erledigt. Tot.«
Keiner wagte zu atmen.
»Ihr beginnt schon zu verfaulen.« Midian lächelte dünn. »… wenn ihr mir nicht sofort einen anständigen Wodka aus der Minibar einschenkt.« Dann lachte er dröhnend sein herrliches Midian-Lachen. Es klang wie Donnergrollen. Fiona, Barbara und Justin hatten lange nichts Lieblicheres gehört.
10. Kapitel
Brausepulver für den Papst
Vier Wochen später. Midian hatte sich auf seine Hazienda in Paraguay begeben und mobilisierte von dort aus seine südamerikanischen Kontakte. Wenn sie ihren Plan durchführen wollten,
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