Brausepulver für den Papst
an den Vatikan.« Beiläufig verstaute er die Utensilien seiner geheimen Ekstase in der weiten Tasche seines Morgenmantels. Das würde er brauchen. Jetzt erst recht.
Maurice Castellane verdiente sein Geld nicht mit Fliegenfangen. Er nannte dem Papst die Namen einiger Bankiers und Hintermänner, dazu ein paar Kontonummern, und der Heilige Vater wusste, wovon er sprach. Der Mann, den Castellane ihm so warm ans Herz legte, wollte eine Privataudienz. Nun, wenn es weiter nichts war. Die päpstliche Kanzlei faxte innerhalb einer Stunde zurück:
TELEFAX
Der Heilige Vater empfängt den Delegierten der afrikanisch-asiatischen Förderation, Signore Midian, in seiner Sommerresidenz Castel Gandolfo.
Der Papst begrüßte Midian auf der Terrasse seines vorübergehenden Amtssitzes. Von hier aus hatte man einen herrlichen Ausblick auf den Albaner See. Im kristallklaren Wasser spiegelten sich schneegekrönte Gipfel, die Luft war weich wie Seide, ein laues Windchen fächelte Kühlung. Es duftete nach Pinien und Rosen. Von jeher hatten Päpste ein solches Ambiente den Favelas dieser Welt vorgezogen.
Midian erschien in farbenfroher Folklore, ein langes, buntbesticktes Hemd über weiten Hosen, goldene Arm- und Fußringe, das Haar auf dem Rücken offen, vor den Ohren baumelten zwei Zöpfe und in den Ohren fantastische Smaragde. Selbstverständlich trug er keine Schuhe.
Der Papst ruhte in einem Schaukelstuhl. Als Midian auf ihn zukam, reichte er ihm die Hand mit dem Ring Petris zum Kusse. Midian streckte ihm lächelnd die eigene Hand entgegen, an seinem Mittelfinger steckte ein O-Ring, das Symbol des echten Herrn und Meisters.
Der Papst zog seine Hand zurück und lächelte kaum merklich. Midian folgte seinem Beispiel und sah sich unauffällig um. Sie waren allein auf der Terrasse, jedenfalls konnte er niemand sehen. Wenn Leibwächter in der Nähe waren, hielten sie sich diskret verborgen. Auf dem Tisch standen eine Flasche und zwei Gläser. Eine französische Abfüllung, Jahrgang 1798. Midian nickte zufrieden. Der Papst schenkte kein Leitungswasser aus.
»Darf ich Ihnen einschenken, himmlischer Vater?«
»Heiliger Vater, mein Sohn, die Anrede ist Heiliger Vater.«
»Natürlich.« Midian schenkte die Gläser randvoll und reichte dem Papst eins. »Salute. Mein Titel als Ehrenmitglied der vereinigten afroasiatischen Schamanen und Medizinmänner ist Erhabener.«
Der Papst begriff. Sein Lächeln wurde breiter. Er trank und sagte: »Sie dürfen mich Janusz nennen.«
»Ich heiße Midian.«
Der Papst nickte. »Ich weiß. Sie sind hier in Ihrer Eigenschaft als Vertreter der Naturreligionen?«
»Ich nähere mich Ihnen heute mit einem eher weltlichen Anliegen, Monsignore Janusz. Sie haben meinen Freund verhaften lassen, Signore Forsythe.«
Der Papst musterte Midian wohlgefällig. Ein stattlicher Mann, keine Frage. »Justin ist Ihr Freund? Wie interessant. Aber Sie irren sich, Signore Forsythe ist nicht verhaftet worden. Er ist Gast des Vatikans.«
»Offenbar gegen seinen Willen. Soll er nicht zu einer Aussage gezwungen werden, die er als Mann von Ehre nicht vor seinem Gewissen verantworten kann?«
»Ja, ja.« Der Papst spielte verlegen an seinem Ring. »Das stand so in der Pressemeldung. In Wahrheit wollte ich nur meinen aufmerksamen, liebenswürdigen Chauffeur aus Santiago wiedersehen. Aber leider kann ich momentan nicht nach Rom und habe gar nichts von seinem Besuch … Sie wissen ja, diese leidige Sache mit dem Tonband.«
»Sie bestehen also nicht auf einem Widerruf?«
»Ich bestimmt nicht. Schließlich habe ich all diese Dinge gesagt, nicht wahr?«
»Aber nicht so gemeint.«
»In vino veritas.« Der Papst lächelte sanft. »Darf ich das berühmte Sprichwort etwas abwandeln? In dopo veritas?«
Schlauberger, dieser Papst,
dachte Midian anerkennend.
Ist vielleicht gar nicht der Schlechteste, nur in üble Kreise geraten.
»Darf ich also davon ausgehen, dass Signore Forsythe bald wieder auf freiem Fuß sein wird?«
»Signore Forsythe besichtigt momentan den Vatikan und die Museen, ein Dreiwochenprogramm. Danach allerdings …« Der Papst zögerte. »Ich habe auf den VGD nur geringen Einfluss. Er besteht darauf, dass Signore Forsythe das Tonband als Fälschung bezeichnet.«
»Dann bekennen Sie doch öffentlich die Wahrheit, Janusz.«
»Unmöglich! Ich würde an den Fundamenten des Glaubens rütteln. Ich muss mich daran halten, was Paulus gesagt hat.«
»Paulus? Ich dachte, es gilt, was Jesus gesagt hat?«
»Wer ist denn
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