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Braut der Nacht

Braut der Nacht

Titel: Braut der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kalayna Price
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zu bewegen, auf und ab zu marschieren, wurde immer drängender. Es ließ meine Haut kribbeln.
    Vielleicht kann ich einfach … Ich erstarrte, als mir bewusst wurde, dass ich nach dem leichtesten Weg nach draußen suchte. Verdammt, Avins Ruf!
    Ich schlang mir die Arme um den Leib, lehnte mich neben Nathanial an die Wand und konzentrierte mich darauf, reglos stehen zu bleiben. Wenn es mir gelang, den brennenden Bewegungsdrang zu ignorieren, vielleicht rief er mich dann später wieder – zum Beispiel im nächsten Leben. Ja, genau, und vielleicht bin ich auch ein Labrador! Wenn ich dem Drang, zu ihm zu kommen, nicht nachgab, dann würde er Schmerz schicken. Das wusste ich sicher. Schon spürte ich kleine brennende Stiche, als kröchen mir Dutzende Feuerameisen über die Arme. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis er mit seiner Geduld am Ende war.
    Schaukelnd wippte ich von den Fersen zu den Zehenspitzen, während ich mich auf der Suche nach Ablenkung im Zimmer umsah. Die Zwillinge saßen auf dem Zweisitzersofa und lasen eine Zeitung. Sie waren nah genug– und meine Augen scharf genug–, dass ich von meinem Platz aus die Schlagzeilen lesen konnte. Leider teilten sie sich gerade den Sportteil. Basketball-Ergebnisse konnten meine Aufmerksamkeit nicht fesseln. Also wanderte mein Blick weiter.
    Der Rest der Zeitung lag auf dem Couchtisch vor den Zwillingen. Der Winkel war etwas ungünstig, aber ich konnte gerade noch die Schlagzeile entziffern: Morgan-Erbe ermordet aufgefunden.
    O nein! Jäh stieß ich mich von der Wand ab. Ich war mir nicht sicher, mit wie vielen Erben Demur sich brüsten konnte, aber gestern Nacht hatte ich einen Morgan kennengelernt. Besorgt schnappte ich mir die Zeitung vom Couchtisch. Von dem Foto, das die Titelseite beherrschte, lächelte mir ein bekanntes Gesicht entgegen.
    Justin Morgan.
    Als ich den Artikel überflog, wurde das flaue Gefühl der Angst in meinen Eingeweiden mit jedem Wort stärker. Morgan war zuletzt beim Verlassen eines Konzertsaals gesehen worden, in Begleitung einer jungen Frau Anfang zwanzig mit dreifarbigem Haar. Scheiße. Die Behörden suchten nach weiteren Informationen, und für jegliche Hinweise, die zur Verhaftung von an Morgans Tod beteiligten Personen führten, war eine saftige Belohnung ausgesetzt.
    Die Fortsetzung des Artikels befand sich auf einer anderen Seite, und ich blätterte dorthin. Der zweite Teil enthielt mehr Informationen über den Mann, seine Familie und sein Leben. Keine Einzelheiten über seinen Tod. Ich schlug die Zeitung zu und faltete sie zusammen. Über dem Knick lächelte Morgan mich an.
    Du warst noch am Leben, als du aus dieser Gasse gerannt bist.
    Was also war danach passiert?
    Ich warf die Zeitung auf den Tisch. Das Verlangen, mich zu bewegen, war inzwischen eine beinahe greifbare Kraft um mich herum. Und nun nicht mehr nur wegen Avins Ruf. Ich schlang die Arme um mich und zwang mich, festgewurzelt stehen zu bleiben.
    Ich war so darauf bedacht, mich zusammenzureißen, dass ich es kaum bemerkte, als eine kleine Hand die Zeitung aufhob.
    Elizabeth gab einen leisen Laut von sich. »War das nicht der Mann, mit dem du die Gala verlassen hast?«
    Ihre Miene war ernst, aber ihr Tonfall entlarvte die Frage als scheinheilig. Sie wusste verdammt gut, dass ich mich mit Morgan hinausgeschlichen hatte.
    Die Zwillinge, vermutlich die ranghöchsten Vampire im Raum, nun da die Sammlerin und der Reisende fort waren und Aphrodite unter einem Gehorsamsbefehl stand, nahmen Elizabeth die Zeitung ab. Sie überflogen den Artikel, dann blickten sie hoch. Aus vier braunen Augen musterten mich die beiden abschätzend.
    »Was hältst du davon?«, fragte Edlin, oder vielleicht war es Alion– ich wusste nicht, welcher.
    Die Frage war nicht an mich gerichtet.
    Sein Bruder zuckte mit den Schultern. »Anfang zwanzig mit dreifarbigem Haar? Ich würde sagen, wir setzen Kita in ihrem Zimmer unter Arrest, bis die Sammlerin über ihre Schuld entscheiden kann.«
    Scheiße. Und jetzt wurde ich wegen Mordes angeklagt.
    Unruhig tigerte ich in dem schmalen Bereich zwischen dem Bett und den Glastüren hin und her und rieb mir die nackten Arme. Avins Ruf wurde schlimmer, aber ich hatte genug andere Sorgen, auf die ich mich konzentrieren konnte. Wie ist Morgan gestorben?
    Ist Avin ihm gefolgt, nachdem ich weg war? Aber warum sollte er? Er konnte die Leiche nicht gebrauchen, und wenn Justin »ermordet« aufgefunden worden war, dann hatte es definitiv eine Leiche gegeben.
    Aber wie

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