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Braut der Nacht

Braut der Nacht

Titel: Braut der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kalayna Price
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die Sammlerin will Nathanial als Herrn von Demur einsetzen? Ich zog eine Augenbraue hoch und warf ihm einen Blick zu. Mit sorgsam ausdrucksloser Miene schüttelte er den Kopf. Nein. Er wusste nichts von dem, was hier vor sich ging.
    Die Sammlerin erhob sich. »Ich bin sicher, dass ich keine Ahnung habe, wovon du sprichst. Vielleicht sollten wir diese Unterhaltung irgendwo führen, wo wir etwas ungestör…«
    »Nein. Wir führen sie hier.« Aphrodite wandte sich um, und ein Vampir trug ein silbernes Tablett in den Raum.
    In der Mitte des Tabletts befand sich der Kopf des Generals. Sein blondes Haar, dunkel von getrocknetem Blut, ergoss sich über die Seiten des Tabletts, und als der Vampir damit näher kam, stieg mir der Geruch nach altem Blut in die Nase. Altes Blut, sauer von Schlangengift.
    »Die Diener haben das hier entdeckt.« Aphrodite zeigte auf das Tablett. »In der Küche. Ich will Gordons Leichnam. Und ich will ihn sofort.«
    Mit ihrem Blick schien sie die Sammlerin durchbohren zu wollen, die auf das Tablett und dessen grausige Bürde starrte.
    Noch ein abgetrennter Kopf. Und noch mehr Gift.
    »Was ist das für ein Spiel?«, flüsterte die Sammlerin so leise, dass ich mir nicht sicher war, ob sie überhaupt wusste, dass sie es laut ausgesprochen hatte. Dann wurden ihre Augen schmal. Sie drehte sich um, und ihr Blick landete auf Samantha-Nuri. »Eure Ankunft kam vielleicht ein wenig zu gelegen. Eure diplomatische Immunität ist soeben erloschen.« Sie hob die Hand. »Elizabeth, ich denke, es ist an der Zeit, die Wahrheit bei der Wahrheitssuchenden zu suchen.«
    Ein grausames Lächeln zuckte über das Porzellanpüppchengesicht, als sie einen Schritt nach vorn trat. Samantha riss die Augen auf. Suchend schaute sie zu Nathanial hinüber, und ihr Gesichtsausdruck flehte um Hilfe.
    Er wandte den Blick ab.
    »Wartet«, sagte ich.
    Die Sammlerin drehte sich um, und ihr Blick traf mich mit heftiger Wucht. Mein Sichtfeld füllte sich mit Dunkelheit.
    »Schweig!«, ertönte eine Stimme. Ich hatte keine andere Wahl, als zu gehorchen. Dann zog sich die Dunkelheit wieder zurück, da die Sammlerin ihre Aufmerksamkeit erneut auf Samantha richtete.
    »Hast du etwas zu verbergen, Wahrheitssuchende?«, fragte einer der Zwillinge und verschränkte die Arme vor der Brust. Sein Bruder ahmte die Haltung nach wie ein Spiegelbild. »Wenn du nichts zu verbergen hast, dann hast du auch nichts zu fürchten.«
    Samantha warf Anaya und Clive einen Blick zu. Anaya lächelte, aber es war kein fröhlicher Ausdruck. Sie nahm die Hand ihres Gefährten, und die beiden verschwanden.
    »Ergreift die Wahrheitssuchende«, schrie Aphrodite. Ihre Vollstrecker stürmten vorwärts.
    Samantha hatte keine Chance. Und Nathanial unternahm nichts.
    Sie hielten Samantha fest, während Elizabeth ihr Handgelenk packte. Zierliche Fangzähne bohrten sich in ihre Haut. Samantha hörte auf, sich zu wehren.
    »Sie ist eine Betrügerin«, verkündete Elizabeth, als sie sich wieder zurückzog. »Ein Chamäleon. Die Verrückte Vettel hat ihre Psyche und ihre Kräfte verschleiert.«
    »Das Chamäleon des Puppenspielers?«, wiederholte die Sammlerin. »Und die Leichen? Was weiß sie über die?«
    Elizabeth schüttelte den Kopf. »Darüber sehe ich nichts.«
    Ein nachdenklicher Ausdruck legte sich über das Gesicht der Sammlerin. »Na schön. Sperrt sie ein.« Sie wandte sich wieder an Nathanial. »Der Puppenspieler hat drei verzichtbare Kriegervampire geschickt, um zwei übersinnliche Vampire zurückzuholen, von denen einer ein Mitglied seines eigenen Rates ist. Denkst du, er ist ein Narr, oder bist du ihm einfach nur nichts wert, Eremit?«
    Das war eine Spitze gegen Nathanial ebenso wie gegen Tatius.
    »Denk über meine Worte nach, Eremit. Und über mein Angebot.« Sie wandte sich ab und gab dem Reisenden einen Wink. »Aaric, begleite mich!«
    Der Riese trat an ihre Seite und bot ihr seinen Arm an. Sie schüttelte den Kopf. Ihre Schritte waren steif, ihr Rücken gerade, aber als sie die Tür ansteuerte, hatten ihre Bewegungen etwas leicht Unausgeglichenes. Etwas, das ihre herrischen Worte und eisigen Augen nicht preisgaben, aber es war da, in der Art, wie sie sich bewegte.
    »Wir sind noch nicht fertig, Sammlerin«, sagte Aphrodite und verschränkte die geschmeidigen Arme vor der Brust.
    »Doch, das sind wir«, entgegnete die Sammlerin, ohne sie eines Blickes zu würdigen.
    Die kurz angebundene Zurückweisung ließ Aphrodite das Blut in die blassen Wangen schießen.

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