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Braut der Nacht

Braut der Nacht

Titel: Braut der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kalayna Price
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mir zu suchen. Ich schenkte Nathanial das gleiche Lächeln wie den Wachen. Dann schlüpfte ich hinein und schloss die Tür hinter mir. Er hielt mich nicht auf.
    Gil lag ausgestreckt in der Wanne, die Beine in der Luft, und an einem ihrer Füße steckte der Abfalleimer. Im Vorbeigehen drehte ich die Wasserhähne auf, dann packte ich den Aluminiumeimer und zog ihn Gil– mitsamt ihrem Gummistiefel– vom Fuß.
    »Was machst du hier?«
    Sie versuchte, sich aus der Wanne hochzustemmen, zappelte aber am Ende mehr herum, als dass sie sich aufrichtete. Ich hielt ihr meine Hand hin und zog sie auf die Füße.
    »Der Einzelgänger hat Bobby heute Nachmittag angegriffen.«
    Beinahe hätte ich den Abfalleimer fallen lassen. »Ist Bobby okay?«
    »Es geht ihm gut. Er hat den Einzelgänger eingesperrt«, antwortete sie, während sie versuchte, sich einen Luffa-Schwamm aus den dunklen Locken zu zupfen.
    Ich runzelte die Stirn. Wenn Steven gefährlich geworden war, dann hätte Bobby mehr getan, als ihn nur »einzusperren«.
    Gil fuhr fort, ohne mein Stirnrunzeln zu bemerken. »Bobby möchte, dass du ein wenig Zeit mit ihm verbringst. Er sagte, dass der Einfluss eines Torin oft dabei helfen kann, gezeichnete Shifter zu stabilisieren.« Die Schriftrolle erschien in ihrer Hand. »Wie würde das funktionieren?«
    Es funktionierte auf dieselbe Weise wie eine Alphawelle. Willenskraft und Energie wurden dazu benutzt, Beta-Shifter zu dominieren, aber ich war im Augenblick nicht gerade in der Lage, auf all das genauer einzugehen. Konnten die Wachen uns hören? Laut Nathanial sollte unser Zimmer eine Art Rückzugsort sein, und sie sollten uns nicht belauschen, aber galt diese Regel auch jetzt noch, nachdem ich unter Hausarrest stand und des Mordes verdächtigt wurde?
    »Okay. Bring mich zu ihm.« Ich bezweifelte allerdings, dass ich Steven irgendeine Hilfe sein würde. Ich war kein Torin. Verdammt, egal was Bobby auch behaupten mochte, ich war nicht einmal mehr Dyre. Aber vielleicht konnte Gil etwas tun, um mir dabei zu helfen, mich gegen Avins Ruf zu wehren, und ich brauchte Antworten zu Justins Tod, bevor die Sammlerin sich mit mir befasste. Und wenn Justin unter verdächtigen Umständen gestorben war– wie zum Beispiel, dass eine Übernatürliche verdächtigt wurde–, dann untersuchten die Magier den Fall vermutlich bereits. »Ich brauche Informationen über Justin Morgans Tod, wenn wir schon mal unterwegs sind.«
    Ausnahmsweise stellte Gil keine Fragen. Sie nickte nur und streckte die Hand nach mir aus, doch bevor sie mich noch berühren konnte, klopfte jemand an der Schlafzimmertür. Wir erstarrten beide.
    »Geh!«, formte ich stumm mit den Lippen.
    Sie verschwand ohne mich.
    Ich schlüpfte aus dem Badezimmer und sah Nathanial in der offenen Schlafzimmertür stehen, wo er sich mit jemandem unterhielt, den ich nicht sehen konnte. Er machte eine kleine Handbewegung, die entweder bedeutete: »Komm her«, oder ein nervöses Zucken gewesen war.
    Ich wollte wetten, dass es kein Zucken war.
    Geräuschlos kam ich zu ihm an die Tür. Jomar stand auf der anderen Seite. Seine allzeit verkniffene Miene vertiefte sich zu einer Grimasse, als er mich sah.
    »Die Sammlerin wünscht eure Anwesenheit«, sagte er zu Nathanial, gefolgt von einer kleinen Verbeugung aus Gewohnheit, und eindeutig nicht, weil er irgendwelchen Respekt für ihn empfand. »Von euch beiden.«
    Ich bekam keine Verbeugung. Nicht dass ich eine erwartet hätte. Der Wunsch der Sammlerin war keine Bitte. Er war eine Aufforderung. Nun, da würde sie sich langsam hinten anstellen müssen.
    Die Sammlerin saß kerzengerade in ihrem Sessel, die Zwillinge rekelten sich auf dem Zweisitzersofa neben ihr, und der Reisende stand hoch aufragend hinter ihr. Zum ersten Mal richtete sie ihre Aufmerksamkeit auf mich, als wir den Salon betraten. Das kann nichts Gutes bedeuten.
    »Was, bitte schön, ist das hier?« Sie wies auf den Tisch vor ihr. Einen Tisch, auf dem die Titelseite der Zeitung ausgebreitet lag.
    »Die tägliche Gerüchteküche?«
    Das schien sie nicht witzig zu finden.
    »Du warst gestern Nacht mit Justin Morgan zusammen, richtig?« Als ich nickte, fuhr sie fort: »Und nachdem du das Konzert mit ihm verlassen hattest, kamst du zerzaust und mit Blut auf deinem Kleid zurück, richtig?«
    »Das war mein eigenes Blut.«
    Ihre Augen blitzten schwarz.
    Ich versuchte, den Blick abzuwenden, aber ihre Macht sog mich hinein in diese Augen, in eine Welt beherrscht von ihrer Gegenwart. Ihrem

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